Atomkraft wird weltweit unbedeutender

Seite 2: Entzauberte Hoffnung

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Die Entwicklung der Atomkraft war in den 1950er- und 1960er-Jahren mit großen Hoffnungen auf eine kostengünstige und saubere Stromerzeugung verbunden, blickt das DIW zurück. Diese Erwartung sei bis heute nicht erfüllt worden. Atomkraft sei bis heute eine teure und nicht wettbewerbsfähige Technik, selbst wenn die Kosten für Rückbau der Kraftwerke und Endlagerung der Abfälle vernachlässigt würden.

Seit 1975 ist die Anzahl der Neubauten rückläufig, also bereits vor den ersten weltweit bekannt gewordenen Zwischenfällen in Three Mile Island (USA, 1979) und Tschernobyl (Ukrainische SSR, 1986). Der Anteil der Atomkraft an der weltweiten Stromerzeugung fiel von seinem Maximum von 17 Prozent im Jahr 1996 auf heute etwa zehn Prozent. Damit trägt Atomkraft noch 4,4 Prozent zur globalen Primärenergieversorgung bei, stell das DIW dar.

Im Juli 2019 waren die weltweiten AKW durchschnittlich 30 Jahre alt. Bei Annahme einer angesetzten technischen Lebensdauer von etwa 40 Jahren werden bis 2030 weitere 207 Reaktoren vom Netz genommen und weitere 125 bis zum Jahr 2059. Dieser Zahl an Rückbauten stehen aktuell 46 laufende Neubauprojekte gegenüber; in westlichen Marktwirtschaften werden fast keine neuen AKW mehr gebaut, mit wenigen Ausnahmen zum Beispiel in Frankreich, Großbritannien und den USA. Führende Staaten mit Neubauprojekten sind China (10), Indien (7) und Russland mit fünf Neubauprojekten. Allerdings ist laut DIW auch in diesen Ländern der Anteil von Atomkraft an der gesamten Stromerzeugung rückläufig.

Bestehende Atomkraftwerke und der Ausbau der Atomkraft werden in jüngster Zeit als eine Option im Kampf gegen den Klimawandel angeführt. Frankreich beispielsweise verzögert den Abbau seiner Atomkraftwerke im Hinblick auf die Klimaschutz-Ziele. Microsoft-Mitgründer Bill Gates ist überzeugt davon, dass die Nuklearenergie wichtig sei, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, und engagiert sich dafür, neue Formen der Energiegewinnung aus der Kernspaltung zu erforschen.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)