Arzneimittelkauf im Internet legt zu

Der Bitkom feiert die Liberalisierung des Arzneimittelmarkts. Der Verband der Versandapotheken ist derweil besorgt über die elektronische Gesundheitskarte – und muss nach dem Kauf einer Apotheke durch DocMorris über dessen Aufnahmeantrag entscheiden

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Von
  • Detlef Borchers

Die Liberalisierung im Arzneimittelmarkt ist nach Ansicht des IT-Branchenverbandes Bitkom auf dem richtigen Weg. Mit einer Mitteilung feierte der Bitkom die Statistik, dass jeder dritte Internet-Nutzer von der Möglichkeit Gebrauch macht, Arzneimittel über das Internet zu bestellen. Das entspricht laut Bitkom einem Marktanteil von 1,5 Prozent, der von den Versandapotheken gehalten werde. Seit der Freigabe dieser Verkaufsform Anfang 2004 hätten 1.250 von insgesamt 21.500 Apotheken die Zulassung als Versandapotheke erhalten. Ihr Marktanteil bei den Arzneimitteln werde bis zum Jahre 2010 auf voraussichtlich 10 Prozent steigen.

Beim Bundesverband der deutschen Versandapotheken (BVDVA) ist man über das Umsatzwachstum nicht überrascht. Die Steigerung habe sich schon Ende letzten Jahres bemerkbar gemacht, betonte eine Verbandssprecherin gegenüber heise online. Größere Sorgen macht dem Verband dagegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), auf der die einzulösenden Rezepte gespeichert werden. Bereits Mitte Juni hatte sich der Verband bei Gesundheitsministerin Ulla Schmidt beschwert, dass keine einzige zugelassene Versandapotheke bei den anlaufenden Feldtests der eGK dabei sei. Eigens für Online- beziehungsweise Kioskbestellung von Arzneimitteln ist eine der drei PIN-Nummern der eGK zuständig. Über die Eingabe der so genannten "PIN.Home" authentifiziert, sollen Versicherte elektronische Rezepte zu einer Versandapotheke schicken können. Ob dieses Verfahren ankommen wird, darüber gibt es derzeit nur Vermutungen.

Der BVDVA hat noch andere Probleme. Seit vier Wochen ist der niederländische Arzneimittelversender DocMorris mit einer Apotheke in Saarbrücken angetreten, den deutschen Markt zu erobern. Innerhalb eines Monats konnte die aufgekaufte Apotheke ihren Umsatz vor Ort verdoppeln. Sie hat nun einen Antrag auf Mitgliedschaft im BVDVA gestellt, über den beraten werden muss. Ein niederländischer Internet-Versender, der gleichzeitig als deutsche Versandapotheke arbeiten kann, würde sicher eine weitere Liberalisierung des Marktes ankurbeln: In den Niederlanden dürfen die Pharmazeuten ihren Kunden die Arzneimittelzuzahlungen erlassen. Dabei ist es juristisch noch umstritten, ob der Aufkauf einer Apotheke durch eine Kapitalgesellschaft – die den "eingekauften" Apotheker als apothekenrechtlich verantwortlichen Inhaber einstellt – überhaupt zulässig ist. (Detlef Borchers) / (jk)