Astronomie: Außergewöhnlich helle und ungewöhnlich abgelegene Supernova entdeckt
Wissenschaftler haben das Ende eines riesigen Sterns beobachtet, das gleich eine ganze Reihe an Rätseln aufgibt. Weitere Analysen sollen Antworten liefern.
Astronomen haben mithilfe mehrerer Teleskope eine außergewöhnliche Supernova gefunden, die die aktuellen Theorien zum Sterben von Sternen vor Probleme stellt. Das berichtet das Harvard–Smithsonian Center for Astrophysics und erklärt dabei, dass das ungewöhnliche Objekt bereits im November 2016 in den Daten des revolutionären ESA-Teleskops Gaia entdeckt worden sei. Bei Folgebeobachtungen der etwa eine Milliarde Lichtjahre entfernten Supernova mit dem Namen SN 2016iet seien Eigenschaften entdeckt worden, "für die es in der existierenden astronomischen Literatur keine Entsprechungen gibt".
Anders als alle anderen Supernovae
Mit dem MMT Observatory in Arizona und den beiden Magellan-Teleskopen am Las-Campanas-Observatorium in Chile habe man dann herausgefunden, dass sich die Supernova in Bezug auf alle beobachteten Eigenschaften von bisherigen Supernovae unterscheide. Das haben die Forscher nun anlässlich der Veröffentlichung ihrer Analyse im Astrophysical Journal zusammengefasst. Anders als bei früheren Objekten dürfte es sich um die erste wirkliche Paarinstabilitätssupernova handeln, bei der der ursprüngliche Stern vollständig zerrissen wird. SN 2016iet könnte damit zeigen, wie die massereichsten Sterne, aber auch die ersten des Universums sterben. Einen sicheren Nachweis für diesen theoretisch beschriebenen Prozess gab es bislang nicht, sagen die Forscher.
Die Forscher gehen davon aus, dass SN 2016iet einst als sehr großer Stern entstanden ist und etwa 200 Mal die Masse unserer Sonne in sich vereinte. Das geschah demnach "mysteriöserweise" rund 54.000 Lichtjahre vom Zentrum seiner heimatlichen Zwerggalaxie entfernt. Innerhalb von nur wenigen Millionen Jahren habe der Stern dann 85 Prozent seiner Masse wieder verloren, bevor dann die finale Explosion stattfand. SN 2016iet ist demnach so hell und räumlich isoliert, dass sie – anders als andere Supernovae – noch auf Jahre hinaus zu beobachten sein wird. "Wir können es nicht erwarten, welche Überraschungen sie noch für uns bereithält", erklärt Sebastian Gomez von der Harvard University.
Sterne mit besonders wenigen Elementen außer Wasserstoff und Helium brennen Theorien zufolge in astronomisch äußerst kurzer Zeit aus und explodieren, ohne Überreste zu hinterlassen. Gerade deshalb ist der Ort, an dem SN 2016iet zerstört wurde, so außergewöhnlich. Sterne entstehen normalerweise in Gebieten mit viel Ausgangsmaterial. SN 2016iet war vor seinem Ende sehr massereich und gleichzeitig sehr abgelegen: Sollte er sich in seiner kurzen Lebenszeit so weit von seiner Heimat entfernt haben, müsste er mit außergewöhnlich hoher Geschwindigkeit aus der Galaxie geschleudert worden sein. Möglicherweise entstand er aber auch in einem Sternenhaufen, der von uns aus nicht zu sehen ist. (mho)