Astronomie: Wolkenbildung auf dem Neptun hängt von Sonnenaktivität ab

Im Verlauf mehrerer Jahre tauchen auf dem Neptun Wolken auf und verschwinden wieder. Nun haben Astronomen wohl die Ursache gefunden und sind überrascht.

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Ab- und zunehmende Wolkenzahl parallel zur Strahlungsintensität

Die Stärke der UV-Strahlung und die Bilder des Neptun

(Bild: NASA, ESA, LASP, Erandi Chavez (UC Berkeley), Imke de Pater (UC Berkeley))

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Wann die Wolken in der Atmosphäre des Neptun auftauchen und verschwinden, scheint von den Zyklen der extrem weit entfernten Sonne abzuhängen und nicht den jeweils Jahrzehnte dauernden Jahreszeiten. Das hat ein Forschungsteam herausgefunden und den Befund jetzt vorgestellt. Demnach erscheinen in der Atmosphäre des sonnenfernsten Planeten immer ungefähr zwei Jahre nach dem Maximum der Sonnenaktivität die meisten Wolken. Mit der abnehmenden Aktivität werden die dann weniger und verschwinden schließlich. Das lege nahe, dass die UV-Strahlung der Sonne in der Atmosphäre des Eisriesen eine photochemische Reaktion auslösen, durch die sich die Wolken bilden, meint das Team.

Die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen der Stärke der Bewölkung auf dem Neptun und der Sonnenaktivität sei überraschend für Planetenwissenschaftler, erklärt das Team. Immerhin kommt das dort ankommende Sonnenlicht nur auf etwa 0,1 Prozent des Werts der Erde. Auch die Geschwindigkeit, mit der die Wolken nach dem Ende des Sonnenmaximums verschwinden, habe sie überrascht, sagt die an der Studie beteiligte Astronomin Imke de Pater. Im Prinzip seien die Wolken innerhalb weniger Monate komplett verschwunden und auch vier Jahre später noch nicht vollständig zurück. Eine Aufnahme des Keck-Observatorium aus dem Juni zeigt lediglich ein größeres Wolkenband am Südpol des Planeten.

Die Ab- und Zunahme der Wolkenzahl scheint dem Forschungsteam zufolge auch mit einem regelmäßigen Pulsieren der Helligkeit des Planeten einherzugehen. Damit könnte sich der Zyklus sogar mit kleineren Instrumenten von der Erde aus beobachten. Noch sei aber mehr Forschung nötig, denn zunehmende UV-Strahlung könnte die Wolken dort auch verdunkeln. Das Team will die Aktivität des Neptun weiter beobachten, im September können Amateure derweil an einer anderen Studie des Planeten teilnehmen: Die NASA bittet sie um aktuelle Bilder des Neptun und des Uranus, den zur gleichen Zeit auch die Weltraumsonde New Horizons und das Weltraumteleskop Hubble ins Visier nehmen. Die Kampagne soll bei der Beantwortung bestehender Fragen helfen.

Für die Untersuchung des Wolkenzyklus hat das Forschungsteam um Erandi Chavez von der Universität Kalifornien, Berkeley Archivaufnahmen ausgewertet, die je nach Instrument bis 1994 und 2002 zurückgehen. Ihre Arbeit wurde im Fachmagazin Icarus publiziert. Der elfjährige Zyklus der Sonnenaktivität war erst vor zweieinhalb Jahren für die vergangenen 1000 Jahre rekonstruiert worden. Aktuell durchläuft unser Heimatstern den 25. Sonnenzyklus, dessen Maximum zwischen Ende 2024 und Anfang 2026 erwartet wieder. Das soll zwar vergleichsweise schwach ausfallen, trotzdem hatte es zuletzt einige Sonnenstürme gegeben, die unter auch über Deutschland für Polarlichter gesorgt haben.

(mho)