Atmel gibt Halbleiterwerk in Heilbronn auf

Sowohl die Wafer-Fertigung im Heilbronner Telefunkenpark als auch das Werk im britischen North Tyneside sollen an Investoren verkauft werden, um den Chipkonzern zu sanieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 31 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Trotz eines vor gut einem Jahr mit der IG Metall vereinbarten Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrages will sich der US-amerikanische Halbleiterhersteller Atmel nun doch von seiner Wafer-Fertigung im Telefunkenpark in Heilbronn trennen. Ebenso steht das Werk im britischen North Tyneside zur Disposition. Im Zuge einer strategischen Restrukturierung sei der Verkauf nötig geworden, um die Kosten zu senken und die Profitabilität wieder herzustellen, kündigte der Konzern an.

Informationen der Heilbronner Stimme zufolge wurden die knapp 1000 Standort-Mitarbeiter am gestrigen Mittwoch während einer Betriebsversammlung über die Entscheidung des Atmel-Managements informiert. Der bis Ende 2010 vereinbarte Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrag – für den die Belegschaft einer Kürzung der Personalkosten um 6,5 Prozent zugestimmt hatte – sei durch die Verkaufsabsichten "nicht in Frage gestellt", versicherte Atmel-Geschäftsführer Bob McConnell.

Atmel wolle die Fertigung in das eigene Werk in Colorado Springs verlagern, erklärte CEO Steven Laub. Darüber hinaus plane der Konzern, seine Zusammenarbeit mit Auftragsfertigern in der Chipindustrie auszuweiten. Auch der künftige Betreiber des Heilbronner Werks könne als Lieferant tätig werden. Denn Atmel sei an einer langfristigen Lösung für das Werk in Baden-Württemberg interessiert.

Während Anleger und Investoren die Restrukturierungspläne positiv aufgenommen haben, sieht sich Atmel weiterhin Untersuchungen der US-Börsenaufsicht SEC ausgesetzt, wegen Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Aktienoptionen. Anfang August hatte das Unternehmen überraschend seinen langjährigen CEO und Firmengründer George Perlegos entlassen. Der Vorwurf lautete auf Missbrauch von Geldern. Perlegos soll jedoch im vergangenen Jahr auch die Standortsicherung für Heilbronn durchgesetzt haben, obwohl das Aus der Fabrik bereits beschlossene Sache gewesen sei. (map)