Ausgeblockt: Antispam-Blockliste SORBS ist abgeschaltet

Mit der DNS-Blockliste wollte Gründerin Michelle Sullivan seit 2001 das Internet vor Spam bewahren. Die Gründe für die Schließung sind vage, Nachfolger unklar.

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(Bild: Shutter z/Shutterstock.com)

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Die DNS-basierte Blockliste SORBS (kurz für "Spam and Open Relay Blocking System", Blockiersystem für Spam und offene Relays) existiert nicht mehr. Seit dem 5. Juni sind die SORBS-Server abgeschaltet und liefern keine Antworten auf DNS-Anfragen mehr. Die Webseite des Projekts existiert zwar noch, Mailserver-Admins müssen sich jedoch nach einem Ersatz umsehen. Die globale Mail-Community befürchtet nun, dass Spammer sich des Projekts bemächtigen könnten – diese hatten bereits seit Jahren Interesse daran.

SORBS, im Jahr 2001 von der Australierin Michelle Sullivan gegründet, verfolgte zunächst nur ein Ziel: In der Liste waren sogenannte "offene Relays" verzeichnet, also Mailserver, die E-Mails von Jedermann annahmen und an ihre Empfänger weiterleiteten. Diese offenen Relays waren zeitweise die größte Quelle von Spam-Mails, bis sie von Botnets und Freemail-Providern mit laxen Sicherheitspraktiken verdrängt wurden. Später konnten Administratoren mittels Anfragen bei SORBS auch den Typ einer IP-Adresse ermitteln und weitere Daten zu deren Reputation abfragen.

Um viele Anfragen schnell und effizient abarbeiten zu können und sich dabei möglichst nahtlos in die Arbeitsabläufe eines Mailservers einzufügen, war SORBS eine DNS-Blockliste. Wollte ein Mailserver Genaueres über eine IP-Adresse erfragen, von der ihm Mail angeboten wird, stellte er eine DNS-Anfrage an den SORBS-DNS-Server. Dieser antwortete entweder mit einer Fehlermeldung, falls er die Adresse nicht kannte, oder gab seinerseits eine IP-Adresse im Format 127.0.0.x zurück. Das letzte Oktett dieser Adresse verriet dem Fragenden, auf welcher Unterliste die angefragte IP-Adresse stand und konnte somit als Hinweis für weitere Filtermaßnahmen dienen.

Nicht immer lief das reibungslos: Overblocking, also die grundlose Sperrung gutartiger IP-Bereiche, fand auch bei SORBS statt und die Liste stand zudem unter Dauerbeschuss von Spammern. Auch aufgrund dieser Schwierigkeiten wechselte sie mehrfach den Besitzer, zunächst zu GFI und schließlich zu Proofpoint.

Die entschieden nun über das Aus für SORBS und schalteten die DNS-Server bereits am 5. Juni ab. Allein die Webseite des Projekts, deren Design die Jahrzehnte überdauert hat, ist noch online. Gegenüber "The Register" kommentierte ein Proofpoint-Sprecher, man habe die Entscheidung "nach gründlicher Betrachtung verschiedener Faktoren bezüglich der Nachhaltigkeit des Dienstes" getroffen.

Wirtschaftliche Gründe scheinen auch eine Rolle gespielt zu haben: Michelle Sullivan, die Projektgründerin und bisherige Proofpoint-Angestellte, verliert ihren Arbeitsplatz Ende Juni. Auf der Mailop-Liste bedanken sich Mail-Administratoren großer Provider bei der Australierin, deren Zukunft ebenso unsicher scheint wie die des Projekts. Dem Vernehmen nach versuchen Spammer, der Reste des SORBS-Projekts, vorrangig der Domain, habhaft zu werden.

Admins, die SORBS in ihren Mailservern einsetzen, sollten alle Erwähnungen der DNSBL entfernen, um Störungen oder Verzögerungen beim Mailtransport zu vermeiden.

(cku)