BMG forciert Kopierschutz auf Musik-CDs

Die Bertelsmann Music Group will künftig anscheinend keine Musik-CDs mehr ohne Kopierschutz verkaufen. Derzeit würden verschiedene Kopierschutzverfahren geprüft.

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Die Bertelsmann Music Group (BMG) will anscheinend keine Musik-CDs mehr ohne Kopierschutz verkaufen. Auf einer speziellen Website zu dem Thema äußert sich die Musikfirma zu der Problematik und rechtfertigt die technischen Maßnahmen. Dort heißt es, auch BMG werde "einen Kopierschutz bei digitalen Trägermedien einsetzen, wie er auch bei vergleichbaren Medien -- Computersoftware, Videospiele oder DVD -- schon lange eingesetzt wird". Bisher habe die technische Möglichkeit gefehlt, Musik-CDs und vergleichbare Produkte vor dem Kopieren zu schützen. "Dies hat sich inzwischen geändert. Verschiedene international verfügbare Kopierschutzverfahren werden derzeit in Kooperation mit Sonopress geprüft, in umfangreichen Testreihen erprobt und ständig dem neuesten Stand der Technik angepasst", heißt es weiter bei BMG.

BMG holt bei der Begründung für den Einsatz von Kopierschutztechniken weit aus und beschwört eine "dramatische Lage". Im vergangenen Jahr seien in Deutschland 182 Millionen Rohlinge mit Musik bespielt worden. Diese Zahl übertreffe zum ersten Mal die der verkauften Original-CDs. Dies drohe den Künstlern die Existenzgrundlage zu entziehen. Weiter heißt es, BMG lege höchsten Wert darauf, "dass der Kopierschutz für den Konsumenten mit keine Einschränkungen hinsichtlich des Musikgenusses verbunden ist". Wer das geschützte Produkt auf einem herkömmlichen Heim-Audio-CD-Player abspiele, werde von dem Kopierschutz nichts merken.

Der News-Dienst The Register meldet gegenteiliges. Ein BMG-Kunde, der sich wegen Problemen seines CD-Players mit einer kopiergeschützten CD beschwert habe, soll zur Antwort bekommen haben, der Kopierschutz reagiere auf neue Techniken, die speziell in CD-Brennern eingebaut sei. Diese könnten auch in modernen CD-Playern zum Einsatz kommen und zu Problemen führen, da der Kopierschutz den Unterschied zwischen den Geräten nicht feststellen könne. Ein herkömmlicher PC-Player enthalte keine Technik, die CD-Brenner enthalten. Und: Künftig wolle BMG keine CDs ohne Kopierschutz mehr herstellen.

Abgesehen von dieser Ankündigung zeigt sich, dass BMG anscheinend immer noch technische Probleme mit dem Kopierschutz Cactus Data Shield hat, der unter anderem von Sonopress genutzt worden war. Schwierigkeiten zeigten sich bereits Anfang 2000. Seinerzeit gab es eine erhöhte Rücklaufquote im Musikhandel wegen angeblicher Mängel. BMG hatte seinerzeit auf Anfrage von c't "gewisse Schwierigkeiten" mit dem Kopierschutz eingestanden.

Manchmal steht Bertelsmann im Zusammenhang mit Kopierschutz sogar mit der eigenen Kommunikationspolitik auf Kriegsfuß. Im September wurde einem Käufer, der eine kopiergeschützte CD nicht abspielen konnte, von einer Tochterfirma geraten, die einschlägige Fachpresse zu studieren. Sie biete die "unzählige Optionen" von Clone-Programmen bis zu entsprechender Software, die das Anhören möglich macht. (anw)