Auf Druck Chinas: Jack Ma plant wohl teilweisen Rückzug von Ant Group

Die Regulierung des chinesischen Tech-Konzerns Ant setzt Haupteigner Jack Ma weiter unter Druck. Nun will er voraussichtlich seine Anteile weitgehend abgeben.

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(Bild: SPhotograph/Shutterstock.com)

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Der chinesische Milliardär und Hauptanteilseigner der Ant Group Jack Ma plant die Abgabe der Kontrolle über den Konzern, der eine Tochtergesellschaft der von ihm mitgegründeten Alibaba Group ist. Das geht aus einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) am Freitag hervor. Demnach gebe Jack Ma, einem mehr als einem Jahr anhaltenden Druck chinesischer Regulierungsbehörden nach, um Ant von Alibaba abzulösen. Ma will so Alibaba – und vermutlich auch sich selbst – aus der Schusslinie bringen und damit dem regulatorischen Druck entkommen.

Ma sitzt weder im Vorstand der Ant Group noch bekleidet er im Unternehmen ein wichtiges Amt. Trotzdem gilt er dort als überlebensgroße Figur, die Ant durch seinen Mehrheitsanteil von insgesamt über 50,52 Prozent kontrolliert. Ma plant nun, einen Teil seiner Stimmrechte abzugeben, schreibt das WSJ unter Berufung auf mit der Sache betraute Personen. Seine Stimmrechtsanteile sollen an Führungskräfte der Ant Group, unter anderem an CEO Eric Jing gehen. Die Beteiligung Mas an der Ant Group soll dann auf 8,8 Prozent sinken.

Ant habe die Regulierungsbehörden bereits über die Absicht von Ma informiert. Dies sei notwendig gewesen, weil Ant sich derzeit in eine Finanzholdinggesellschaft umwandelt. Dies war auf Druck der chinesischen Zentralbank geschehen, nachdem 2020 der Börsengang von Ant ebenfalls auf Ansinnen der Zentralbank gestoppt worden war. Damals wurde Ant mit 34 Milliarden US-Dollar bewertet. Ant unterliegt als Finanzholdinggesellschaft ähnlichen Kapitalanforderungen wie Banken und steht unter der Regulierung der chinesischen Zentralbank. Als Voraussetzung für die Umwandlungen müssen Ant und Alibaba ihre Verbindungen lösen. Als Folge daraus sind am Montag sieben Personen der oberen Management-Ebene bei Ant aus der Alibaba-Partnerschaft ausgeschieden.

Bisher hatte Ma, der bis 2013 CEO von Alibaba war und bis 2019 im Vorstand saß, keine Anzeichen dafür gezeigt, die Kontrolle über Ant abzugeben. Ma hat damit verhindern wollen, dass sich ein erneuter Börsengangsversuch verzögert, heißt es nach Angaben des Wall Street Journal. Geklappt hat das wohl nicht. Der Börsengang von Ant dürfte sich nun um Jahre verzögern. Denn bei einem Wechsel des Mehrheitseigentümers darf ein Unternehmen laut nationaler Wertpapiervorschriften nicht auf dem A-Aktienmarkt Chinas notiert werden. Das gilt in ähnlicher Weise auch für den chinesischen Star-Markt in Shanghai, der dem Nasdaq ähnelt. Hier gilt eine Beschränkung von zwei Jahren. In Hongkong ist es nur ein Jahr. Der ursprüngliche Börsengangsplan von Ant sah vor, zur gleichen Zeit in Shanghai und Hongkong an die Börse zugehen.

Die Regulierung großer Tech-Unternehmen in China geht schnell, wenn der Einfluss eines solchen Unternehmens und seines Hauptanteileigners zu hoch ist. Jack Ma hatte bereits kurz vor dem geplanten Börsengang die chinesischen Regulierungsbehörden kritisiert und war dadurch auch persönlich in das Visier der Behörden geraten. Danach war er für mehrere Monate aus der Öffentlichkeit verschwunden. Er meldete sich erst im Januar 2021 mit einer Videobotschaft wieder zurück, in der er bekannt gab, sich künftig für karitative Zwecke einsetzen zu wollen. Spekuliert wird, dass das vorübergehende Verschwinden Mas von chinesischen Behörden gesteuert worden war.

Die Börse reagierte empfindlich auf den geplanten Rückzug Mas. Der Kurs der Alibaba-Aktie sank am Freitagmorgen um 4,8 Prozent auf nunmehr 91,95 Euro ab.

(olb)