BSI darf Windows 2000 nicht prüfen

Microsoft hat dementiert, dem Bundesinnenministerium eine Überprüfung des Quellcodes von Windows 2000 angeboten zu haben.

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  • dpa

Der Softwarekonzern Microsoft hat dementiert, dem Bundesinnenministerium eine Überprüfung des Quellcodes von Windows 2000 angeboten zu haben. Mitte Februar hatte das dem Innenministerium unterstellte Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gegenüber c't mitgeteilt, Microsoft sei mit einem entsprechenden Vorschlag an das Amt herangetreten.

Windows 2000 ist wegen möglicher Scientology-Verstrickungen in der Diskussion. Deutsche Behörden, so etwa in Bayern, wollten den Einsatz des Betriebssystems deshalb vom Ergebnis der Sicherheitsprüfung durch das BSI abhängig machen. Doch während BSI-Sprecher Michael Dickopf noch vor zwei Wochen sagte, im Vorfeld der angebotenen Prüfung seien nur noch einige Details zu klären, wollte er sich jetzt zum Stand der Dinge nicht mehr äußern. Ein Sprecher des Bundesinnenministers erklärte auf Nachfrage von c't, es sei nicht absehbar, ob und wann die Prüfung stattfinden könne.

"Wir stehen mit dem Ministerium im Gespräch", sagte Microsoft-Sprecherin Irene Nadler am heutigen Freitag der dpa. "Es gibt aber kein Angebot von unserer Seite, den Quellcode überprüfen zu lassen." Es gebe auch kein Angebot von Microsoft, Spezialisten des BSI den Einblick in den Quellcode in den USA zu ermöglichen.

c't hatte im November 1999 berichtet, dass die in Windows 2000 integrierte Defragmentierungssoftware von der Firma Executive Software des Scientologen Craig Jensen entwickelt worden ist. Jensen bekennt sich im Internet offen dazu, sein Unternehmen nach den umstrittenen Methoden des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard zu führen. Seitdem wird besonders in Deutschland kontrovers diskutiert, ob mit Hilfe der Software Daten auf der Festplatte von Windows-2000-Rechnern ausgespäht werden könnten.

Anhand des Quellcodes könnten Experten erkennen, welche Funktionen die Software in ihrer jetzigen Version tatsächlich beinhaltet. Während freie Betriebssysteme wie Linux im Quellcode veröffentlicht werden, betrachtet Microsoft den Quellcode bei seinen kommerziellen Software-Produkten als Betriebsgeheimnis. Nach Angaben von Microsoft wurde der Quellcode des Defragmentierters intern überprüft, ohne dass Besonderheiten entdeckt wurden. (dpa)/ (cp)