"Gewalt"! "Marktdominanz"! Apple und Facebook überziehen sich mit Vorwürfen

Die Konzernchefs Tim Cook und Mark Zuckerberg haben die Firma des jeweils anderen scharf kritisiert – allerdings aus ganz anderen Richtungen.

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Mark Zuckerberg kritisiert Apples unverschlüsseltes iCloud-Backup.

(Bild: dpa, Marcio Jose Sanchez/AP)

Lesezeit: 2 Min.

Der Konflikt zwischen Apple und Facebook spitzt sich zu. Unabhängig voneinander haben die beiden Konzernchefs, Tim Cook und Mark Zuckerberg, die Unternehmungen des jeweils anderen scharf kritisiert. Cook teilte auf der virtuellen Datenschutzkonferenz "Computers, Privacy, and Data Protection" (CPDP) Ende vergangener Woche in Brüssel mit, die Welt befinde sich derzeit "in einem Moment ungezügelter Desinformationen und Verschwörungstheorien, geschmiert von Algorithmen".

Man dürfe nicht länger wegschauen, dass noch immer die Techniktheorie gelte, dass "jegliche Form von Engagement gutes Engagement" sei, betonte Cook vor der Konferenz. Mit dem Begriff fassen soziale Netzwerke die Nutzung ihrer Angebote. Dabei würde zudem das Ziel verfolgt, "so viele Daten wie möglich" zu sammeln, ergänzte Cook. Man dürfe nicht mehr so tun, dass dieser Ansatz keine Kosten mit sich bringe: "Die Polarisierung der Menschen, das verlorene Vertrauen und, ja, Gewalt."

Zwar nannte Cook Facebook explizit nicht, doch die Konferenzteilnehmer dürften gewusst haben, wen er hier vor allem meint. Apple hatte erst kürzlich in Nutzerdokumentationen keinen Hehl daraus gemacht, dass eine neue Funktion zum Trackingschutz auch gegen das soziale Netzwerk gerichtet ist – Facebook tauchte auf Screenshots auf.

Facebook-Boss Zuckerberg äußerte sich zu Apple wiederum ganz klar – im Analystengespräch zu den Quartalszahlen des Unternehmens, ebenfalls Ende letzter Woche. Dabei ging er explizit auf den neuen Trackingschutz ein, gegen den das soziale Netzwerk womöglich gar per Kartellklage vorgehen will. "Apple mag behaupten, dass sie es tun, um den Leuten zu helfen – aber ihre Schritte folgen klar ihren Wettbewerbsinteressen", kritisierte der Facebook-CEO. "Ich möchte betonen, dass wir Apple verstärkt als einen unserer größten Konkurrenten sehen."

Neben der Trackingthematik schoss sich Zuckerberg auch auf Apples Chatdienst iMessage ein, der mit Facebooks Angeboten WhatsApp und Messenger konkurriert. Der Apple-Service sei auf allen iPhones vorinstalliert und werde dort bevorzugt, kritisierte er. Chat-Inhalte bei WhatsApp seien dank Komplett-Verschlüsselung grundsätzlich nur für die Beteiligten im Klartext verfügbar, betonte der Facebook-Chef. Apple aber speichere standardmäßig iMessage-Backups ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf seinen Servern, wenn man den iCloud-Dienst nicht ausschalte. "Apple und Regierungen haben die Möglichkeit, sich Zugang zu Nachrichten der meisten Leute zu verschaffen", so Zuckerberg in einer ungewohnten Rolle als Datenschützer. (bsc)