Apple und das iPhone: Gutes Zeichen, schlechtes Zeichen

Die Experten an den Finanzmärkten sind sich nicht ganz einig, ob die von Apple vorgenommene Preissenkung des iPhones für einen bisher enttäuschenden Absatz oder den weiteren Ausbau des Marktanteils steht.

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200 Dollar sind viel Geld. Das finden vor allem die zahlreichen Apple-Fans, die vor erst wenigen Wochen ein iPhone für 600 US-Dollar gekauft hatten und dann zusehen mussten, wie Apple den Preis drastisch um ein Drittel senkt. Den erbosten Early Adopters kommt Apple nun auf halbem Weg entgegen. Weniger leicht dürfte sich die Skepsis an der Börse zerstreuen lassen.

Für viele Analysten ist der frühe und tiefe Einschnitt in den Verkaufspreis ein deutliches Zeichen, dass der Absatz des iPhones offenbar nicht ganz so geschmiert läuft wie von Apple insgeheim erwartet. Zwar ist der Hersteller nach eigenen Angaben auf dem Weg, die für das Quartal angepeilte Million Stück zu erreichen. "Ich nehme an, dass man intern von höheren Absatzzahlen ausgegangen ist, sonst würde man die Preise nicht senken", vermutet dagegen Roger Entner von IAG Research in der Financial Times Deutschland.

Diese Sicht teilen auch andere Finanzexperten. Die Börse hatte zwar mit einer Preissenkung gerechnet, nur nicht so früh – und auch nicht so drastisch. Apple habe im ganzen Juli so viele iPhones verkauft wie in den ersten zwei Tagen Ende Juni, unkt Roger Kay von Enterpoint in der Finanzzeitung. "Nach dem ganzen Hype ist der Lack ab." Ähnliche Töne kommen von Gartner, die ein klares Indiz dafür sehen, dass der Absatz auf einem Niveau angekommen ist, mit dem Apple nicht mehr glücklich sein kann. Außerdem machen sich die Börsianer Sorgen um die Marge, auch wenn die einen tiefen Preisschnitt durchaus hergibt – nach einer Analyse von iSuppli kostet das 8-GByte-Modell, das bis vor Kurzem noch für 600 US-Dollar im Laden stand, in der Herstellung nur 280 US-Dollar.

Doch übt sich die Analystenschar nicht durchgehend im Schwarzsehen. Einige Vertreter der Zunft deuten die Preissenkung auch positiv. Mittelfristig dürfte Apple von dem Schritt profitieren, meint RBC Financial, weil der Hersteller rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft mit dem hohen Preis ein wesentliches Kaufhemmnis gesenkt habe. Jetzt könne Apple seine Marktposition weiter ausbauen, bis die Wettbewerber mit ähnlichen Produkten nachziehen. Andere Stimmen halten es in dieser Hinsicht auch für sinnvoll, aus der Marge in den Ausbau des Marktanteils zu investieren, zumal Apple sich als Neuling mit gut aufgestellten Wettbewerbern messen muss.

Einige Analysten, darunter die Experten der Bank of America, rechnen nach der Preissenkung und der Aufgabe des 4-GByte-iPhones mit einem neuen Top-Modell. Das könnte noch im laufenden Quartal passieren; erwartet wird die weltweite Einführung eines UMTS-Modells. Einig sind sich die Börsengurus nur darin, dass Apples Aktie etwas von den im Vorfeld der iPod-Präsentation erlangten Kursgewinnen wieder abgeben wird, sich aber schnell wieder erholen wird.

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(vbr)