App Store bietet kostenlose Testversionen – mit Krücken

Apple erlaubt künftig seinen Entwicklern offiziell, Trials wie einst bei Shareware anzubieten. Nutzer finden sie allerdings kaum.

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Mac App Store in macOS Mojave

Der neue Mac App Store in Mojave

(Bild: Apple)

Lesezeit: 2 Min.
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Viele Jahre lang forderten Entwickler, dass Apple endlich die Möglichkeit in seinem App Store eröffne, Probeversionen ihrer Programme zu offerieren. Wie im guten, alten Shareware-Zeitalter sollte es so möglich werden, Nutzern zu erlauben, Apps zunächst einige Tage auszuprobieren, bevor dann der Vollpreis fähig wird. Mit einer Änderung seiner App-Store-Regeln, die in diesen Tagen in Kraft getreten ist, hat Apple nun endlich Erbarmen mit seinen Developern: Testversionen, sogenannte Trials, sind künftig auch für Vollpreis-Apps erlaubt. Zuvor war dies offiziell nur bei den von vielen Usern ungeliebten Abo-Programmen möglich.

Die entsprechende Passage findet sich in der umgearbeiteten Regel 3.1.1. Darin heißt es, kostenlose, zeitbasierte Testphasen dürften angeboten werden. Perfekt ist die Umsetzung allerdings leider noch nicht. Apple bedient sich einiger Krücken, um die neue Verkaufsmöglichkeit umzusetzen. So sind Apps, die Trials anbieten, im App Store nicht explizit gekennzeichnet – sie laufen schlicht im Bereich Gratisprogramme mit. Die Testphase wird zudem über einen In-App-Einkauf angestoßen, der nichts kostet, aber sonst abläuft wie ein regulärer In-App-Einkauf. Will der User nach dem Ablauf des Trials die App wirklich erwerben, muss ein erneuter – diesmal kostenpflichtiger – In-App-Einkauf erfolgen.

Daniel Jalkut, bekannter Mac-Entwickler, der unter anderem den Blogeditor MarsEdit vertreibt, bezeichnet Apples Ansatz daher als "Ersatz Free Trials". Nutzer könnten Testversionen quasi nicht auffinden, da Apple sie nicht kennzeichnet – zudem landeten sie in den falschen App-Hitlisten. Zudem können Unternehmen auch keine Bulk-Einkäufe nutzen, wenn sie ein ganzes App-Paket im Rahmen des verbilligten Volume Purchase Program erwerben möchten. Auch ein Zurücksetzen von Trialversionen ist schwierig – dazu muss ein Entwickler die App in einer komplett neuen Version veröffentlichen.

Apple hat es sich also offensichtlich zu einfach gemacht. Tatsächlich ähnelt die nun gefundene Mechanik einem Ansatz, den bereits der bekannte App-Hersteller Omni Group im Jahr 2016 mit seinem Tool OmniGraffle für macOS ausprobiert hatte. Auch dort gab es einen kostenlosen In-App-Kauf, um eine Testphase anzustoßen. Zu diesem Zeitpunkt war dieses Prinzip von Apple aber nicht offiziell genehmigt – Ärger bekam die Omni Group allerdings nicht. Entsprechend scheint Apple dieses Vorgehen mit seiner Regeländerung nun "legalisiert" zu haben, ohne technisch große Anstrengungen aufwenden zu müssen. (bsc)