Austauschbare Akkus: Samsung warnt vor klobigen Smartphones

Versiegelte Handy-Gehäuse können flacher gebaut werden und gehen seltener kaputt. Das erklärte ein Samsung-Manager bei einer Anhörung zu Elektroschrott.

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Elektroschrott auf Wiese verstreut

Gesetzgeber suchen Antworten auf Elektroschrott.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
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Sollen Handy-Akkus verpflichtend austauschbar sein? Unter anderem darum ging es bei einer Anhörung zum Regierungsentwurf einer Reform des Elektrogerätegesetzes im Bundestag am Mittwoch. Hersteller betonten die Nachteile für Verbraucher, Sicherheit und Umwelt: Kürzere Lebensdauer der Geräte, mehr Materialverbrauch, unsachgerechte Akku-Entsorgung und dickere Handys.

"Wir müssten Produkte speziell für Deutsche entwickeln", erklärte Andreas Beck, Deutschlands Serviceleiter bei Samsung Electronics, "Die wären automatisch etwas klobiger." Das könnte Verbraucher dazu verleiten, schickere Modelle im Ausland zu bestellen. Die aktuell von Samsung gefertigten flachen und geklebten Gehäuse verbrauchen laut Beck nicht nur weniger Material bei der Herstellung, sondern gingen aufgrund besseren Schutzes vor Schmutz und Wasser auch nicht so schnell kaputt wie frühere Generationen.

Für Beck steht fest: "Defekte Geräte gehören in professionelle Hände, auch für den Akkutausch." Das diene der Sicherheit und dem Recycling. Andere Vorgaben müssten allenfalls einheitlich von der EU gemacht werden. "Eine Selbstreparatur wird von Verbrauchern bisher nicht nachgefragt", behauptete der Samsung-Vertreter zudem.

Die EU-Kommission drängt mit ihrem Entwurf für eine neue Batterieverordnung darauf, dass Akkus unter fünf Kilogramm austauschbar sein sollen. Auch der Bundesrat macht sich für so eine Lösung stark, zumindest das Bundesumweltministerium ist prinzipiell ebenfalls dafür.

"Wir brauchen nachhaltigen Konsum" inklusive eines Rechts auf Reparatur, hielt Sascha Roth vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) dagegen. Der Gesetzgeber sollte nicht auf die EU warten. "Es gibt einzelne Hersteller von Smartphones, die haben austauschbare Akkus", hob er hervor. Ihm seien dazu keine Klagen von Verbrauchern bekannt.

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Von "großen Problemen mit Samsung" berichtete Johanna Sydow vom Verein Runder Tisch Reparatur. Unabhängige Dienstleister bräuchten besseren Zugang zu Ersatzteilen. Zudem seien diese bislang oft so teuer, dass sich Instandsetzen nicht lohne. Für sie steht außer Zweifel: "Batterien müssen austauschbar gestaltet werden." Nur so könnten Geräte lange genutzt werden.

Primäres Ziel müsse Abfallvermeidung sein. Ein Reparaturindex mit Informationen für Verbraucher könne da nur ein erster Schritt sein, besser sei ein Bonussystem für Instandsetzungen. Auch die Verfügbarkeit von Software-Updates sei klar zu regeln.

Ein Pfand für Handys könne eine Kreislaufwirtschaft aufbauen, meinte Herwart Wilms, Geschäftsführer des Entsorgungsunternehmens Remondis. Batterien müssten gesondert gesammelt werden: "Die Anlagen brennen permanent, die Sicherheit der Mitarbeiter ist in Gefahr."

Aktuell landeten zehn bis 15 Prozent der Apparate im Restabfall und seien so "für immer verloren". Ein anderer Teil wandere illegal Richtung Afrika und Asien. Der Zoll müsse dagegen technisch und personell besser vorgehen können.

Über illegale Entsorgung von Elektroschrott in Mülltonnen sowie über nicht zertifizierte Dienstleister klagte Tim Bagner von der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände. Hier fehle Verbraucheraufklärung. Würden private Anbieter stärker einbezogen, würden sich diese auf "finanziell attraktive" Geräte und Komponenten stürzen. Das brächte die gebührenfinanzierten Recyclinghöfe der Kommunen in die Bredouille.

Die Regierung will künftig alle Lebensmittelhändler mit einer Verkaufsfläche von mindestens 800 Quadratmeter dazu verpflichten, bei Verkauf von Elektrogeräten diese auch zurückzunehmen. Dafür müssten rund 25.000 neue Abgabestellen eingerichtet werden, was eine "Riesenbelastung" sei, hielt Benjamin Peter vom Handelsverband Deutschland (HDE) dagegen. Eine gemeinsame Rücknahme mit Online-Händlern wäre Mehraufwand für alle Beteiligte und würde daher nicht funktionieren.

"Die Rücknahme durch den Handel darf als gescheitert gelten", monierte Uwe Feige, Chef des Kommunalservice Jena. Der Einbezug des Online-Handels werde das Versagen verstärken und Kontrolle erschweren. "Die Beraubung von Sammelgut ist die Achillesferse", erläuterte er. Supermärkte stapelten zurückgebrachte Kühlgeräte teilweise auf frei zugänglichen Laderampen, sodass die gut verkaufbaren Kompressoren oft schon rausgeschnitten seien. Hersteller möchte Feige über Vorgaben Mindestnutzungsdauern in die Verantwortung nehmen.

Holger Thärichen vom Verband kommunaler Unternehmen ergänzte: Da kaum ein Verbraucher im Internet gekauften Elektroschrott zurückschicke, sollte sich der Online-Handel finanziell an Rücknahmesystemen beteiligen.

(ds)