Autor der umstrittenen Microsoft-Linux-Studie bezieht Stellung

Herbert Thompson verteidigt seine Studie, in der er den Betrieb einer E-Commerce-Plattform auf Windows- und Linux-Systemen gegenüberstellte, gegen Vorwürfe der Unwissenschaftlichkeit und Einflussnahme seitens Microsoft.

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Von
  • Christiane Rütten

Die von Microsoft finanzierte Windows-Linux-Vergleichsstudie, die eine Testmethode vorstellte und diese auf eine wachsende E-Commerce-Plattform auf beiden Betriebssystemen anwendete, hatte einigen Wirbel verursacht. In Diskussionsforen wurde sie vielerorts als "unseriös", "unwissenschaftlich" und "Microsoft-Propaganda" bezeichnet und selbst Novell sah sich zu einer Stellungnahme genötigt. Nun hat sich Autor Dr. Herbert Thompson in einem Leserinterview des Nachrichtenportals Slashdot zu den erhobenen Vorwürfen geäußert.

Der Wissenschaftler bekräftigte darin, dass die Studie aus zwei Teilen bestehe. Zum einen werde die von den Wissenschaftlern entwickelte Testmethodik vorgestellt und zum anderen diese Methode in einem konkreten Experiment, zu dessen Durchführung er weitere Details lieferte, angewendet. Durch die spezielle Anwendung und aufgrund der kleinen Grundgesamtheit von sechs Administratoren sei keine Generalisierung möglich. Es zeige lediglich, dass Windows und Linux eine grundsätzlich unterschiedliche Architektur besitzen. Letztlich sei eine genaue Formulierung der Ansprüche nötig, um sich für ein geeignetes Betriebssystem entscheiden zu können.

Ebenfalls wurde der Vorwurf erhoben, die Studie sei aufgrund der Microsoft-Finanzierung nicht unvoreingenommen gewesen. Dr. Thompson sieht dabei das grundsätzliche Problem nicht in seiner Studie, deren wissenschaftliche Rahmenbedingungen allein von seinem Team vorgegeben worden seien, sondern in der Strategie der Auftraggeber begründet, die frei über die Publikation entscheiden könnten. Studien, die im Sinne des Auftraggebers bilanzieren, würden gezielt zu Marketing-Zwecken eingesetzt. Studien mit negativer Bilanz hingegen dienten den Entwicklern zur Produktverbesserung und blieben unveröffentlicht. So entstehe in der Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild von Auftragsstudien.

Dr. Herbert Thompson ist in der Security-Szene kein unbeschriebenes Blatt. Der Hochschullehrer war 2004 an der Aufdeckung der Sicherheitslücken in Diebolds Wahlmaschinen beteiligt und ist Autor der Bücher "Software Vulnerability Guide", "How to Break Software Security" und "The Mezonic Agenda: Hacking the Presidency". Beim Sicherheitsdienstleister Security Innovation, der für Microsoft die umstrittene Studie erstellte, ist er als leitender Experte für Sicherheitsfragen beschäftigt.

Siehe dazu auch: (cr)