Humanoider Allzweckroboter: Apptroniks Apollo bald fit für die Arbeitswelt

Apptroniks humanoider Roboter Apollo befindet sich noch im Alphastadium, trotzdem soll er bald auf den Markt kommen.

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Der Apollo-Roboter trägt eine Last, soll aber noch mehr können.

(Bild: Apptronik)

Lesezeit: 4 Min.

Apptronik hat über die letzten acht Jahre an verschiedenen humanoiden Robotern gearbeitet. Nun will die Firma mit Apollo die richtige Plattform gefunden haben, um ihn für Arbeiten in menschlicher Arbeitsumgebung einsetzen zu können. Der zweibeinige Roboter befindet sich zwar noch im Alpha-Entwicklungsstatus, soll aber bald auf den Markt kommen.

Der Apollo-Roboter hat mit 1,70 m in etwa die Größe eines Menschen. Er wiegt 73 kg und verfügt über eine austauschbare Batterie, die ihm eine Laufzeit von etwa vier Stunden verschafft. Mit seinen beiden Armen kann er Lasten von bis zu 25 kg tragen. Damit soll er etwa in der Logistikbranche arbeiten können, beispielsweise um Beladungsarbeiten durchzuführen. Denkbar ist auch als eines der ersten Einsatzgebiete die Handhabung von Koffern auf Flughäfen.

Apollo wurde jedoch als Allzweckroboter konzipiert und tritt damit in Konkurrenz zu Teslas Optimus Bot, Sanctuary AIs Phoenix sowie dem Figure-Roboter Figure 01. Als solch universell einsetzbarer Roboter soll er auch in der Fertigung tätig werden können, um an der Seite von Menschen kollaborativ zu arbeiten. Dort soll er dann auch Arbeiten durchführen, die etwa schwer, stupide oder gefährlich sind und von Menschen nicht so gerne ausgeführt werden.

Bisher hat Apptronik noch nicht allzu viele Roboter gebaut. Insgesamt sind es zwei, vier weitere befinden sich derzeit im Bau. Um die Kosten habe man sich dabei zunächst nicht gekümmert, sagt Jeff Cardenas, CEO von Apptronik, in einem Interview gegenüber IEEE Spectrum. Man habe einfach die besten Komponenten verwendet, die verfügbar waren. Um die Kosten wollte man sich später kümmern. Das habe man bei der Alpha-Version des Apollo nun getan. Allerdings solle man nicht glauben, dass bei der Abnahme hoher Komponenten-Stückzahlen, etwa von Aktuatoren, der Preis dafür gleich in den Keller ginge. Motortreiber und Aktuatoren machen mit 60 Prozent den Löwenanteil an den Gesamtkosten aus.

Um hier überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen, habe Apptronik etwa 13 komplett verschiedene Aktuatorensysteme entwickelt, um so ein Gleichgewicht zwischen Preis und Funktionalität auszuloten. Das aktuelle Antriebskonzept verwende etwa ein Drittel weniger Komponenten als Systeme früheren Entwicklungsstadiums. Auch sei die Montagezeit gesunken. Der Blick gehe aber langfristig dahin, weg von Anbietern zu kommen, die Aktuatoren aus einer Hand liefern. Stattdessen konzentriere sich Apptronik darauf, einzelne Komponenten für den Bau zu finden, die frei und in der nötigen Menge verfügbar sind. Apptronik ist überzeugt, die Kosten so langfristig im Griff halten zu können. Cardenas geht davon aus, dass ein solcher humanoider Roboter weniger als 50.000 US-Dollar kosten muss. Zum Vergleich: Tesla-Chef Elon Musk hat für seinen Optimus Bot eine Zielmarke von 20.000 Dollar anvisiert.

Bei Apollo hat Apptronik bewusst auf die Verwendung von Händen mit fünf Fingern verzichtet. Es gäbe schon genug Herausforderungen und Komplexitäten zu bewältigen. Deshalb hat Apptronik ein modulares Handgelenks-System entwickelt, an das sich beliebige Hände anschließen lassen. Je nach Einsatzzweck können die Hände einfacher ausgestaltet sein. Langfristig setzt Apptronik jedoch auch auf Roboterhände mit mehreren Fingern.

Von dem Konzept eines humanoiden Roboters mit zwei Beinen statt etwa mehreren Rädern ist Apptronik derweil überzeugt. Nur so könne der Roboter ohne Umbauarbeiten in Umgebungen eingesetzt werden, die eigentlich für Menschen entwickelt worden sind. Zudem seien Beine dafür ausgelegt, bei beengten Platzverhältnissen noch eine gute Bewegung zu ermöglichen. Dabei müsse allerdings sichergestellt sein, dass Apollo nicht umfällt und dabei Schaden nimmt.

Apptronik will nun insgesamt zehn Pilot-Roboter bauen und testen. Zunächst werden sie für Kommissionierungsarbeiten optimiert. Danach sollen die Roboter für den Einsatz in der Produktion fit gemacht werden. Der Zeitplan, den sich Apptronik dafür stellt, ist "aggressiv": Bereits Ende 2024 soll der Roboter kommerziell freigegeben werden.

(olb)