"Baby-Universum": Bislang prÀziseste Karte des Mikrowellenhintergrunds erstellt
Ein Teleskop in Chile hat jahrelang an der mit Abstand prĂ€zisesten Karte des frĂŒhesten einsehbaren Universums gearbeitet. Die verrĂ€t jetzt viel ĂŒber den Kosmos.
Die neue Karte des kosmischen Mikrowellenhintergrunds
(Bild: ACT Collaboration, ESA/Planck Collaboration)
Eine internationale Forschungsgruppe hat die bislang detaillierteste und genaueste Aufnahme der frĂŒhesten Epoche des Universums erstellt, die fĂŒr uns einsehbar ist. Die mit dem Atacama Cosmology Telescope (ACT) gesammelten Daten zum kosmischen Mikrowellenhintergrund zeigen den Zustand des Kosmos ungefĂ€hr 380.000 Jahre nach dem Urknall. Wenn man davon ausgeht, dass das Universum inzwischen ein mittleres Alter erreicht hat, entspreche die Aufnahme dem Foto eines wenige Stunden alten Kinds, schreibt die UniversitĂ€t Princeton. Erstmals sei dabei jetzt die Polarisierung der Signale auszumachen, was uns noch mehr ĂŒber diese wichtige Phase in der Entwicklung des Kosmos verrĂ€t.
Die Àltesten nachweisbaren Signale
Vor der Epoche, in der die Strahlung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds entstanden ist, bestand das Universum aus undurchsichtigem Plasma. Deshalb handelt es sich beim CMB (Cosmic Microwave Background) um die mit Abstand Ă€ltesten Signale, die wir im Universum nachweisen können. Vermessen wurde die Strahlung bislang vor allem von dem ESA-Weltraumteleskop Planck. Die jetzt gesammelten Daten haben nun aber eine fĂŒnfmal so groĂe Auflösung und sind viel genauer. AuĂerdem enthĂŒllen die Informationen zur Polarisierung der Signale, wie sich Wasserstoff und Helium in diesem Universum bewegt haben â lange bevor im Anschluss an das sogenannte Dunkle Zeitalter die ersten Sterne entstanden sind.
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Auf Basis der viel prĂ€ziseren Karte zum Mikrowellenhintergrund hat das Team jetzt auch deutlich genauer ermitteln können, wie groĂ das beobachtbare Universum ist. Das reicht demnach fast 50 Milliarden Lichtjahre in alle Richtungen und enthĂ€lt die Masse von 1900 Ă 1021 Sonnen â das sind 1900 Zeta-Sonnenmassen oder die Masse von fast 2 Quadrillionen Sonnen. Nur etwa 100 Ă 1021 Sonnenmassen entfallen dabei auf herkömmliche Materie. Auf weitere 500 Ă 1021 Sonnenmassen kommt die sogenannte Dunkle Materie und die restlichen 1300 Ă 1021 Sonnenmassen trĂ€gt die Dunkle Energie bei.
Hubble-Spannung nicht ausgerÀumt
Insgesamt wĂŒrde die neue CMB-Karte das Standardmodell der Kosmologie auch einmal mehr bestĂ€tigen, heiĂt es von dem Team noch. Demnach ist das Universum 13,8 Milliarden Jahre alt, bei einer Unsicherheit von lediglich noch 0,1 Prozent. AuĂerdem hĂ€tten die prĂ€zisen Messungen frĂŒhere Angaben zur Ausbreitungsgeschwindigkeit des Kosmos bestĂ€tigt, die ebenfalls auf Basis des kosmischen Mikrowellenhintergrunds ermittelt wurden. Damit vertieft sich die sogenannte Hubble-Spannung weiter â man habe keine Hinweise auf eine ErklĂ€rung der Abweichung zu den Messdaten auf Basis des nahen Universums.
Auch darĂŒber hinaus seien die Daten in Bezug auf mögliche neue Physik getestet worden, ohne dass dabei Hinweise auf irgendwelche Neuheiten entdeckt wurden. Das vergleichsweise simple Modell des Kosmos sei damit einmal mehr untermauert, die meisten konkurrierenden Modelle habe man auf Basis der Daten ausschlieĂen können. Gesammelt wurden die Daten ĂŒber einen Zeitraum von fĂŒnf Jahren, abgeschlossen wurden die jetzt ausgewerteten Messungen 2022. Die Folgearbeit soll nun von einem neuen Instrument ĂŒbernommen werden. Die Studie selbst ist nicht nicht ĂŒberprĂŒft, soll aber am heutigen Mittwoch auf der Jahreskonferenz der American Physical Society vorgestellt werden. Sie ist sind online einsehbar.
(mho)