Kalendertür 10 – Båstnäs
Ein ehemaliger Autofriedhof verseucht die schwedische Natur und wird dennoch von der Regierung unter Schutz gestellt. Heute ist er eine Pilgerstätte für Auto-Romantiker mit einem Sinn für die Ästhetik der Vergänglichkeit
„Da vorne müssen sie links in den Wald hinein. Fahren Sie bis zum Ende der Straße. Sie können es gar nicht verfehlen.“ Wir fahren. Und fahren. Der Volvo rollt. Schwedischer Wald verschluckt uns. Der Anwohner hatte es gut gemeint, vergaß jedoch ein paar wichtige Kilometerangaben zu machen. Beinahe zwanzig Kilometer Waldweg liegen nämlich zwischen der betonierten Straße und dem Autofriedhof, den wir suchen. Es ist Oktober und die gefärbten Bäume verleihen dem Szenario eine Stimmung irgendwo zwischen romantischer Wandertour und Rübezahl.
Ziel unseres Ausflugs ist Båstnäs. Ein schwedisches Moor an der Grenze zu Norwegen. Hier bauten die Gebrüder Ivansson zu Beginn der 1950er Jahre Torf ab. Bis ihnen die Geschäftsidee ihres Lebens kam: Autoexport. Denn im benachbarten Norwegen war der Import von Autos illegal. Nicht aber die Einfuhr von Autoteilen. Und so zerlegten die Ivanssons die Wagen, transportierten die Teile über die Grenze und bauten sie in Norwegen wieder zusammen.
Kalendertür 10 – Båstnäs (16 Bilder)

(Offenbar unter dem Eindruck verwirrender Anfahrtswege hat unser Autor den Namen des Platzes in Båstnäs mit der Ortsbezeichnung Mykke Mosse und letztlich mit Kyrkö Mosse in Småland verwechselt. Wir haben das nun hoffentlich richtig verbessert und danken unserem aufmerksamen Leser).
Das Geschäft florierte. Immer mehr Schweden, die ihre Autos loswerden wollten, stellten ihre Wagen im Wald der Ivanssons ab. Als die beiden ihre Werkstatt 1986 schlossen, wurde der Bestand auf etwa 1000 Fahrzeuge geschätzt.
Jetzt begannen die Probleme. Denn der Grund und Boden war verseucht und hätte eigentlich geräumt und aufgearbeitet werden müssen. Sogar ein Fluss fließt in der Nähe dieses Geländes vorbei. Doch Autofans hatten den Wald als Pilgerstätte entdeckt und diverse Medien berichteten bereits über die Faszination dieses Ortes. Die schwedische Regierung überließ die Autos also dem Zerfall und stellte den Wald bis ins Jahr 2050 unter Schutz.
Der Ort ist frei zugänglich. Die Entnahme von Teilen und das Beschädigen der Wracks ist ein wenig beachtetes Verbot. Fahren Sie einfach nach Ryd und fragen Sie nach dem Weg. (fpi)