AKW Beznau: Temperaturregel für Kühlwasser-Einleitung wird gelockert

Nach einer Ausnahmegenehmigung für den AKW-Betreiber Axpo befürchten Umweltschützer Schäden für die Fische in der Aare.

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AKW Beznau

AKW Beznau

(Bild: Axpo)

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Umweltschutz- und andere Organisationen protestieren dagegen, dass die Regeln für das Kühlwasser gelockert werden, das aus dem Schweizer Atomkraftwerk Beznau in den Fluss Aare geleitet wird. Der Aargauische Fischereiverband, Aqua Viva, Greenpeace Schweiz, der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) und WWF haben nun beim zuständigen Bundesamt für Energie (BFE) gegen eine Ausnahmegenehmigung für den Betreiber Axpo Einspruch eingelegt (in der Schweiz: Einsprache erhoben).

Das AKW Beznau hat keinen Kühlturm, das zur Kühlung nötige Wasser wird der dort vorbeifließenden Aare entnommen. Im Sommer 2019 hatte das BFE dem Axpo auferlegt, dass bei Einleitungen in die Aare die Wassertemperatur 25°C nicht übersteigen darf. In dem Fall müsste die Leistung des AKW gedrosselt oder es ganz abgeschaltet werden. Damit hatte das BFE auf den Hitzesommer 2018 reagiert, in dem die Aare die Temperatur von 25 °C während mehrerer Tage teilweise deutlich überschritten hatte. Der SFV begrüßte seinerzeit die Auflage.

Ebenfalls im Juli 2019 eröffnete das BFE das "Verfahren für eine allfällige Anpassung oder Neuerteilung der Bewilligung für die Kühlwassereinleitung des Kernkraftwerks Beznau". Axpo beantragte, die Einleitungstemperatur statt auf 25 °C auf 33 °C zu begrenzen, wenn die Temperatur des Entnahmegewässers 20 °C übersteigt. Dabei bezieht sich Axpo auf die Schweizer Gewässerschutzverordnung, die für Einleitungen bestehender AKW Ausnahmen von der 25°-Regel vorsieht. Axpo argumentiert unter anderem, neben der Wärmefahne, die durch das eingeleitete Kühlwasser in der Aare entsteht, gebe es für kältebedürftige Fische ausreichend Ausweichmöglichkeiten.

Anders sehen dies Greenpeace und die anderen Organisationen, die Einspruch eingelegt. "Wassertemperaturen von über 25 Grad können für Fische und andere Wasserbewohner tödlich sein. Trotzdem will die Axpo am Atomkraftwerk Beznau auch dann noch bis zu 33 Grad warmes Kühlwasser in die Aare leiten, wenn diese kritische Schwelle bereits überschritten ist", heißt es in einer Mitteilung. Forellen und Äschen seien in der Aare bereits sehr selten, in heißen Sommermonaten stünden sie aufgrund hoher Wassertemperaturen besonders stark unter Druck. "Dass die Axpo ausgerechnet dann mehr Strom produzieren will, wenn die Tiere auf das warme Kühlwasser besonders empfindlich reagieren und die Solarenergie Stromüberschüsse für den Export erzeugt, ist für uns unverständlich", sagt Julia Szreniawa, Projektleiterin bei Aqua Viva.

Seit der Abstimmung der Schweizer über das Stromgesetz am gestrigen Sonntag sei die Atomkraft ohnehin hinfällig, argumentiert Greenpeace. Die Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen stimmten dabei dafür, dass der Ausbau erneuerbarer Energien erleichtert wird. "Mit dem neuen Stromgesetz und dem avisierten Zubau von zusätzlichen 45 TWh jährliche Stromproduktion bis 2050 beschreitet die Schweiz endlich den Weg hin zu 100 Prozent erneuerbarer Energieversorgung", schreibt Greenpeace Schweiz. Dadurch würden Laufzeitverlängerungen für die bestehenden Atomkraftwerke (AKW), der Bau und Betrieb von fossilen Reservekraftwerken oder die Diskussionen rund über einen AKW-Neubau obsolet. Momentan ist in der Schweiz der Neubau von AKW verboten, der Schweizer Ständerat hinterfragte dies im März.

(anw)