Ausschreibungsunterlagen für Galileo-Aufbau veröffentlicht

Der neue Ausschreibungsprozess für die "Galileo Full Operational Capability" wird etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Auch Firmen aus Nicht-EU-Ländern können sich um Aufträge für das europäische Satellitennavigationssystem bewerben.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die EU-Kommission hat am gestrigen Dienstag die Ausschreibungsunterlagen für den weiteren Aufbau des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo veröffentlicht. Die erneute Ausschreibung war nötig geworden, nachdem sich die Mitglieder des zunächst für den Galileo-Aufbau vorgesehenen Konsortiums ESN Industries (früher Galileo Industries) zerstritten hatten. Um ein endgültiges Scheitern des Projekts zu verhindern, einigte sich die EU im Frühjahr auf eine Vorfinanzierung der restlichen 2,1 Milliarden Euro, die für die sogenannte Errichtungsphase des spätestens im Jahr 2013 voll einsatzfähigen Satellitennavigationssystems benötigt werden. Im Gegenzug fließen die während der Betriebsphase über kommerzielle Galileo-Dienste erwirtschafteten Einnahmen (teilweise) der Europäischen Gemeinschaft zu.

Die Ausschreibung ist in die sechs Hauptarbeitspakete "Systemtechnische Unterstützung", "Fertigstellung der Missionsinfrastruktur am Boden", "Fertigstellung der Infrastruktur für die Bodenkontrolle", "Weltraumsegment/Satelliten", "Starteinrichtungen" und "Betrieb" untergliedert. Für jedes Paket hat die EU-Kommision detaillierte Vorgaben definiert, die von den Auftragnehmern erfüllt werden müssen. Dazu gehört unter anderem, dass die Auftragnehmer jeweils 40 Prozent des Gesamtwerts der Tätigkeiten an kleine und mittelständische Firmen (KMUs) abgeben müssen. Um eine Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen zu vermeiden, soll zudem "auf doppelte Beschaffungsquellen zurückgegriffen werden, wo immer dies zweckdienlich ist". Das soll helfen, Kosten und Zeitplan unter Kontrolle zu halten.

Der Ausschreibungsprozess für die "Galileo Full Operational Capability" (FOC) wird voraussichtlich etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Im Herbst soll eine erste Vorauswahl getroffen werden, anschließend will man mit den potenziellen Kandidaten weitere technische Details klären. Nach Angaben eines Sprechers von EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani werden die Aufträge nach EU-Wettbewerbsrecht und WTO-Regeln vergeben. Auch Firmen aus Nicht-EU-Ländern hätten damit die Möglichkeit, sich um Galileo-Aufträge zu bewerben. Zuletzt hatte der US-Flugzeugbauer und Satellitenspezialist Boeing bekannt gegeben, eine mögliche Beteiligung an Galileo "zu prüfen". Auch Russland hofft auf Aufträge im Rahmen des Galileo-Projekts. (pmz)