Apple Vision Pro im Langzeittest: Ein Flop?!? | c't 3003
Beeindruckende Technik, aber wenige Spiele, Bedienungsprobleme und unpraktisch für Brillenträger. Bleibt die AVP ein Nischenprodukt? Der c't 3003 Langzeittest.
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- Jan-Keno Janssen
Die Apple Vision Pro ist ab dem 12. Juli 2024 in Deutschland erhältlich und beeindruckt technisch mit ihrer Mixed-Reality-Funktion. Doch das 3999 Euro teure Headset hat auch Nachteile: Es gibt wenig Spiele, die Bedienung stößt an Grenzen, und für Brillenträger ist es unpraktisch. Zudem bleibt die Frage nach einer zwingenden Killer-App offen. Ohne eine günstigere Variante könnte die AVP ein Nischenprodukt bleiben. Ist VR/MR als Mainstream-Technologie damit gescheitert? Ein Langzeittest gibt Antworten.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal hier, ich sitze hier auf Bali am Strand und schreibe dieses Video auf meinem 150-Zoll-Notebook-Display und ich habe hier so vor mir auch noch irgendwelche schwebenden Fenster in die Luft gehängt. Ja, und eigentlich ließe sich das total gut aushalten hier, aber ich habe ja dummerweise über 600 Gramm Headset auf dem Kopf und das tut mir da ein bisschen weh auf der Stirn. Ihr könnt es euch vielleicht schon denken, das hier ist unser Apple Vision Pro Langzeiterfahrungsvideo, denn das Teil kommt ja jetzt auch in Deutschland in den Handel.
Vor 5 Monaten habe ich hier meine Version in den USA gekauft und inzwischen sehr viele Erfahrungen damit gesammelt. Nicht nur ich, sondern auch etliche Kolleginnen und Kollegen von heise online, ct, mac & i und ich habe das Headset auch Dutzenden von Leuten bei irgendwelchen Veranstaltungen auf den Kopf gesetzt und da auch ziemlich viel gelernt. So, und statt euch aber jetzt so ein zweistündiges Video mit technischen Details vorzusetzen, das hat ja sowieso auch schon Norm von Tested gemacht, versuche ich jetzt in 20 Minuten euch alles Wissenswerte über dieses wirklich sehr besondere Gerät zu erzählen, also meine 7 wichtigsten Erkenntnisse.
Also das ist hier nicht nur fĂĽr VR- oder Apple-Superfans, sondern das richtet sich an alle, die sich fĂĽr Technik interessieren. Und Spoiler, ich halte die Vision Pro fĂĽr ein technisches Meisterwerk, glaube aber trotzdem, dass sie floppen wird. Bleibt dran.
Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei…
Ja, also was ist die Apple Vision Pro überhaupt und was will die und was kostet die? Die Apple Vision Pro kommt ab dem 12. Juli 2024 in Deutschland in den Handel. Und die günstigste Variante kostet 3999 Euro. Ja, und ich nenne das Ding hier ab jetzt mal AVP, weil mir das leichter über die Lippen geht. Die AVP ist ein Virtual-Reality-Headset, das aber ganz wichtig kein Virtual-Reality-Headset sein soll. Also laut Apple. Gut, die nennen KI auch Apple Intelligence und haben ganz viele andere Sachen, für die sie sich halt einfach andere Wörter ausgedacht haben als der Rest der Welt.
Also AVP ist ein Virtual-Reality-Headset oder auch Mixed-Reality-Headset, weil das hier außen mehrere Kameras eingebaut hat, sodass man im Headset nicht nur komplett computergenerierte Welten sehen kann wie in Virtual Reality, sondern auch die echte Umgebung und vor allem eine Mischung daraus, also Mixed Reality. Bei Apple heißt das halt aber Spatial Computing, also räumliche EDV auf Deutsch. Und ja, das kann man so nennen, aber nennt der Rest der Welt halt anders.
Aber wenn wir sowieso gerade über Mixed Reality sprechen, die Apple Vision Pro hat hier sogar so einen Drehknopf, mit dem ich den Übergang zwischen echter und künstlicher Welt stufenlos einstellen kann. Das ist echt eine lustige Idee, finde ich. Bei dem 550-Euro-Headset Meta Quest 3 schalte ich echte Welt und VR mit so einem Doppelklopfen aufs Gehäuse um. Und daran sieht man auch recht anschaulich, in ihrer Grundfunktion kann die 4000-Euro-AVP nicht mehr als deutlich, deutlich günstigere andere Headsets.
Aber, und das muss ich auch so deutlich sagen, hatte ich noch kein Headset auf dem Kopf, das ein so beeindruckendes Bild zeigt wie die AVP. Und der Unterschied ist so groĂź, dass es Anwendungen gibt, die wirklich nur auf der AVP Sinn ergeben und nicht zum Beispiel auf der Quest 3. Und das ist direkt meine erste groĂźe Erkenntnis.
Erkenntnis Nummer 1: Die Apple Vision Pro ist extrem gut als Videokonsummaschine geeignet.
Oder sogar besser gesagt, ich kenne kein anderes Headset, auf dem ich mir überhaupt Videos angucken würde. Mit der AVP kann ich mir einfach eine riesige Leinwand aufziehen und da halt Filme, Serien oder YouTube-Videos drauf schauen. Und dank Leuten, die das Ding auseinandergebaut haben, weiß man inzwischen auch recht genau, was da für Displays überhaupt drin sind. Nämlich zwei Mikro-OLED-Bildschirme mit jeweils 3660 x 3200 Pixeln und faszinierenderweise nur 3,6 cm Durchmesser, also mini klein. Und die machen halt grob 4K-Auflösung für jedes Auge.
Und das sieht in der Praxis aber so gut aus, dass das Gehirn halt wirklich glaubt, ja, okay, das ist hier eine Kinoleinwand hier vor mir. Und das sieht auch nicht schlechter aus als auf einer Kinoleinwand, vielleicht sogar ein bisschen besser, weil halt die Projektion, die ja keine Projektion ist, aber gleichmäßiger ist. Und alle, die das auch ausprobiert haben, sagen, sieht fantastisch aus. Ja, und man kann sich diese Leinwand halt auch fast beliebig groß und klein ziehen. Also zum Beispiel, wenn man im Bett oder auf dem Sofa liegt, sodass eine Wand komplett mit Bild ausgefüllt ist. Oder man dreht die echte Welt direkt ganz weg und setzt sich oder legt sich in so einen virtuellen Kinosaal oder halt auf den Mond.
Und das habe ich mal gemacht in so einer total hektischen und unangenehm engen Flughafenlounge. Einfach AVP aufgesetzt, einfach Realität ausgeblendet und da dann schön Filme geguckt. Das war wirklich eine Wohltat. Also es war wirklich angenehm. Also generell ist Videokonsum, die von allen Leuten, die ich kenne, die sich länger mit der AVP beschäftigt haben, mit Abstand die meistverwendete Anwendung auf dem Ding. Damit meine ich jetzt erstmal normalen, flachen Videokontent. Also halt so ganz normal Netflix oder Amazon Prime. Und genau für die beiden gibt es zwar keine speziellen AVP-Apps, aber das klappt auch ganz normal im Browser. Oder sonst gibt es halt kurz mal auch so eine 6-Euro-App, die heißt Supercut. Und mit der kann man Netflix und Prime auch einigermaßen komfortabel gucken und dann auch in 4K.
Apple TV und Disney+ haben eigene Apps, mit denen man das komplette Streaming-Angebot gucken kann. Aber zusätzlich gibt es hier auch viele 3D-Filme, die ja normalerweise da nicht im Angebot sind. Das ist gerade bei Disney bzw. Pixar sehr nice, weil es da ja halt so gut wie jeden Film der letzten 15 Jahre in stereoskopischem 3D gibt. Und das macht auf der AVP natürlich besonders viel Spaß. Also mit 3D meine ich jetzt ganz normal wie im Kino, also dass man da so eine Leinwand hat und da gehen dann Sachen ja rein und raus. Aber dann gibt es ja auch noch "immersive video", wie Apple das nennt. Also das, was außerhalb Apples "180° 3D" heißt. Oder noch genauer "stereoskopisches 180° Video". Das bedeutet, dass man nicht in einen Kasten reinguckt, in dem irgendwas passiert, sondern es ist auf jeden Fall das komplette Sichtfeld ausgefüllt. Man kann sich also auch umgucken, nur eben nicht nach hinten. Das wäre dann ja "360° Video". Das gibt es auch, aber das ist wirklich dann so Spezialisten-Zeug.
Erkenntnis Nummer 2: Immersives 180° Video hat einen riesigen Sprung nach vorne gemacht.
Also natürlich erstens, weil die AVP so gute Displays hat, aber auch, weil sich in der Kameratechnik viel getan hat. Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, eine AVP auszuprobieren, dann guckt auf jeden Fall diesen "Immersive Trailer" von Apple an. Das ist wirklich absolut beeindruckend. Aber Stichwort Apple, die haben halt auch Interesse an solchen Inhalten und lassen die selbst aufwendig und teuer produzieren.
Die Frage ist, wie viele Inhalte wird es da geben noch in Zukunft? Zurzeit gibt es da auch noch nicht so richtig viel. Also es gibt zum Beispiel einmal 30 Minuten mit so einer Hochseilartistin. Es gibt einmal so einen Kurzfilm von so einem Parkour-Team, das so durch Paris parkuert. Gerade bei dem Video musste ich wirklich manchmal die Augen zumachen, obwohl ich eigentlich nicht so viel Höhenangst habe. Aber das war so intensiv, dass ich gedacht habe, oh Gott, nein, Augen zumachen. Aber wirklich toll und wirklich beeindruckend. Die Sachen findet man alle in der Apple TV-App und da braucht man nicht mal ein Apple-TV-Plus-Abo für. Das funktioniert auch ohne.
Erstaunlicherweise haben auch Erwachsenen-Inhalte in 180° 3D eine fast so gute Bildqualität wie dieser High-End-Apple-Content. Und natürlich gibt es aber solches Zeug nicht bei Apple TV und auch nicht im App Store. Man kann aber einfach auf die einschlägigen Websites im Browser gehen und dann bei den Videos auf das Headset-Symbol klicken. Mit der aktuellen Software-Version Vision OS 2 Beta 2 geht das, ohne dass man da irgendwas konfigurieren müsste. Das Stichwort ist nämlich WebXR. Das ist ein Standard, mit dem immersive Inhalte einfach im Browser auf einem Headset nutzbar sind. Und wenn ich mir das inzwischen extrem große Angebot in dieser Richtung so anschaue, gehe ich mal davon aus, dass das ziemlich viele Leute nutzen.
Erkenntnis Nummer 3: Die Bedienung ist genial, aber stößt auch schnell an ihre Grenzen.
Die AVP hat ja Eye-Tracking eingebaut, das heißt Infrarot-Kameras nach innen verfolgen die Pupillen und checken, wo man gerade so hinguckt. Und die nach außen gerichteten Kameras können dann sehen, was die Hände machen und werten zum Beispiel diese Geste hier als Klick aus. Man kann also zum Beispiel im Browser auf irgendeinen Link gucken und so machen und zack, hat man den Link angeklickt. Das geht extrem gut. Man muss die Finger dafür nicht mal so vor das Headset halten, dass die auf jeden Fall gesehen werden, sondern das reicht auch so entspannt vor dem Bauch.
Was ich ganz erstaunlich fand, dass wirklich alle Leute, die das Headset ausprobiert haben, das sofort kapiert haben. Also die konnten es sofort bedienen. Egal ob das jetzt so Tech-Freaks oder überhaupt keine Tech-Freaks waren, egal ob die jung oder alt waren, das hat immer geklappt. Bis es halt dann nicht mehr klappte. Und das ist halt das Ding, dass das Bedienkonzept wirklich darauf ausgelegt ist, dass die Blickrichtung immer total exakt erkannt wird. Und manchmal trackt das Headset leider nicht genau, wo man hinguckt und das kann einen komplett wahnsinnig machen. Beispielsweise, wenn man auf einer Website irgendwo hinklicken will, aber man trifft das nicht. Egal wie doll man das versucht, man versucht mal so ganz doll, irgendwo, die schon mal versucht, ganz doll irgendwo hinzugucken. Ja, es ist anstrengend auf jeden Fall. Also funktioniert manchmal nicht. Glücklicherweise passiert das nicht so oft, aber schon so regelmäßig, dass ich das als Problem bezeichnen würde.
Eine weitere Sache sind zusätzliche Bedienkonzepte, die nicht so intuitiv sind. Also zum Beispiel, dass man ein Fenster zumacht, indem man da so nach unten auf den Fensterrahmen guckt und dann links und dann macht man da dann die Klickgeste. Oder seit neuestem, also seit der Vision OS 2 Beta, gibt es auch Gesten für Lautstärkeregelung und um in das Kontrollzentrum zu kommen. Und auch um das Hauptmenü aufzurufen. Ja, vorher musste man halt entweder den Knopf dafür drücken fürs Hauptmenü oder für das Kontrollzentrum so ganz unnatürlich nach oben gucken, was ich ziemlich nervig fand. Und jetzt kann man die eigene Hand angucken, Daumen und Zeigefinger zusammen machen und dann die Hand umdrehen. Lässt man dann Daumen und Zeigefinger nochmal lange zusammen, dann kann man so die Lautstärke einstellen. Drückt man das kurz zusammen, dann öffnet sich das Kontrollzentrum, also mit umgedrehter Hand. Und ihr merkt jetzt schon, wie ich das so erkläre, das ist dann nicht mehr intuitiv, sondern das muss man halt lernen.
Und wenn ich ehrlich bin, ist das dann auch der Punkt, wo ich mir manchmal einen Controller gewünscht hätte, weil das einfach zuverlässiger funktioniert. Das wäre dann die Überleitung zur nächsten Erkenntnis.
Erkenntnis Nummer 4: Es gibt ziemlich wenig Spiele.
Das hätte ich nicht gedacht. Die AVP ist jetzt fast ein halbes Jahr auf dem Markt und ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass in diesem Zeitraum hunderte VR-Spiele herauskommen würden, weil man ja relativ einfache Umsetzungen von vorhandenen SteamVR- oder Meta-Quest-Spielen machen kann. Aber es ist nicht so. Es gibt vielleicht so ein grobes Dutzend AVP-Spiele in Apple Arcade, also diesem Abo-Dienst. Und das sind aber wirklich relativ lahme Umsetzungen von Casual Games wie Fruit Ninja. Und Apple scheint es gerade bei Apple Arcade total wichtig zu sein, dass die Spiele die echte Umgebung auch anzeigen. Also nicht komplett eine virtuelle Welt aufbauen. Also dass bei Fruit Ninja die Früchte halt in meiner echten Umgebung rumschwirren und nicht irgendwo anders. Aber man kann ja auch komplett virtuelle Welten aufbauen. Und solche Spiele gibt es auch, das sind aber wirklich sehr wenige.
Ein Beispiel wäre zum Beispiel der Job Simulator und Vacation Simulator. Das sind ja Klassiker. Oder auch Proton Pulse. Das ist so ein Breakout-Klon. Und das Ding hatte ich schon vor über 10 Jahren für die Oculus Rift getestet. Und hier bedient man den Schläger mit Kopfbewegung, weil damals gab es ja noch keine Handcontroller bei den ersten Rifts. Und die Vision Pro hat ja auch keine, sondern die macht halt Handtracking. Das ist zwar sehr präzise, auch präziser als das Augentracking, aber man kann damit grob gesagt nur zwei Zustände erfassen. Also Hand auf, Hand zu, nicht geklickt, geklickt. Gegriffen, nicht gegriffen. Und das ist für die meisten Spiele viel zu wenig. Die sind für unterschiedliche Buttons konzipiert. Auf Controllern. Ja, und ich denke, dass das damit zu tun hat, warum es so wenig VR-Spielumsetzungen gibt. Eventuell hat es auch mit Apple zu tun, die da blockieren im App Store. Ich glaube aber auch, dass es vor allem mit dem Controller-Problem zu tun hat.
Erkenntnis Nummer 5: Es ist immer noch unklar, was, also auĂźer Videogucken, jetzt die zwingende Killer-App fĂĽr die AVP ist.
Also nicht falsch verstehen, man kann mit der AVP super arbeiten. Also zumindest, wenn man ein Mac hat. Also sich zum Beispiel den Screen des MacBooks in die Umgebung holen und sich dann noch andere Screens oder 3D-Objekte ins Sichtfeld klatschen und sich über die tollen Umgebungen freuen, die man auch mit dem Rad rein und raus drehen kann. Ich finde auch diese super dezenten Animationen in den Umgebungen wirklich gut gemacht. Also dass sich hier die Wolken so ganz bisschen bewegen und hier so das Wasser sich so ein bisschen bewegt. Toll finde ich auf jeden Fall auch, wie immer die Hände so realistisch da ausgeschnitten werden. Und auch das ganz neue Feature, wenn die AVP ein Apple-Notebook oder eine Apple-Tastatur erkennt, wird die auch so dezent freigestellt. Wenn man also nicht zehn Finger tippen kann, dann kann man auf der Tastatur gucken, wo das @-Zeichen ist oder so. Das ist ein nettes kleines Detail.
Und insgesamt ist das natürlich alles cool und wie gesagt, man kann damit arbeiten. Aber das sind halt über 600 Gramm, die man im Gesicht hat. Und das kann man vielleicht so halb auf dem Sofa lümmelnd für anderthalb Stunden ganz gut aushalten. Und viel länger hält der Akku auch sowieso nicht. Das sind so zwei Stunden. Aber so ein ganzer Arbeitstag, das ist einfach zu heftig. Da muss man schon wirklich schmerzfrei sein. Guck mal, so sah mein Gesicht schon nach circa einer Stunde aus. Okay, da habe ich auch das einfache Solo-Band verwendet, das Dual-Knit-Band, das sogenannte. Das hat oben hier auch nochmal so ein Band, das verteilt das Gewicht also ein bisschen besser. Also es geht nicht alles aufs Gesicht. Und mit dem Dual-Band kenne ich niemanden, der oder die daran regelmäßig länger arbeitet. Und ich kenne wirklich ziemliche VR/MR-Nerds. Und das liegt auch nicht nur an den Schmerzen auf dem Gesicht, sondern halt auch, dass man für so einen Arbeitstag zwingend an der Steckdose hängen muss. Was ich persönlich ganz schrecklich finde, weil man ist da ja quasi angeleint am Kopf und kann sich nicht mehr frei bewegen. Also finde ich schwierig.
Erkenntnis Nummer 6: Kurzsichtige Menschen brauchen wirklich Kontaktlinsen oder die offiziellen Korrektur-Inserts fĂĽr 169 Euro.
Ja, bislang konnte man VR/MR-Headsets ja mit den meisten normalen Brillen darunter einigermaßen verwenden. Die Apple Vision Pro ist aber jetzt so nah ans Gesicht gebaut, dass das unter keinen Umständen geht. Das bedeutet, wenn man kurzsichtig ist, muss man entweder Kontaktlinsen reinmachen, so mache ich das, Pro-Tipp, Tageslinsen gibt es auch im Drogeriemarkt für günstig. Oder man kauft die offiziellen Zeiss-Linsen für ziemlich happige 169 Euro. Ich hatte bislang für alle meinen Headsets immer die deutlich günstigeren Inserts des deutschen Herstellers VR Optica für 69 Euro benutzt. Die haben immer super gut funktioniert. Und das sind übrigens sogar auch Zeiss-Gläser. Aber bei der AVP funktionierten in unseren Tests leider keinerlei Linsen von Drittherstellern. Dafür müsste es wahrscheinlich einen Weg geben, der AVP irgendwie mitzuteilen, dass hier gerade andere Linsen drin sind. Und das unterstützt Apple bislang nur bei den Original-Linsen. Da kriegt man nämlich so einen Code, den man abscannt und dann weiß das Headset, ah, hier sind die und die Linsen drin, ich schalte mich so und so um.
Ja, und all das ist natĂĽrlich fĂĽr Teams ein Problem, bei denen sich vielleicht mehrere Leute gemeinsam eine AVP anschaffen wollen. Also man braucht dann nicht nur jeweils andere Gesichtspolster fĂĽr unterschiedliche Personen, weil da misst Apple vorab das Gesicht aus. Und es gibt Dutzende unterschiedliche Gesichtspolster, damit die perfekt passen, sondern auch individuelle Linsen-Inserts natĂĽrlich, also je nach Kurzsichtigkeit. Also das solltet ihr unbedingt beachten, wenn ihr euch so ein Ding kaufen wollt und das teilen wollt.
Erkenntnis Nummer 7: Das AuĂźendisplay, das braucht niemand.
Und das funktioniert auch nicht richtig. Die Apple Vision Pro berechnet ja eine sogenannte Persona, also ein 3D-Modell von der Person, die das Teil auf dem Kopf hat, und setzt dann Mimik und Echtzeit auf dieses 3D-Modell um. Das ist ziemlich cool, also da sind Kameras nach innen gerichtet, das heiĂźt, ich kann mit der AVP auf dem Kopf an einem Teams- oder Zoom- oder FaceTime-Meeting teilnehmen und bin dann da, als einigermaĂźen lebensecht animierter Avatar zu sehen. Und wenn ich Mund und Augen verziehe so unter dem Headset, dann macht das der Avatar auch. Das ist cool, das ist praktisch, weil, also ich will ja nicht mich mit der Kamera aufnehmen, wie ich so ein Headset auf dem Kopf habe, sondern das ist ja viel besser so. Und das funktioniert auch seit der ersten Softwareversion, die ich getestet habe, ist aber jetzt mit den neuen Versionen nochmal wirklich besser geworden.
Allerdings gibt es ja auch das sogenannte Eyesight. Das ist so ein Außendisplay auf dem Headset, wo die Augen des Avatars angezeigt werden, auch in Echtzeit, auch wenn man die Augen auf und zu macht. Ja, das ist ja offenbar dafür, damit Außenstehende sehen, dass sie mit Menschen kommunizieren können und nicht so, dass der Mensch darunter halt nicht so abgeschottet wirkt unter dem Headset. Das Problem ist nur, das Display ist so dunkel, dass man das oft überhaupt nicht erkennen kann, ob da überhaupt Augen drauf sind oder nicht. Und die sehen auch nicht lebensecht aus, sondern die sehen eher ein bisschen gruselig aus. Es macht mich also nicht menschlicher, finde ich, sondern eher im Gegenteil.
Mein Fazit
Ich halte die Apple Vision Pro nach wie vor für ein technisches Meisterwerk. Also vor allem die Bildqualität ist wirklich immens gut. Aber in der aktuellen Form kann ich mir unter keinen Umständen vorstellen, dass das ein Erfolg wird, vor allem, weil das Gerät einfach 4000 Euro kostet. Und das in der Variante mit dem kleinsten Speicherausbau, also mit 256 Gigabyte. Wenn Leute für ihr meistgenutztes Arbeitsgerät 4000 Euro ausgeben, dann empfinde ich das schon als viel. Aber ja, dann kann man sich ja irgendwie sagen, okay, damit verdiene ich mein Geld. Da kann ich also ausnahmsweise so viel ausgeben. Aber für so ein Ding, das man, wenn überhaupt, nur ein paar Stunden pro Woche verwendet und dann auch eher so als Freizeitgerät, so als Fernsehersatz, habe ich ja gerade schon gesagt, dass die meisten Leute das machen, schwierig. Also es gibt da bestimmt ein paar Leute, die das kaufen, aber das sind nicht so viele, würde ich sagen.
Ich kann mir vorstellen, dass Apple das irgendwann nochmal mit einer günstigeren Variante versucht, also zum Beispiel ohne dieses sowieso unbrauchbare Eyesight-Display da draußen. Und ja, wenn das dann auch nicht genügend Leute kaufen, dann wird es das voraussichtlich gewesen sein mit Apple Vision. Und dann wird es das womöglich auch generell mit VR/MR gewesen sein, also als Mainstream-Thema. Also Sony hat ja auch schon unterschwellig die PSVR2 beerdigt. Da kommt ja auch nie mehr wirklich viel. Auch so VR-Hardware-Projekte von anderen Herstellern, das waren immer nur so Kurzzeitsachen. Und wenn das jetzt nicht mal Apple hinbekommt, die Leute davon zu überzeugen, sich Displays aufs Gesicht zu schnallen, ja, da sehe ich irgendwie ein bisschen schwarz. Also ich rede hier jetzt wirklich nur von VR/MR als Mainstream-Produkte. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Jahrzehnten immer Headsets als, ja, Fan-Nischenprodukte geben wird. Also für so Flug- und Fahr-Simulationsleute zum Beispiel, für irgendwelche Visualisierungen. Und vermutlich wird auch hin und wieder mal ein interessantes Spiel dafür rauskommen. Aber die Hoffnung vom Metaverse als weltveränderndes Riesending, also so wie das Smartphone, also als Spatial Computing als der Standardmodus, mit dem wir irgendwie Technik bedienen, also das kann man sich, glaube ich, alles abschminken. Also zumindest Stand jetzt.
Ja, aber wer weiß, ich bin ja auch viel zu pessimistisch. Vielleicht kriegt das ja auch noch irgendjemand hin. Vielleicht kriegt das Apple sogar hin. Aber wenn, dann nicht mit der aktuellen Generation der Apple Vision Pro, sondern mit einem Nachfolgeprodukt. Oder wie seht ihr das? Habt ihr die Apple Vision Pro schon vorbestellt? Oder wollt ihr zumindest mal eine Demo buchen im Apple Store? Das kann ich euch übrigens echt empfehlen. Kann man online machen, ist auch kostenlos und dann könnt ihr mal ein Gefühl dafür kriegen. Oder sagt ihr auch, interessiert mich alles die Bohne, lasst mich in Ruhe mit dem Headset-Kram. Und gerne in die Kommentare schreiben, lesen wir alles und abonnieren natürlich. Ach so, ich sollte irgendwas machen. Irgendjemand fragte, ob ich wirklich alle Kommentare lese und dann sollte ich irgendeine Kopfbewegung machen. Fällt mir gerade ein. Ich weiß es nicht mehr. Aber ich habe auf jeden Fall wirklich alle Kommentare gelesen und das mache ich bei jedem Video. Also, tschüss.
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(jkj)