Auftakt zum ICANN-Treffen in Nairobi

Am Wochenende beginnt in Kenias Hauptstadt Nairobi das 37. Treffen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers. Erste Workshops kommen bereits am Freitag zusammen.

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  • Monika Ermert

Am kommenden Sonntag beginnt in der kenianischen Hauptstadt Nairobi das 37. Treffen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Zu der internationalen Konferenz (7. bis 12. März) werden knapp 1000 Teilnehmer aus etwa 100 Ländern erwartet. Offenbar bleiben nicht wenige der rund 1200 Besucher, die noch am vorigen Treffen im Oktober 2009 in Seoul teilgenommen hatten, diesmal unter anderem wegen Sicherheitsbedenken zu Hause. Die ICANN hatte ein Treffen in Nairobi bereits für 2008 geplant, es wegen der unsicheren Lage nach den Wahlen in Kenia 2007 dann aber abgesagt. Auch vor dem diesjährigen Treffen hatte es erneute Sicherheitsbedenken gegeben, woraufhin einige Unternehmen erklärt hatten, keine Vertreter nach Nairobi zu schicken.

Vor dem offiziellen Start am Wochenende kommen erste Arbeitsgruppen bereits am heutigen Freitag zusammen. Den Auftakt macht ein gemeinsam von der ICANN und dem Forum for Incident Response and Security Teams (FIRST) organisierter Workshop zu Sicherheitsfragen im Domain-Name-System. Das Thema DNS-Sicherheit steht auch bei der Sitzung der Arbeitsgruppe für DNS-Hochsicherheitszonen und bei den Debatten rund um die Absicherung des DNS mit DNSSEC zur Diskussion. Für die politisch heikleren Debatten sorgen die Verzögerung bei der Einführung neuer Top Level Domains (TLDs) sowie ein alter Bekannter: die Rotlicht-Adresszone .xxx. Die ICANN-Direktoren müssen sich nach einer Entscheidung eines internationalen Schiedsgremiums noch einmal mit dem 2005 abgelehnten .xxx-Rotlichtbezirk befassen. Politischer Druck von Seiten zahlreicher Regierungen, insbesondere auch den USA, hatte das damalige Direktorium dazu veranlasst, die .xxx-Bewerbung von ICM Registry abzulehnen.

Der Fall .xxx dürfte nur ein Vorgeschmack sein für all den Ärger, der der privaten Netzverwaltung mit der Einführung neuer Top Level Domains ins Haus steht. Wieder und wieder hat die ICANN die seit Jahren in Aussicht gestellte Einführung verschieben müssen. Zuletzt hatte die US-Regierung Arm in Arm mit Internet-Entwicklern ultimativ gefordert, der Absicherung der zentralen Rootzone mittels DNSSEC den Vortritt zu lassen. Bei der Einführung von nicht-englischen Länder-TLDs (ccTLDs) machen die Regierungen dagegen Dampf. Nachdem einige Länder ihre nicht-englischen Domains erfolgreich in einem beschleunigten Verfahren angemeldet hatten, liegt jetzt ein Plan für ein Regelverfahren vor.

In Nairobi dürfte zudem heftig über eine Art "Vorregistrier-Verfahren" für internationale Domains gestritten werden. Bewerbungswillige Unternehmen sollen sich in einem kostenpflichtigen Vorverfahren anmelden. Das war zunächst von vielen Bewerbern begrüßt worden. Doch die Idee, dass an der ersten Vergaberunde dann nur teilnehmen kann, wer sich am Vorverfahren beteiligt hat, lehnen viele Beobachter ab – nicht zuletzt, weil sich die Regeln des Bewerbungsverfahrens noch ändern könnten. Wer dann einen Rückzieher macht, hat die 55.000 US-Dollar Gebühr für das Vorverfahren an die ICANN verschenkt. Die privaten Netzverwalter rechnen nach einer eigenen Analyse mit rund 400 bis 500 Bewerbungen in einer ersten Runde, von denen man in einem Jahr rund 215 bis 241 durch das komplexe Bewerbungsverfahren schleusen könne. (vbr)