Australiens Premier verliert WeChat-Account, Zensurvorwürfe an China

In Australien nimmt der Wahlkampf an Fahrt auf, da gibt es Zensurvorwürfe an China: Der Premier hat seit Monaten keinen Zugang zu seinem WeChat-Account.

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(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

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Nachdem Australiens Premierminister Scott Morrison den Zugriff auf seinen WeChat-Account verloren hat, gibt es aus der Regierungspartei Zensurvorwürfe. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hat eine kleine chinesische Firma den Account gekauft, angeblich ohne zu wissen, wem der gehört hat. Morrisons Team hat demnach bereits vergangenen Juli den Zugang zu dem Account verloren, den Betreiber aber erst vor wenigen Tagen kontaktiert. Der Account gehört offenbar bereits seit Ende Oktober dem Unternehmen Fuzhou 985 und wurde jetzt unter dem neuen Namen "Australian Chinese new life" aktiv. Bei der ursprünglichen Registrierung des Accounts, der auf 76.000 Follower kommt, gab es Berichten zufolge bereits einige Unstimmigkeiten.

Die Vorwürfe um den Account fallen mitten in Australiens Wahlkampf, bis zum 21. Mai muss ein neues Parlament gewählt werden. Über den Account wurden chinesische Übersetzungen von Pressemitteilungen des Regierungschefs veröffentlicht, die für die nicht gerade kleine chinesische Gemeinde in Australien gedacht waren, berichtet The Sydney Morning Herald. Insgesamt habe es im ersten Halbjahr 2021 aber nur etwa 20 solcher Beiträge gegeben, richtig aktiv war der Account vor dem Wahlkampf also nicht. Dass der Verlust erst jetzt wirklich als Problem ausgemacht wurde, liegt wohl auch daran, dass Oppositionsführer Anthony Albanese auf WeChat aktiv ist und dort Australiens "Regierung kritisiert", wie es die Abgeordnete Gladys Liu aus Morrisons Partei ausdrückt.

Mit dem Betrieb des Accounts hatte Morrison Reuters zufolge eine externe Agentur in China beauftragt, registriert worden war er demnach von einem chinesischen Staatsbürger. Schon dieses Vorgehen sei riskant gewesen und zeuge von schlechter Beratung, zitiert Reuters einen Experten. Dem Sydney Morning Herald zufolge war der Account auch auf Wēixìn angelegt worden, dem WeChat für China. Ausländer wie Morrison müssen auf WeChat. Der könnte also gleich mehrfach gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen haben. Von wem Fuzhou 985 den Account gekauft hat, geht aus den Meldungen nicht hervor. Ein Sprecher aus Chinas Außenministerium bezeichnete den Streit jedenfalls als Angelegenheit zwischen WeChat und Morrison. Abgeordnete aus dessen Liberal Party haben gedroht, ihre WeChat-Accounts aus Protest erst einmal nicht mehr benutzen zu wollen. Die Konten seien aber sowieso seit Monaten inaktiv, schreibt The Sydney Morning Herald.

(mho)