"Antidot-Lizenz" von SCO

Die SCO Group bietet jetzt ein Lizenzmodell für Unternehmen an, die Linux im Serverbereich einsetzen, damit sie sich "reinwaschen" können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1327 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

In der Frage möglicher Verletzungen der Rechte am Quellcode von Unix System V hat die SCO Group heute ein neues Druckmittel vorgestellt. Nachdem die Firma bereits eine Klage gegen IBM laufen hat, appellierte sie an Firmen, die Linux im Serverbereich einsetzen, sich von dem "befleckten Code" (tainted Code) reinzuwaschen. "Wir bieten ein einfaches und faires Lizenzmodell, das Firmen helfen soll, Linux in einer legal und voll bezahlten Weise einzusetzen und dabei unter dem Schutz der SCO-Rechte zu stehen", erklärte Chris Sontag, General Manager der Intellectual Property Division der SCO Group.

Sontag betonte, dass es SCO nicht um Privatpersonen und nicht um jede mögliche Linux-Installation geht, sondern nur um Linux-Server mit mehreren Prozessoren basierend auf dem Linux-Kernel 2.4, 2.5 -- und demnächst kommenden weitere Releases. "Bis zur Kernel-Version 2.2 unterstützte Linux nur 2 bis 4 Prozessoren. Danach konnte es 32 bis 64 Prozessoren bedienen, weil das technisch fortgeschrittenere symmetrische Multiprocessing (SMP) von Unix System V in einem groben Verstoß gegen alle Lizenz- und Rechtsvereinbarungen übernommen wurde", erklärte Sontag. Nach Einschätzung von SCO-Chef Darl McBride sind weltweit etwa 2,4 Millionen Linux-Server von dieser "Vergiftung" betroffen, gegen die es eine "Antidot-Lizenz" von SCO geben soll. Über den Preis der vorerst "UnixWare support runtime for binary Linux" genannten Lizenz wollte SCO noch keine Auskunft geben.

Zur Vorstellung des Angebots an Firmen, die Linux-Server installiert haben, verkündete die Firma, dass sie nunmehr die nötige Prozedur der Registrierung aller Unix betreffenden Coyprights erfüllt habe und damit juristisch bestens gewappnet sei. Der neue Kurs wird auch in der Wortwahl deutlich, wenn Linux als System mit unterschlagenem Unix-Code (misappropriated Unix Code) bezeichnet wird.

Kurz nach der Bekanntgabe des Support-Angebotes von SCO stieg die Notierung der SCO-Aktie an der Börse um 15 Prozent. Amerikanische Analysten gaben ihre Einschätzung bekannt, dass viele Firmen den von der SCO Group geforderten Schutzzoll zahlen werden. Eine Ausnahme bildete Dan Kusnetzky vom Marktforscher IDC, der die Aktion als FUD (Fear, Uncertainty and Doubt) qualifizierte. "Vielleicht mag SCO ein kurzfristiger Erfolg beschieden sein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie SCO auf lange Sicht mit dem Linux-Lager und der gesamten Open-Source-Bewegung zusammenarbeiten soll." SCO-Chef McBride hatte zuvor erklärt, dass er für die OS-Community den "größten Respekt" hege.

Siehe zu ersten Reaktionen auf den neuerlichen Vorstoß von SCO auch:

(Detlef Borchers) / (anw)