Astronomie: Bislang übersehener Stern bei Beteigeuze Ursache für Verdunkelungen?

Anhand regelmäßiger Verdunkelungen versucht die Forschung seit Langem zu ermitteln, wann Beteigeuze explodieren wird. Nun gibt es einen ganz neuen Ansatz.

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Riesiger Stern mit einem kleinen Begleitstern

Künstlerische Darstellung von Beteigeuze und "Betelbuddy"

(Bild: Lucy Reading-Ikkanda/Simons Foundation)

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Der Rote Riesenstern Beteigeuze steht doch nicht unmittelbar vor einer gewaltigen Explosion, derart interpretierte Helligkeitsschwankungen gehen stattdessen wohl auf einen Begleiter zurück. So jedenfalls lautet die Theorie eines US-Forschungsteams, das damit einer vor einem Jahr veröffentlichten Arbeit widerspricht. Man habe alle dem Stern eigenen Quellen ausgeschlossen, die die periodischen Helligkeitsschwankungen erklären können, behauptet das Team jetzt: "Die einzige Hypothese, die zu passen scheint, ist jene, dass Beteigeuze einen Begleiter hat", meint der Astrophysiker und Erstautor Jared Goldberg. Schon in anderthalb Monaten könnten das Beobachtungen bestätigen.

Bei der Analyse hat sich das Team um Goldberg auf jene Helligkeitszyklen konzentriert, auf deren Basis die Forschung versucht, das erwartete Ende von Beteigeuze zu datieren. Denn der helle Stern wird periodisch heller und dunkler, zwei identifizierte Pulse dauern dabei 420 Tage und 2200 Tage. Wäre der kürzere der zentrale Rhythmus, wäre die finale Supernova schon in wenigen Jahrzehnten zu erwarten, andernfalls müssten wir uns noch 10.000 bis 100.000 Jahre gedulden. Während ein Forschungsteam vor einem Jahr erklärt hat, dass der kürzere der zentrale Puls ist, meint Goldbergs Team nun, dass es sich um einen sekundären "Herzschlag" handelt. Der etwa sechsjährige Puls müsste dann auf eine externe Quelle zurückgehen.

So könnte der Begleitstern die Verdunkelungen verantworten.

(Bild: Lucy Reading-Ikkanda/Simons Foundation)

Anhand der Beobachtungsdaten und fortschrittlicher Computersimulationen hat die Gruppe ermittelt, dass die wahrscheinlichste Erklärung für den langen Puls ein zweiter Stern ist. Der könnte etwa die doppelte Masse unserer Sonne haben und regelmäßig Staub aus der Umgebung von Beteigeuze entfernen, was den heller erscheinen lassen würde. Goldberg nennt den vorgeschlagenen Stern "Betelbuddy" und sagt, "Wenn es Betelbuddy nicht gibt, dann heißt es, dass etwas viel Seltsameres vorgeht – etwas, was wir unmöglich mit unserem Verständnis der Physik erklären können". Schon am 6. Dezember könnte der Begleiter möglicherweise für Teleskope sichtbar sein, das Team will das prüfen. Die Forschungsarbeit wurde für die Veröffentlichung in The Astrophysical Journal akzeptiert.

Beteigeuze ist der Schulterstern des Sternbilds Orion und gehört normalerweise zu den hellsten am Nachthimmel. Mit einer massiven Verdunkelung und danach einer Aufhellung hat er aber zuletzt immer wieder für Aufsehen gesorgt. Dass er am Ende seines Lebens angekommen ist, darüber herrscht in der Forschung Einigkeit, die finale Supernova wird aber eigentlich nicht zu unseren Lebzeiten erwartet. Vor einem Jahr hieß es dann aber, dass genau das möglich sei. Dem hat eine Gruppe um den Astronomen László Molnár damals aber widersprochen, der war nun auch an der neuen Arbeit beteiligt. Sollte bei Beteigeuze tatsächlich ein bislang übersehener Stern entdeckt werden, würde das zeigen, dass es bei dem auch nach Jahrhunderten an Forschung Raum für bedeutende Entdeckungen gibt.

(mho)