Astronomie: MilchstraĂźe hat Nachbargalaxie fast den Tod gebracht
Wenn die Große Magellansche Wolke nicht ganz so massereich wäre, hätte die Milchstraße ihr jede Möglichkeit geraubt, neue Sterne zu bilden. Aber es war knapp.
KĂĽnstlerische Darstellung der Zwerggalaxie und des weggedrĂĽckten Gases
(Bild: NASA, ESA, Ralf Crawford (STScI))
Einer der uns nächsten Galaxien hat durch die "katastrophale Interaktion" mit der Milchstraße nur deshalb nicht zu viel Gas für die Bildung von Sternen verloren, weil sie vergleichsweise groß ist. Das legt eine neue Analyse des sogenannten Halos der Großen Magellansche Wolke (GMW) nahe, die jetzt vorgestellt wurde. Demnach kommt dieses Gebilde aus Gas, das die Zwerggalaxie umgibt nur noch auf ein Zehntel des Umfangs vergleichbarer Galaxien. Weggedrückt hat das meiste offenbar unsere Milchstraße, die es dem Nachbarn damit fast unmöglich gemacht habe, weitere Sterne zu bilden. "Die GMW ist eine Überlebenskünstlerin", meint Studienleiter Andrew Fox von der Europäischen Weltraumagentur ESA.
Knapp dem Tod entronnen
Die Große Magellansche Wolke kommt auf etwa 10 Prozent der Masse unserer Milchstraße, damit liegt sie über den meisten anderen Zwerggalaxien. Ob sie die Milchstraße umkreist oder lediglich passiert, ist in der Forschung noch umstritten, schreibt die Forschungsgruppe. Ihre Arbeit zeigt nun aber, dass unsere Heimatgalaxie wie ein gigantischer Föhn Gas von der GMW wegdrückt. Wäre die Zwerggalaxie nicht so massiv, hätte sie wohl fast alles verloren und kein Material mehr übrig, aus dem Sterne entstehen können. Dann wäre sie lediglich "eine Ansammlung alternder roter Sterne" geblieben, schreibt das Team.
Ermittelt haben die Astronomen und Astronominnen die Ausdehnung des Halos der GMW mithilfe des Weltraumteleskops Hubble. Nur das sei dazu in der Lage. Ins Visier genommen haben sie damit Quasare hinter der Zwerggalaxie, deren Licht Rückschlüsse auf das Gas gegeben haben, das es durchquert hat. Quasare sind sogenannte aktive Galaxienkerne, supermassereiche Schwarze Löcher, um die Materie rast, die stark erhitzt wird und deshalb immens hell leuchtet. Die Analyse unterstreicht einmal mehr, wie wertvoll das altersschwache Weltraumteleskop für die Forschung noch ist.
Die jetzt im Wissenschaftsmagazin The Astrophysical Journal Letters vorgestellte Studie soll nicht nur dabei helfen, das Zusammenspiel der Milchstraße und der Großen Magellanschen Wolke besser zu verstehen. Als einzigartiges Labor der Astrophysik könnten die beiden Galaxien auch dabei helfen, Vorgänge im frühen Universum besser zu verstehen. Damals waren die Galaxien im Kosmos einander viel näher als heute. Die Studie unterstreiche, wie "chaotisch und kompliziert der Prozess der Galaxieninteraktion ist". Als Nächstes will die Forschungsgruppe jenen Bereich erforschen, in dem die Halos der Milchstraße und der GMW aufeinander treffen.
(mho)