Automatische Schadensermittlung per KI: Hertz erhebt hohe Gebühren für Schramme

Seit Wochen überprüfen große KI-Scanner bei Hertz zurückgegebene Fahrzeuge auf Schäden. Nun soll ein Kunde bezahlen, Nachfragen sind eher nicht vorgesehen.

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Ein Leihfazreug in einem großen Scanner

Die Autoscanner stammen von UVeye

(Bild: UVeye)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Wenige Monate nachdem der US-Autovermieter in den USA begonnen hat, zurückgegebene Fahrzeuge mithilfe einer KI-Technik automatisch nach Schäden absuchen zu lassen, gibt es jetzt einen Erfahrungsbericht. Das US-Magazin The Drive hat ausgeführt, wie ein Kunde das System erlebt hat, nachdem er einen Leihwagen mit einer kleinen Schramme zurückgegeben hat. Minuten nachdem Hertz den geliehenen Volkswagen zurückerhalten hat, hat der Mann demnach über eine App des Konzerns einen Hinweis bekommen, dass er 440 US-Dollar bezahlen soll. Den Großteil sollte er für die Reparatur bezahlen, aber etwa ein Drittel habe Hertz für die Verarbeitung der Schadenserkennung und eine Gebühr verlangt.

Hertz hatte das System im April vorgestellt, das Herzstück ist ein großer Scanner, der ein komplettes Fahrzeug erfassen kann, das nicht einmal anhalten muss. Wenn ein Auto verliehen wird und wenn es zurückgeht, werden damit hochaufgelöste Aufnahmen gemacht, die automatisiert miteinander verglichen werden. Ganz automatisch sollen damit Beschädigungen erkannt werden. Der Autovermieter hatte damals angekündigt, dass der Wartungsprozess dadurch genauer, effizienter und enger getaktet werden könne. Zudem werde man der Kundschaft damit einen zuverlässigeren Service, eine verbesserte Verfügbarkeit und mehr Transparenz anbieten können. Vor allem an letzterem hat der betroffene Kunde nun aber Zweifel.

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Laut The Drive hat sich die von Hertz geforderte Summe aus 250 US-Dollar für die Reparatur, 125 US-Dollar Bearbeitungsgebühr und 65 US-Dollar Verwaltungsgebühr zusammengesetzt. Eine Möglichkeit für Nachfragen gab es nicht, stattdessen aber ein Angebot. Sollte die Summe umgehend bezahlt werden, hat Hertz dem Kunden einen Nachlass in Höhe von 52 US-Dollar angeboten. Dafür müsste er aber innerhalb von zwei Tagen den Bedingungen zustimmen. Sollte er das innerhalb einer Woche tun, würden ihm noch 32 US-Dollar erlassen. Nachfragen per E-Mail würden aber unter Umständen erst viel später beantwortet. Der betroffene Kunde hat das jedenfalls nicht getan, weil er die Verantwortung für den ermittelten Schaden nicht einfach auf sich nehmen wollte.

Unklar ist dem Bericht zufolge, ob die erhobene Bearbeitungsgebühr höher oder geringer ist als nach einer Entdeckung durch einen Angestellten von Hertz. Das Unternehmen selbst hat gegenüber The Drive erklärt, dass die überwiegende Mehrheit der Vermietungen ohne Zwischenfälle ablaufe. Sollte doch ein Schaden auftreten, sei es das erklärte Ziel, "das Vermietungserlebnis zu verbessern, indem mehr Transparenz, Präzision und Geschwindigkeit in den Prozess eingebracht wird". Digitale Fahrzeuginspektionen würden eine klare Dokumentation ermöglichen und das Verfahren beschleunigen. Zu dem undurchschaubaren Prozess der Kostenermittlung äußerte sich der Konzern demnach nicht.

(mho)