Antwort auf SpaceX: Frankreich will bis 2026 kleine wiederverwendbare Rakete

Eigentlich wollten die ESA und die ArianeGroup bis frühestens 2030 eine eigene wiederverwendbare Rakete entwickeln. Das dauert Frankreich aber zu lange.

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Die ESA will die wiederverwendbare Rakete Thermis 2023 erstmals starten.

(Bild: CNES-REAL DREAM)

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Frankreich will bis 2026 eine eigene wiederverwendbare Trägerrakete entwickeln, um auf die Konkurrenz von SpaceX zu reagieren. Das sagte Finanzminister Bruno Le Maire am Standort Vernon der ArianeGroup, wo die Rakete namens Maïa entwickelt und gebaut werden soll. Mit dem Projekt korrigiere man eine falsche Strategie, die vor zehn Jahren begonnen wurde, erklärte er und bezieht sich dabei auf die Entscheidung, die Ariane 6 erneut als Einwegrakete zu planen. Le Maire will das französische Projekt "Maïa" nun explizit nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu Europas Ariane 6 verstanden wissen. Zusätzlich zu dem – nicht wiederverwendbaren – Lastenpferd brauche Europa aber Zugang zu einer eigenen wiederverwendbaren Rakete, begründet er den Schritt.

Mit dem will Frankreichs Regierung eine Entwicklung beschleunigen, die in Europas Raumfahrtindustrie bereits begonnen wurde. Die Entwicklung einer eigenen wiederverwendbaren Rakete läuft bei Europas Weltraumagentur ESA unter dem Namen "Thermis". Dafür wird das Triebwerk Prometheus entwickelt, erstmals abheben und danach wieder landen soll die Raketenstufe inzwischen 2023. Richtige Tests waren für 2025 anvisiert, einsatzbereit soll die Rakete frühestens ab 2030 sein. Das dauert Frankreich aber offenbar zulange und nun will das Land mit eigenem Geld eine kleinere Rakete entwickeln und bauen, die schon 2026 einsatzbereit ist. Als Triebwerk ist ebenfalls Prometheus vorgesehen, das in Vernon gebaut wird.

Laut ArsTechnica soll die "Maïa" eine Tonne Nutzlast in den niedrigen Erdorbit bringen können, eine Konkurrenz für SpaceX wäre sie damit nicht. Eine Falcon 9, die nach dem Start wieder heil zur Erde zurückkehrt, schafft 15 Tonnen. Gleichzeitig ist Frankreichs Zeitplan ziemlich ambitioniert, SpaceX hat Jahre gebraucht, bis die Falcon 9 so zuverlässig geflogen ist, wie jetzt. Der Schritt der Regierung in Paris verdeutlicht vor allem, wie ernst die Konkurrenz durch SpaceX inzwischen genommen wird. Mit den wiederverwendbaren Raketen, die Nutzlast zu günstigeren Preisen ins All bringen können, hat die Firma von Elon Musk den Markt aufgerollt. Gegenwärtig nutzt SpaceX seine Kapazitäten für den raschen Aufbau des Satelliteninternets Starlink und entwickelt mit dem riesigen Starship eine wiederverwendbare Rakete in ganz anderen Dimensionen. Bei der ESA sorgt man sich, dass Musk die Regeln für die Nutzung des Weltraums insgesamt neu schreiben könnte.

(mho)