Unwahrscheinlicher Plan B für Intels Magdeburger Halbleiterwerke

Sachsen-Anhalt hat einen Plan B, wenn Intel seine Magdeburger Halbleiterwerke doch nicht baut. Dieser Fall ist allerdings sehr unwahrscheinlich.

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3D-Simulation der geplanten Chipfabrik von Intel in Magdeburg

Renderbild von Intels Madgeburger Standort, wie er einmal aussehen könnte.

(Bild: Intel)

Lesezeit: 3 Min.

Intels derzeitige Milliardenverluste und gestrichene Projekte haben die Frage aufkommen lassen, wie es um die geplanten, gut 30 Milliarden Euro teuren Halbleiterwerke in Magdeburg steht. Konkret schickte die Linksfraktion des Landtags von Sachsen-Anhalt einen umfassenden Fragenkatalog an die Landesregierung, in dem auch mögliche Alternativen behandelt werden.

Die sogenannte Große Anfrage umfasst mit mehr als 100 Fragen und sämtlichen Antworten 68 PDF-Seiten. Auf Seite 10 beschreibt die Landesregierung, was passiert, sollte Intel seine Investitionen doch streichen:

"[…] Der unwahrscheinliche Fall, dass weder Flächenverkäufe bzw. -vermietungen noch Veräußerungen von Geschäftsanteilen realisierbar sind, ist allenfalls bei Absage des Ankerinvestors Intel denkbar. In diesem Szenario ist die Vermarktung der Flächen an alternative Industrie- und Gewerbeunternehmen vorgesehen."

Der Spiegel titelte daraufhin: "Sachsen-Anhalt bereitet sich auf Scheitern der Intel-Fabrik vor". Die Meldung haben internationale Medien übernommen, teilweise mit dem Wortlaut, dass die Madgeburger Halbleiterwerke vor dem Aus stünden.

Dieser Fall ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Intel sieht die Chipauftragsfertigung (Intel Foundry) als künftiges Kerngeschäft. Dabei geht der Firmenchef Pat Gelsinger bewusst eine Wette auf die Zukunft ein: Mit dem Fertigungsprozess Intel 18A will man technisch am Weltmarktführer TSMC vorbeiziehen und die erste große Kundenwelle anlocken.

Ab da will Intel also im größeren Stil Chips für andere Firmen herstellen. In Magdeburg wird Intel frühestens Ende 2027 den Betrieb aufnehmen – da dürfte die Halbleiterbranche wieder ganz anders aussehen. Denn die starken Schwankungen von Angebot und Nachfrage (Schweinezyklus) sind ein seit Jahrzehnten bekanntes Merkmal gerade dieser Branche.

Zurzeit streicht Intel viele Investitionen, die allerdings kleinere Projekte betreffen als den Magdeburger Standort: Das Designzentrum in Frankreich und ein Advanced-Packaging-Werk in Italien sind zunächst vom Tisch, für Intels Strategie aber auch zweitrangig.

Bisher hat Intel keinerlei Andeutungen gemacht, dass die Magdeburger Halbleiterwerke wanken könnten. Nach Informationen von heise online sind manche Politiker in Sachsen-Anhalt vor allem deswegen unruhig, weil sie an die Kooperation mit deutschen Autoherstellern gewohnt sind. Da sollen geplante Projekte schneller mal begraben werden.

Auch Frank Bösenberg, Managing Director des benachbarten Silicon Saxony, äußert Unmut, dass eine einzelne Aussage zu Intel Magdeburg derart unverhältnismäßige Reaktionen auslöste.

Die Große Anfrage gibt derweil Einblick in den Stand der Intel-Förderung. Die neuen Halbleiterwerke werden Teil der neu gegründeten High-Tech Park Sachsen-Anhalt GmbH, die weitere Firmen fördern soll, künftig auch deutsche. Eine Übersichtsseite führt aktuell Intel und Avnet als Mitglieder auf.

Bisher haben die Bundesregierung und Intel einen Fördervertrag unterschrieben, der die Fördermenge von 9,9 Milliarden Euro bei Gesamtinvestitionen von mehr als 30 Milliarden Euro festhält. Einen öffentlich-rechtlichen Zuwendungsvertrag, der die Rahmenbedingungen konkretisiert, handeln der Bund und Intel derzeit noch aus.

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