Atomkraft: Russland will Inspektion des AKW Saporischschja zulassen

Die IAEA fordert schon länger, das ukrainische Atomkraftwerk besuchen zu dürfen. An Russland liege es nicht, dass es bisher keine Inspektion gab, sagt Russland.

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Trockenlager am AKW Saporischschja mit Beton-Silos, in denen jeweils 24 abgebrannte Brennelemente lagern

(Bild: GRS / hromadske)

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Das russische Außenministerium zeigt sich bereit, Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) zum ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja zu lassen. Dazu sei die russische Seite schon länger bereit gewesen, sagte ein Mitglied der russischen UN-Delegation in New York, doch die ukrainische Seite habe dies verhindert. Worin genau der Widerstand der Ukraine besteht, sagte der Delegierte nicht.

Russische Truppen halten das Atomkraftwerk in der Südukraine seit Anfang März dieses Jahres besetzt. IAEA-Generalsekretär Rafael Mariano Grossi hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die Arbeitsbedingungen des Personals in dem AKW unhaltbar seien und dadurch die Sicherheit gefährdet sei. Grossi verlangte für seine Inspektoren Zugang zu dem AKW, damit sie selbst die Sicherheitslage überprüfen können.

In der vergangenen Tagen wurde das Gelände des AKW mehrfach mit Raketen und großkalibriger Artillerie beschossen. Dabei wurden Teile der Anlage und eine Hochspannungsstromleitung beschädigt, ein Reaktor musste abgeschaltet werden. Getroffen worden sein soll unter anderem ein Trockenlager für abgebrannte Brennelemente, teilte die deutsche Gesellschaft für Strahlenschutz mit. Keiner der Behälter soll dabei beschädigt worden sein. Für den Beschuss machen sich Russland und die Ukraine gegenseitig verantwortlich.

Russland habe das Atomkraftwerk besetzt, da sich die Umstände ergeben hätten, dass sich das Werk unter russischer Kontrolle befunden habe, heißt es in einer Mitteilung des russischen Außenministeriums. Das AKW habe nicht ohne weitere Bewachung gelassen werden können, ansonsten habe die Gefahr bestanden, dass sich "nichtstaatliche Akteure" Zugang zu dem Werk und zu nuklearem Material beschaffen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte vor einer atomaren Katastrophe und zog Vergleiche zum Super-GAU in Tschernobyl im Jahr 1986 gezogen. Selenskyj forderte neue Sanktionen gegen Russland als "terroristischen Staat" und gegen die russische Atomindustrie.

Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das seit dem Überfall Russland auf die Ukraine die Situation der dortigen Atomindustrie beobachtet, hat im Zusammenhang mit dem Beschuss des AKW Saporischschja keine erhöhten Strahlungswerte registriert. "Die Messwerte vor Ort und die Meldungen des ukrainischen Personals vor Ort geben jedoch keinen Hinweis darauf, dass Radioaktivität ausgetreten sein könnte", schreibt das BfS.

(anw)