AKW Saporischschja unter Beschuss: IAEA warnt vor Atom-Katastrophe

Artilleriegranaten sind offenbar auf dem Gelände des Atomkraftwerks in der Ukraine eingeschlagen. Ein Reaktor wurde vom Netz getrennt.

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Atomkraftwerk Saporischschja

(Bild: SNRIU, Archiv)

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Nachdem das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja beschossen wurde, zeigt sich die Internationale Atomenergiebehörde IAEA höchst alarmiert. Dessen Generaldirektor Rafael Mariano Grossi warnte vor der Gefahr einer nuklearen Katastrophe, sie könne die öffentliche Gesundheit und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen.

Das von russischen Truppen besetzte AKW war am Freitag beschossen worden. Die Kriegsparteien machen sich dafür gegenseitig verantwortlich. Offenbar schlugen drei Artilleriegranaten in unmittelbarer Nähe des Kraftwerks ein, schildert die deutsche Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS). Durch den Beschuss sei die externe 330-kV-Hochspannungsleitung beschädigt worden, eine Verbindungsleitung vom Atomkraftwerk zu einem Wärmekraftwerk in der Nähe. Der IAEA liegen nach eigenen Angaben auch Informationen über einen Beschuss in der Nähe des Lagers für abgebrannte Brennelemente vor.

Zwei Stromleitungen seien in Betrieb geblieben, sagte Grossi, der sich dabei auf Informationen der ukrainischen Regierung beruft. Einer der bis dahin laufenden Reaktoren sei vom Netz getrennt worden, nachdem dort ein Alarm und der Notfallschutz ausgelöst wurde. Notstromdiesel liefen an, um die Sicherheitssysteme zu versorgen.

Die Reaktoren selbst seien nicht beschädigt worden, teilte die IAEA weiter mit. Radioaktivität sei nicht freigesetzt worden. In Brand gesetzt worden sei aber eine Stickstoff-Sauerstoff-Station in einem Nebengebäude. Feuerwehrleute hätten das Feuer schnell gelöscht, die Station muss nun repariert werden.

Grossi erneuerte seine dringliche Forderung, der IAEA Zugang zu dem Atomkraftwerk zu gewähren. Das sei nötig, damit die Situation nicht weiter außer Kontrolle gerate. Die ukrainische Atomaufsicht SMRIU hatte zuvor gemeldet, dass in der Turbinenhalle des Blocks 2 des Atomkraftwerks Saporischschja militärische Ausrüstung untergebracht worden sei. Das AKW ist das größte Europas, russisches Militär hält es seit Anfang März dieses Jahres besetzt.

(anw)