Ausprobiert: Apple TV nun auch mit Full HD

Parallel zum Start des neuen iPad hat Apple auch seinen iTunes-Wohnzimmer-Client Apple TV neu aufgelegt und um Full-HD-Unterstützung erweitert. Die passenden Inhalte gibts künftig im iTunes Store.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 234 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von

Parallel zum Start des neuen iPad hat Apple auch seinen iTunes-Wohnzimmer-Client Apple TV neu aufgelegt. Er kostet jetzt 109 Euro und wurde um Full-HD-Unterstützung erweitert.

Im dem äußerlich nicht von dem zwei Jahre alten Vorgänger unterscheidbaren Kästchen steckt eine Single-Core-Variante des vom iPad 2 und iPhone 4S bekannten A5-Prozessors, der genügend Leistung für Full-HD-Decoding hat. Die bisherige Beschränkung auf die kleine HD-Auflösung von 1280 × 720 ist damit Geschichte – das Apple TV spielt Videos in 1080p ab und gibt sie nun auch in voller Auflösung via HDMI aus.

Die passenden Inhalte gibts künftig im iTunes Store, auch wenn sich die 1080p-Filme beim Deutschlandstart an einer Hand abzählen ließen. Unter den prominent beworbenen 25 "Top-Filmen" finden sich ganze fünf in 1080p: "Atemlos – Gefährliche Wahrheit", "Zwei an einem Tag", "Resturlaub", "Wickie auf großer Fahrt" und "Sleeping Beauty". In den Einstellungen auf dem Apple TV kann man angeben, welche Videoauflösung man aus dem iTunes Store bevorzugt: SD, 720p oder 1080p.

(Bild: Ob ein Video in voller HD-Auflösung vorliegt, erfährt man auf der Detailseite durch den Hinweis "1080p HD".)

Bei den im deutschen iTunes Store angebotenen TV-Serien ist der Full-HD-Anteil höher, allerdings kann man diese weiterhin nicht direkt auf dem Gerät kaufen. Den iCloud-Zugriff auf bereits erworbene TV-Serien (und Spielfilme) bietet Apple in Deutschland bislang nicht an. Wer sie in 1080p auf dem Fernseher genießen will, muss sie kaufen und über iTunes' Privatfreigabe vom PC/Mac oder per AirPlay vom iPhone/iPad aus streamen.

Überraschenderweise beanspruchen die Full-HD-Videos aus dem iTunes Store "nur" zwischen 20 und 40 Prozent mehr Kapazität als die 720p-Fassungen. Letztere sind mit etwa 4 MBit/s kodiert, die 1080p-Pendants mit 4,8 bis 5,5 MBit/s. Möglich wird das dadurch, dass Apple für die 1080p-Inhalte die Kodiertools des komplexeren "High Profile" von H.264 nutzt. Allerdings sind die Datenraten mitunter so knapp bemessen, dass die Bildqualität bisweilen leidet. Die von uns angeschauten Full-HD-Videos waren zwar schärfer als die 720p-Fassungen, offenbarten bei genauerer Betrachtung aber durchaus mehr (kleinteilige) Kodierartefakte.

Qualitätsvergleich (vierfach vergrößert): 1080p sieht zwar schärfer aus, zeigt aber auch mehr Kodierartefakte.

Das Zusammenspiel mit iOS-Geräten ist praktisch unverändert: Man kann Videos in 1080p vom iPad auf das Apple TV streamen – das klappte eingeschränkt schon mit dem Apple TV 2. Die Synchronisierung ("Airplay Mirroring"), die den kompletten Bildschirminhalt des iPad mit Hilfe des Apple TV auf den Fernseher bringt, ist aber weiterhin auf 720p-Auflösung beschränkt – wobei man nur einen Ausschnitt im 4:3-Format mit schwarzen Trauerrändern angezeigt bekommt. Das dürfte allerdings eine Einschränkung des iPad sein.

Wer Fotos auf dem Fernseher anschauen will, profitiert deutlich von der 1080p-Ausgabe des neuen Apple TV: Die Bilder müssen nicht so stark herunterskaliert werden und sehen daher knackiger aus.

Gegenüber der US-Fassung fehlt zwischen Filme und Musik die Schaltfläche für "TV-Shows" und einige Internet-Dienste.

Apple liefert das neue Apple TV mit Betriebssystemversion 5.0 (4099) aus, mit der vor allem grafische Änderungen auf der Startseite einhergehen; das Update gibt es auch für das Apple TV 2. Statt Textmenüs gibt es unter den angepriesenen Videoinhalten nun bunte Schaltflächen: Filme, Musik, Computer und Einstellungen. "TV-Shows" fehlt hierzulande, weshalb die obere Icon-Zeile aus dem Fünfer-Raster fällt. Darunter finden sich die bisher im Internet-Menü versteckten Online-Dienste – hiesige Nutzer müssen auf Netflix, NBA und NHL verzichten.

Fazit: Für Besitzer der Vorversion, die mit 720p-Auflösung zufrieden sind, gibt es keinen Grund, auf das neue AppleTV umzusteigen. Wer darauf gewartet hat, dass eben diese Einschränkung fällt, kann jetzt gefahrlos zuschlagen und bekommt mit dem schwarzen Kästchen die optimale iTunes- und iPad-Ergänzung fürs Wohnzimmer. (vza)