Anrufe von KI-generiertem Biden: Verantwortlicher verteidigt Vorgehen

Automatische Anrufe einer KI-generierten Stimme Joe Bidens haben in den USA für Aufregung gesorgt. Nachdem er enttarnt wurde, meldet sich der Verantwortliche.

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Flagge der USA

(Bild: Marian Weyo/Shutterstock.com)

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Ein Politikberater, der für einen Herausforderer von Joe Biden aus der eigenen Partei arbeitet, hat zugegeben, für die KI-generierten Anrufe verantwortlich zu sein, die vor einem Monat für Aufregung im US-Bundesstaat New Hampshire gesorgt haben. Das berichtet NBC News unter Berufung auf ein Eingeständnis des Mannes namens Steve Kramer selbst. Der hat demnach zugegeben, die Anrufe in Auftrag gegeben zu haben, aber gleichzeitig versichert, dass sein Arbeitgeber nichts davon gewusst habe. Kramer habe etwa zur Zeit der Anrufe mehr als 250.000 US-Dollar von Dean Phillips erhalten, dem letzten verbliebenden Herausforderer Joe Bidens im Vorwahlkampf der Demokratischen Partei. Der hat die Anrufe bei 5000 bis 25.000 Menschen von seiner Sprecherin verurteilen lassen.

Die KI-generierte Stimme Joe Bidens hatte im Januar versucht, Wähler und Wählerinnen der Demokratischen Partei von der Teilnahme an den dortigen Vorwahlen abzuhalten. Darüber hinaus war die Telefonnummer des angeblichen Anrufers gefälscht worden, um den Verdacht in eine falsche Richtung zu lenken. Es war unklar, ob die Verantwortlichen je gefasst werden würden, die Staatsanwaltschaft hat aber Ermittlungen aufgenommen. Am Freitag hat NBC News berichtet, dass Kramer einen Magier aus New Orleans beauftragt hat, die Stimme des US-Präsidenten für die Anrufe zu klonen. Der Mann behauptet, dass er davon ausgegangen sei, dass sein Auftraggeber für Biden gearbeitet hat, nicht für dessen Konkurrenten.

Kramer selbst gibt sich gegenüber NBC News jetzt kämpferisch. Er behauptet, bei der Aktion habe es sich um einen Akt des zivilen Widerstands gehandelt. Damit habe er auf die Gefahren von KI in der Politik aufmerksam machen wollen. Er habe damit erreichen wollen, dass mögliche Nachahmungen des Vorgehens verhindert werden. Für gerade einmal 500 US-Dollar habe er so viel Aufmerksamkeit für dieses Ziel bekommen, wie man sie sonst nur für fünf Millionen US-Dollar bekommen hätte. Auch er versichert aber, dass sein Arbeitgeber nichts von der Aktion gewusst habe. Dean Phillips bewirbt sich um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten, hat gegen Joe Biden aber keine Erfolgsaussichten.

Die gefälschten Anrufe haben die Befürchtungen bestärkt, dass mit KI-Technik auf die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen Einfluss genommen wird. Das Potenzial zur Wahlbeeinflussung sei riesig. Während sogenannte Robocalls, bei denen Maschinen bei Menschen anrufen, in den USA nicht nur zu Wahlkampfzeiten üblich sind, war der Rückgriff auf KI-Technik neu. Aus der Demokratischen Partei in New Hampshire war gefordert worden, die Verantwortlichen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu suchen. Kramer hat laut NBC News eine Vorladung der US-Telekommunikationsaufsicht erhalten und geht davon aus, von mehreren Personen verklagt zu werden. Sogar eine Gefängnisstrafe hält er für möglich.

(mho)