Axon legt Taser-Drohne für Schulen auf Eis

Nach Massakern an US-Schulen will Axon Amokläufer per Taser-Drohne ausschalten. Nach dem Rücktritt der Mehrheit des Ethikbeirats pausiert das Projekt nun.

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Die Taser-Drohne von Axon gibt es derzeit nur als Mockup.

(Bild: Axon)

Lesezeit: 3 Min.
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Axon Enterprise, vormals Taser International, Hersteller von Elektroimpulswaffen, hat den Plan aufgegeben, eine mit Elektroschockerpfeilen ausgestattete Drohne für den Einsatz an Schulen in den USA zu bauen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters zuerst berichtete, hat sich der KI-Ethikbeirat des Unternehmens vehement gegen das Projekt ausgesprochen. Neun von zwölf Mitgliedern des Ethikrates sind deshalb aus Protest zurückgetreten, berichtet Reuters am Montag.

Anfang Juni hatte Axon als Reaktion unter anderem auf das Schulmassaker vom 24. Mai in Uvalde (US-Bundesstaat Texas) bekannt gegeben, an einer Drohne zu arbeiten, die ferngesteuert Taserpfeile auf ein etwa 12 m entferntes Ziel abfeuern kann. Tödlich sei die Taserwaffe nicht, schreibt Reuters. Mit ihr könnten aber Amokläufer beispielsweise an Schulen gestoppt und damit möglicherweise Verletzte und Tote vermieden werden. Ein solches System veranschlagte Rick Smith, Chef von Axon, pro Stück mit jährlichen Kosten von rund 1000 US-Dollar, etwa 940 Euro.

Die Pläne seien vom Unternehmen gegen den Wunsch des eigenen Ethikausschusses öffentlich bekannt gegeben worden. Die Mitglieder waren zuvor lediglich über eine abgespeckte Version des Projektes informiert gewesen. Ursprünglich sollte die Technik ausschließlich an Polizeidienststellen ausgeben werden, nicht aber direkt an Schulen.

Schon bei der Abgabe an die Polizei hatte das Ethikgremium interveniert und sich gegen die Vorschläge ausgesprochen, heißt es im Guardian. Im Mai stimmten acht der zwölf Ethikratsmitglieder gegen einen begrenzten Polizeipilotversuch. Ihre Befürchtung: Die Drohnen könnten die schon bestehende Rassenungerechtigkeit verschärfen, die Privatsphäre weiter einschränken und die Drohne womöglich später mit tödlichen Waffen ausgestattet werden. Trotz der Einwände habe sich Axon nach den Schulmassakern dann aber zu einer Fortführung des Projektes entschlossen.

An Schulen würde das Konzept nicht funktionieren, denn Drohnen könnten beispielsweise nicht durch verschlossene Türen fliegen. Man müsste also jedes einzelne Klassenzimmer mit einer Drohne ausrüsten, was verrückt erscheint, sagte Barry Fiedmann, ehemaliger Vorsitzender des Ethikbeirates. Er trat ebenfalls zurück. Smith schrieb auf Reddit, dass er weiß, dass es sich verrückt anhören könnte, Drohnen an Schulen zu haben. "Nur kann es nicht verrückter sein als eine weitere Massenschießerei an einer Schule." Smith ist der Ansicht, dass sich die Probleme der Fortbewegung der Drohne in einer Schule praktisch lösen ließen. Dazu sollten spezielle Öffnungen für die Drohnen geschaffen werden, um von den Fluren aus in die Schulräume zu gelangen.

In einer Erklärung machten die zurückgetretenen Mitglieder des Ethikbeirates ihr Anliegen deutlich: Bewaffnete Drohnen seien keine Lösung. Sie würden die Gesellschaft lediglich von echten Lösungen für ein tragisches Problem ablenken.

Angesichts des Rücktritts der Mehrheit des Ethikrates rudert Smith zurück: "In Anbetracht des Feedbacks pausieren wir die Arbeit an diesem Projekt und konzentrieren uns auf die weitere Zusammenarbeit mit wichtigen Gruppen, um den besten Weg nach vorne zu finden", sagte er. Den Rücktritt eines Teils des Ethikrates bedauerte er. Die Taser-fähige Drohne sei aber ohnehin kein fertiges Produkt, sondern nur eine Idee, deren Durchführbarkeit und Akzeptanz bei der Öffentlichkeit untersucht werden müsse. Das Projekt werde deshalb so lange pausiert.

(olb)