Astronomie: Außergewöhnlich kompaktes Dreifachsternsystem mit bewegter Historie

Ein ungewöhnlich kompaktes und massereiches System aus drei Sternen könnte einst aus vier bestanden haben. Das legen Modelle nahe. Es ist bislang einzigartig.

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So könnte das System einst ausgesehen haben.

(Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA)

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Ein äußerst ungewöhnliches Dreifachsternsystem, das vor wenigen Monaten entdeckt wurde, hat womöglich ursprünglich aus vier Sternen bestanden, von denen zwei kollidiert sind. Das haben Modellierungen einer Forschungsgruppe in Dänemark ergeben, genauere Beobachtungen müssten das aber noch bestätigen. Die Sterne in dem System sind ungewöhnlich massiv: Es besteht aus zwei Sternen, die zusammen auf zwölf Sonnenmassen kommen und einander in einem Erdtag umkreisen. Der dritte im Bunde umkreist sie etwa alle zwei Monate und kommt noch einmal auf 12 Sonnenmassen. Anfangs hatte es so ausgesehen, als ob es sich insgesamt um ein Doppelsternsystem handelt, dann war aber der ungewöhnliche Aufbau entdeckt worden.

Entdeckt worden war die Besonderheit des Systems mit der Bezeichnung TIC 470710327 durch Amateurastronomen und -astronominnen, die öffentliche Daten des Exoplanetenjägers TESS der NASA durchsucht haben, erklärt das Niels-Bohr-Institut. Sie hätten auf Anomalien in dem Sternsystem hingewiesen, woraufhin entdeckt worden sei, dass es dort insgesamt drei Sterne gibt. Es sei das erste derart kompakte und gleichzeitig so massereiche Dreifachsternsystem, das bislang entdeckt wurde. Wie einzigartig es tatsächlich ist, möchte das Team herausfinden. Zwar kennen wir bereits viele Dreifachsysteme, aber die Masse der Sterne sei zumeist signifikant kleiner, meint Alejandro Vigna-Gómez, der die Analyse geleitet hat.

Für die Entstehung des Systems habe es unterschiedliche Theorien gegeben, ergänzt er noch. So sei es vorstellbar, dass die inneren zwei Sterne zusammen entstanden sind und den dritten Stern erst nachträglich eingefangen haben. Oder aber es seien zuerst zwei Doppelsternsysteme entstanden, bei dem ein Paar schließlich fusioniert sei. Bei einer Simulation mit 100.000 Durchläufen habe sich letzteres als wahrscheinlichste Erklärung herauskristallisiert. Aber auch wenn man jetzt ein Modell habe, reiche das nicht aus. Mit einem geeigneten Teleskop soll das System jetzt weiter erforscht werden. Gleichzeitig fordert das Team die Wissenschaftsgemeinde auf, in den zugänglichen Daten nach ähnlichen Sternsystemen zu suchen. Nur so könne man verstehen, was man hier vor sich habe. Die Forschungsarbeit ist in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erschienen.

(mho)