Atomstrom für KI-Rechenzentren: Microsoft lässt Three Mile Island reaktivieren
Microsoft braucht dringend CO₂-neutralen Strom für seine KI-Rechenzentren. Ein stillgelegtes Atomkraftwerk in den USA soll dafür jetzt reaktiviert werden.
Weil Microsoft dringend CO₂-neutralen Strom für seine KI-Rechenzentren benötigt, soll in den USA ein stillgelegtes Atomkraftwerk reaktiviert werden. Der Energieversorger Constellation teilte in einer Pressemitteilung mit, dass dafür eine Einheit des Kraftwerks Three Mile Island genutzt werden soll. Sie soll bereits im Jahr 2028 wieder ans Netz gehen.
Um das Kraftwerk wieder betriebsbereit zu machen, seien Investitionen in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar nötig. Der Vertrag sieht vor, dass Microsoft mindestens zwei Jahrzehnte lang die gesamte produzierte Strommenge von 837 Megawatt abnimmt. Es sei das erste Mal, dass sich Microsoft den gesamten Strom eines Atomkraftwerks sichert. Über den Einkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Microsoft strebt an, bis zum Jahr 2030 CO₂-neutral zu werden. Der KI-Trend sorgte aber dafür, dass die Emissionen zuletzt sogar stark stiegen.
Atomunfall im anderen Block
Three Mile Island erlangte im Jahr 1979 weltweite Bekanntheit durch den bislang schlimmsten Atomunfall in den USA. Dabei kam es in Reaktorblock 2 zu einer partiellen Kernschmelze. Der betroffene der insgesamt zwei Blöcke in Harrisburg (Pennsylvania) wurde daraufhin dauerhaft stillgelegt. Der zweite Reaktor wurde jedoch noch jahrzehntelang weiterbetrieben und erst im Jahr 2019 aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet.
Der gestiegene Strombedarf durch immer mehr Rechenzentren, E-Autos und Fabriken sorgt dafür, dass das Interesse an Atomkraft in den USA wieder erstarkt ist und die Anlagen wirtschaftlich zu betreiben sind. Aus Kundensicht sprechen hohe Verlässlichkeit rund um die Uhr und die CO2-Neutralität für Kernkraft, sagt der US-Energieversorger Constellation. Er plant, das Kraftwerk in Crane Clear Energy Center umzubenennen. Es ist erst das zweite konkrete Vorhaben in den USA, ein stillgelegtes Kernkraftwerk zu reaktivieren.
Betreiber strebt Genehmigung bis 2054 an
Zur Wiederinbetriebnahme seien umfangreiche Umbauten notwendig. So müssen Turbine, Generator und der Hauptleistungstransformator erneuert werden. Außerdem die Kühl- und Steuerungssysteme. Constellation strebt außerdem eine neue Betriebsgenehmigung bis zum Jahr 2054 an. Die US-Atomaufsichtsbehörde und weitere Behörden müssen hierfür zustimmen.
Microsofts Energie-Chef Bobby Hollis sagte Bloomberg, dass er die Kombination aus KI-Rechenzentren und Atomkraftwerken als ideal erachtet: "Wir laufen rund um die Uhr, sie laufen rund um die Uhr." Der Chef des Kraftwerksbetreibers Constellation, Joe Dominguez, meinte an gleicher Stelle, die Anlage könne möglicherweise bis 2027 wieder laufen. Das hängt seiner Einschätzung nach vor allem davon ab, ob sie der Stromnetzbetreiber PJM bis dahin wieder ans Netz anschließt. Dieses Unternehmen hat laut dem Bericht von Bloomberg eine lange Warteschlange.
(mki)