Bafin: Bei Gamestop keine Anzeichen für Marktmanipulation durch Kleinanleger

Ist es eine Manipulation der Börse, wenn sich Kleinanleger auf Reddit zu Investments verabreden? Die Bafin sieht derzeit wohl keine Anzeichen dafür.

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(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Die deutsche Finanzaufsicht Bafin sieht bei dem Hype um die Gamestop-Aktie derzeit keine Anhaltspunkte dafür, dass sich involvierte Kleinanlegerinnen und Kleinanleger einer Marktmanipulation strafbar gemacht haben könnten. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Fabio De Masi hervor, die heise online vorliegt. Sofern nicht bewusst unwahre oder irreführende Informationen verbreitet würden, stelle die Diskussion in Internetforen über Handelsabsichten und -gelegenheiten keine Marktmanipulation dar, heißt es in der Antwort.

Allerdings werde die Frage auch auf europäischer Ebene diskutiert. Die EU-Finanzaufsicht ESMA hatte bereits Mitte Februar davor gewarnt, Investment-Entscheidungen allein auf Basis von Social-Media-Informationen zu treffen. Das Organisieren und Ausführen koordinierter Strategien, die Aktienkurse beeinflussen sollen, könnte durchaus unter Marktmanipulation fallen, so der eher allgemeine Hinweis der ESMA. Die Bafin jedenfalls sehe sich "anlassbezogen Beiträge in Onlineforen zu Finanzinstrumenten an" und werte sie auch aus. Zuerst hatte die FAZ über die Antwort der Bundesregierung berichtet.

Seit Januar hatten sich vor allem über die Plattform Reddit organisierte Hobby-Spekulanten bei Aktien von Gamestop und anderen Firmen wie der Kinokette AMC ein Kräftemessen mit einigen Hedgefonds geliefert. Die Hedgefonds hatten auf einen Kursverfall der Titel gewettet und in Folge hohe Verluste erlitten. Auf dem Gipfel des Kräftemessens hatten US-Handelsplattformen wie Robinhood, aber auch deutsche Anbieter wie Trade Republic den Handel mit den heißgelaufenen Aktien beschränkt.

Stand Mitte Februar hat die Bafin laut der Antwort 4426 Beschwerden über diesen Handelsstopp erhalten, die Prüfungen liefen derzeit noch. Analysen der Handelsdaten hätten bislang keine Anhaltspunkte für Marktmanipulationen gebracht. "Die BaFin muss aufklären, ob es Einflussnahme in Deutschland auf Broker und somit gegebenenfalls Untreue zu Lasten der Kleinanleger gab", sagte Parlamentarier De Masi. Trade Republic hatte sich bei seinen Nutzern entschuldigt und den Handelsstopp mit technischen Problemen bei einem Dienstleister begründet.

Die Rally um die Gamestop-Akte ist übrigens noch längst nicht zu Ende: Nach rasantem Anstieg bis Mittwoch und einem jähen Fall am Abend des Tages lag das Papier zum US-Handelsschluss bei 265,00 US-Dollar. Langfristig dürften Profi-Investoren wohl auch den Blick in sozialen Medien zum Teil ihrer Analysen machen. Spezialisierte Agenturen für solche Sentiment-Analysen, also das Auswerten von Stimmungen, genießen derzeit größere Aufmerksamkeit.

Auch ein börsengehandelter Fonds (ETF), der genau solche Hype-Aktien kaufen will, ist bereits vom Vermögensverwalter Van Eck aufgelegt worden. Über KI-automatisierte Analyse will der "BUZZ NextGen AI US Sentiment Leaders“ die künftigen Kursraketen erfassen und in sein Portfolio aufnehmen. Man wolle der Kursentwicklung der 75 in den USA gehandelten Aktien folgen, die die positivste Anlegerstimmung haben. Einmal im Monat werde das Portfolio angepasst, heißt es in Berichten der Wirtschaftspresse, was wohl zu langsam sein dürfte, um auf Hypes wie Gamestop zu reagieren.

Auch das regulatorische Nachspiel um die Kursturbulenzen ist noch nicht vorbei: US-Behörden untersuchen die Vorfälle und ermitteln wegen möglicher Marktmanipulationen. Mitte Februar gab es schon eine Anhörung vorm Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses zu den Kurskapriolen, die allerdings wenig neue Erkenntnisse brachte.

(axk)