Apple: Französisches Urheberrechtsgesetz fördert Piraterie

Der legale Musik-Verkauf werde einbrechen, heißt es in einer Stellungnahme von Apple zur Novellierung des französischen Urheberrechts.

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  • dpa

Apple hat das in Frankreich geplante Urheberrechtsgesetz mit der Forderung nach Kompatibilität verschiedener digitaler Musikformate scharf kritisiert. Die Gesetzesnovelle wurde am Dienstagnachmittag von der französischen Nationalversammlung verabschiedet und muss nun noch vom Senat bestätigt werden. "Die französische Umsetzung der EU-Direktiven wird zu staatlich geförderter Piraterie führen", zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg aus einer Stellungnahme von Apple Computer. Der legale Musikverkauf werde einbrechen.

Mit der Endfassung sollen mit dem Gesetz erstmals auch in Frankreich Systeme zum digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM) rechtlich abgesichert und ihre Umgehung strafbar werden. Die Möglichkeiten zur Erstellung von Privatkopien oder andere Einschränkungen des Verwertungsrechts etwa zu Gunsten von Behinderten müssen bei digitalen Medien künftig hinter den technischen Schutzmaßnahmen zunächst zurückstehen. Die Novelle enthält aber auch eine relativ weite Interoperabilitätsklausel: Danach müssen die technischen Ausrüster von Kopierschutzmechanismen im Bedarfsfall alle technischen Informationen herausgeben, die für das nahtlose Zusammenspiel verschiedener Systeme und Abspielgeräte erforderlich sind. Damit soll ausdrücklich die Dekompilation von DRM-Software ermöglicht werden.

Derzeit ist beispielsweise die Kopierschutz-Software von Apple, Sony und Microsoft nicht miteinander vereinbar, Songs können nur auf bestimmten Playern abgespielt werden. So arbeitet zum Beispiel Apples iPod bei den Online-Shops, die auf DRM setzen, offiziell nur mit Apples eigenem iTunes Music Store zusammen. Von einem einheitlichen Kopierschutz könnten möglicherweise die Absätze der iPod-Player profitieren, meinte Apple allerdings. Den Filmangeboten für den iPod drohe jedoch auch eine "staatlich gesponserte Piraterie-Kultur".

Von Microsoft gab es bislang keine Kritik. "Wir werden weiter daran arbeiten, mit der Industrie gemeinsame Lösungen zu finden", zitiert Bloomberg eine Microsoft-Stellungnahme. Apple ist seit Jahren unangefochtener Marktführer bei legalen Musik-Downloads mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent. Marktbeobachter spekulieren bereits, dass Apple sich wegen des Gesetzes aus dem französischen Online-Musikmarkt zurückziehen könnte.

Zu den Diskussionen um das geistige Eigentum, zu den juristischen Streitigkeiten um das Urheberrecht und zur Novellierung des deutschen Urheberrechtsgesetzes siehe den Artikel auf c't aktuell (mit Linkliste zu den wichtigsten Artikeln aus der Berichterstattung auf heise online und zu den Gesetzesentwürfen und -texten):

(dpa) / (jk)