Apple Card: Darum will Goldman Sachs raus aus dem Deal mit Apple

Eigentlich gilt die Apple Card als Erfolg. Bei Nutzern ist sie beliebt und Verbraucherschützer loben die Bedingungen. Doch die ausgebende Bank macht Verlust.

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(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.
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Dass die US-amerikanische Großbank Goldman Sachs (GS) mit den Zuständen bei der Apple Card unzufrieden ist, wird in der Finanzszene bereits seit Monaten kolportiert. Verluste in Milliardenhöhe könnten durch das Experiment einer Kreditkarte nur für Apple-Kunden für das Geldhaus bereits aufgelaufen sein. Apple selbst sowie die Kundschaft sind jedoch zufrieden: Das IT-Unternehmen, weil die Apple Card beliebt ist, die Kunden, weil die weitgehend digitale Kreditkarte gebührenfrei, (für die USA vergleichsweise) zinsgünstig und mit attraktiven Funktionen wie Cashback ausgestattet ist. GS hingegen würde gerne so schnell wie möglich aus dem Vertrag mit Apple. Hintergründe zu dem Dilemma liefert nun ein Artikel im Silicon-Valley-Fachblatt The Information.

Demnach herrscht hinter den Kulissen massiver Frust bei Goldman Sachs. Apple habe es dem Geldhaus, das einst plante, stärker ins Privatkundengeschäft einzusteigen, nicht einfach gemacht. Apple wollte die Karte technisch hochwertig und kundenfreundlich gestalten. GS ging es hingegen eher um Profitabilität und Einhaltung der üblichen Bankenregeln.

Das führte in der Praxis dazu, dass es Apple-CEO Tim Cook bei einem Testlauf nicht gelang, sich selbst eine Apple Card zuzulegen. Sein Antrag wurde abgelehnt, weil er von der Fraud Protection Unit der Bank als möglicher falscher Kunde geflaggt wurde. Auch ein Kreditcheck scheiterte aufgrund solcher "High-Profile"-Markierungen. Für Cook musste GS daher eine interne Ausnahme machen, sonst wäre er nicht zugelassen worden. Weitere Probleme betrafen den allgemeinen Kundenservice, so gab es Schwierigkeiten mit Rückbuchungen und zuletzt auch mit einem neuen, an die Apple Card gekoppelten Produkt – dem Apple Card Savings Account.

Auch die Regulierungsbehörde CFPB, die Finanzdienstleistungen beaufsichtigt, schaute auf das Goldman-Sachs-Privatkundengeschäft, auch hier ging es um den Umgang mit der Kundschaft. All das stört wiederum Apple sehr, das sich rühmt, seine Konsumenten stets zufriedenzustellen.

Aktuell läuft der Vertrag mit Goldman Sachs weiter und die Bank kann diesen trotz ihrer Verluste nicht einfach so beenden. Ein Versuch, das Geschäft an American Express (Amex) weiterzureichen, soll zunächst gescheitert sein. So sind die Deals mit dem Kartennetzwerk Master Card nicht vor 2026 zu beenden, Amex nutzt sein eigenes Netzwerk. Ob der Finanzdienstleister Apple als Kunden möchte, ist ebenfalls unklar, denn das Geschäft hat eine schlechte Marge.

Goldman Sachs kann derzeit weder Gelder von Händlern einsammeln noch bekommt es Jahresgebühren, Verspätungszuschläge oder Gebühren für Auslandstransaktionen, denn diese gibt es bei der Apple Card schlichtweg nicht. Immerhin ist das Cashback-Programm ("Daily Cash") Teil von Apples Ausgaben und nicht von Goldman Sachs. Geld verdient das Bankhaus vor allem von den Kreditzinsen. Das wiederum ist nicht wirklich attraktiv, so The Information.

Würde Goldman Sachs tatsächlich hinschmeißen, hätte Apple mehrere Möglichkeiten. So könnte man mit einer anderen Bank zusammenarbeiten und sich selbst um die Finanzierung und die Fraud Protection kümmern. Auch der Service wäre bei Apple unterbringbar. GS ist auch aus einem weiteren Grund kein guter Partner mehr: Das Bankhaus erlaubt es Apple derzeit nicht, die Apple Card in andere Länder zu exportieren. Doch genau das will Apple offenbar bereits seit Längerem. Der Deal mit der Bank dürfte jedoch noch mindestens anderthalb Jahre weitergehen, schreibt The Information.

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(bsc)