Apple im Höhenflug: 9 iPhones pro Sekunde

Apples jüngste Quartalszahlen fordern die menschliche Vorstellungskraft heraus: Pro Sekunde wurden mehr als neun iPhones ausgeliefert. Und Apple saß am Ende auf einem Geldgebirge von 158 Milliarden Euro.

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Dame hält iPhone 6 in die Kamera

Fleißaufgabe für zu Hause: Wieviele Milliarden Transistoren wanderten in iPhones in dem Quartal über den Ladentisch? Der A8-Chip des iPhone 6 hat alleine schon zwei Milliarden Transistoren.

(Bild: dpa, Angelo Carconi)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die jüngsten Quartalszahlen Apples verleiten zu Adjektiven von traumhaft bis obszön. Der Konzern setzt 74,6 Milliarden Dollar um und schaffte eine Bruttomarge von fast 40 Prozent. Apple schafft es also, erstaunlich hohe Preise zu behaupten. Löwenanteil daran hat das Ende September in den Markt gebrachte iPhone 6 (Plus). 74,5 Millionen iPhones konnte Apple in den drei Monaten bis 27. Dezember 2014 absetzen. Das sind etwa neuneinhalb iPhones pro Sekunde. Pro S E K U N D E.

Und wahrscheinlich wäre noch mehr gegangen, hielte dieser Planet ausreichende Fertigungskapazitäten bereit. Nicht umsonst kauft Apple schon mal einen Lieferanten, anstatt einfach nur eine Bestellung aufzugeben.

IPhones brachten Apple mehr als zwei Drittel des Umsatzes, nämlich 51,2 Milliarden Dollar. Der Rest verblasst daneben:

Tablets?

Auf unter neun Milliarden Dollar abgestürzt.

Macs?

Naja, die nähern sich langsam der Sieben-Milliarden-Marke.

Was ist mit iTunes Store, App Store, Mac App Store, iBooks Store, AppleCare, Apple Pay, Lizenzeinnahmen und all den anderen Dienstleistungen?

Lieb! Die schafften fast 4,8 Milliarden Dollar oder gut sechs Prozent des Konzernsumsatzes. Und bitte fragen Sie jetzt nicht nach iPods, AppleTV, Beat und dem ganzen Zubehörkram. Lächerliche 2,7 Milliarden.

Auch die geographische Verteilung der Einnahmen gerinnt nicht zum Haar in der Suppe. Während viele Unternehmen im Silicon Valley ihr Geld hauptsächlich in den USA verdienen, kommen bei Apple inzwischen rund zwei Drittel aus dem Ausland. Da knabbert der steigende Dollar zwar an den Erlösen, aber das ist eben der Preis für das besser verteilte geopolitische Risiko.

Apples neuer Campus in Cupertino soll Ende 2016 fertig werden.

(Bild: dpa, Foster + Partners/Handout)

Gerade im Großraum China, zu dem Apple neben der Volksrepublik und deren Sonderzonen Hongkong und Macau auch Taiwan zählt, gab Apple so richtig Gas. Der Umsatz sprang dort im Jahreabstand um 70 Prozent, im Vergleich zum unmittelbar vorangegangenen Quartal sogar um 157 Prozent.

Bislang waren in China vor allem günstige Geräte gefragt. Das hat sich geändert: Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma Canalys war das iPhone in China im Schlussquartal 2014 das bestverkaufte Smartphone. Der Großraum China wiegt damit für Apples Umsatz schon fast gleich viel wie Europa, der Nahe Osten und Afrika zusammen (EMEA). Der Rest der Welt legte 20 bis 33 Prozent zu, nur Japan hinkt in der Apple-Liga mit acht Prozent Umsatzwachstum hinterher.

Apples Reingewinn in Weihnachtsquartal erreichte enorme 18 Milliarden Dollar, was medial als Weltrekord abgefeiert wird. Das bringt die Sache auf den Punkt, auch wenn es inflationsbereinigt für die Menschheitsgeschichte vielleicht nicht stimmen mag.

Dass es auf dem Papier in jüngerer Vergangenheit eine profitablere Firma gab, trübt die Jubelstimmung der Apple-Fans nicht: Die US-Hypothekenbank FannieMae hat im ersten Quartal 2013 rund 59 Milliarden US-Dollar als Nettogewinn ausgewiesen. Das beruhte aber vor allem auf der Auflösung nicht mehr erforderlicher Rücklagen.

Apple legt das Geld erst einmal auf die hohe Kante. Die mutiert vom Geldberg zum Geldgebirge: 178 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 158 Milliarden Euro, besitzt Apple bereits in Bargeld und Geldanlagen. Das ist mehr als das Bruttonationaleinkommen (BNE) so mancher Staaten.

Und dabei reden wir nicht von elendsarmen Wüstenstrichen mit 20 Jahren Bürgerkrieg. In der UNO-Liste der Bruttonationaleinkommen 2013 würde sich Apple auf Platz 55, vor dem Öl-Emirat Kuwait einordnen, und rund 140 weitere Länder hinter sich lassen. Auch elf EU-Länder hätten in diesem Vergleich das Nachsehen: Ungarn, Slowakei, Luxemburg, Kroatien, Bulgarien, Slowenien, Littauen, Lettland, Zypern, Estland und Malta.

Senglea auf Malta. 20 Jahre Bruttonationaleinkommen Maltas würden schon fast Apples Geldspeicher füllen.

(Bild: gemeinfrei (via Wikimedia))

Wie schön also, dass Bill Gates Apple im August 1997 vor dem Ruin gerettet hat. Damals reichte es, dass Microsoft Apple-Aktien im Ausmaß von 150 Millionen Dollar kaufte. Die damaligen Apple-Fans waren wütend, doch es trieb den Aktienkurs am selben Tag auf über 26 Dollar. Tags darauf ging es noch höher, dann wieder schnell bergab. Doch Finanzkreise fassten nach Microsofts Einstieg wieder Vertrauen in Apple.

Berücksichtigt man die inzwischen erfolgten Aktiensplits entsprach das damalige Zwischenhoch rund einem Dollar in heutigen Apple-Aktien. Dienstagabend waren diese Aktien zum Schluss des nachbörslichen Handels 115,40 US-Dollar wert. Manche Analysten erwarten sogar einen Preis von 150 Dollar. (ds)