Battle Royale um Fortnite: Apple droht Epic Games mit Komplettrauswurf

Sollte Epic seine Bezahlschnittstelle nicht aus Fortnite entfernen, will Apple die Spielefirma verbannen. Das wäre auch das Aus für die Unreal Engine auf macOS.

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Online-Spiel «Fortnite»

(Bild: dpa, Andrea Warnecke/dpa-tmn/dpa)

Lesezeit: 4 Min.

Schnelle Eskalation im Streit zwischen Fortnite-Macher Epic Games und Apple: Nach dem Rauswurf des Spiels aus dem App Store hat Apple das Spielestudio offenbar aufgefordert, seine eigene Bezahlschnittstelle umgehend aus Fortnite zu entfernen und eine aktualisierte Fassung des Spiels zur erneuten Prüfung durch Apple einzureichen. Sollten die Apple-Regelverletzungen nicht bis Ende August ausgeräumt sein, werde man Epic aus dem Apple Developer Programm werfen, heißt es in einem Schreiben des iPhone-Konzerns, das Epic Games in einer Eingabe an ein US-Gericht veröffentlicht hat.

Die Spielefirma versucht nun, eine einstweilige Verfügung gegen Apple zu erwirken, um den Rauswurf zu verhindern – und Fortnite wieder in den App Store zurückzubringen.

Ohne Zugang zu Apples Entwicklerprogramm sei man nicht mehr in der Lage, Software für Apple-Plattformen zu entwickeln, schreibt Epic Games, das schließe die hauseigene Unreal Engine ein, die gegen keine der Apple-Regeln verstoße. Das wäre eine "existenzielle Bedrohung" und "Katastrophe" für das Geschäft mit der Spiele-Engine, die auch von "mehreren Millionen" anderen Entwicklern als Basis verwendet wird, heißt es weiter in der Eingabe – Apple nutze dies zur "Vergeltung".

Epic Games habe "das Problem selbst geschaffen" und könne es "leicht" durch ein regelkonformes Update ausräumen, teilte Apple in einer Stellungnahme in der Nacht auf Dienstag gegenüber US-Medien mit. Man wolle Epic sehr wohl als Mitglied im Apple Developer Programm behalten – und deren Apps im App Store, so Apple. Eine Ausnahme werde man aber nicht machen, denn es sei "nicht richtig, deren Geschäftsinteressen über die Regeln zu stellen, die unsere Kunden schützen".

Mit gezielter Provokation zum Rauswurf: Direktzahlungen sind bei Apple verboten, Fortnite bietet diese weiter an.

Knackpunkt des Streits sind Apples Vorgaben für den Verkauf digitaler Inhalte in iOS-Apps: Sie dürfen ausschließlich – mit Ausnahme von Amazon Prime Video – über Apples Bezahlschnittstelle abgerechnet werden, der Konzern behält dabei bis zu 30 Prozent ein. Epic Games hat in Fortnite nachträglich eine Option freigeschaltet, die Spielwährung V-Bucks mit Rabatt direkt zu beziehen und per Kreditkarte oder Paypal zu bezahlen – als Alternative zu Apples Bezahlschnittstelle. Apple hat das Spiel daraufhin aus dem App Store geworfen, auch Google entfernte es deswegen aus dem Play Store – dort gelten ähnliche Vorgaben speziell für In-App-Käufe in Spielen.

Nutzer, die Fortnite bereits geladen haben, können es derzeit weiter auf iPhone und iPad spielen und darin auch über Epic Games eigene Bezahlschnittstelle einkaufen.

Epic reagierte Ende vergangener Woche mit offensichtlich bereits vorbereiteten Klagen, in denen den beiden Konzernen ein Missbrauch der Marktmacht vorgeworfen wird. Für Apples iOS fordert Epic, es müsse alternative Läden zu dem von Apple kontrollierten App Store geben. Die Spielefirma macht dabei keinen Hehl daraus, dass sie gerne einen eigenen Epic Games Store auf iPhones und iPads anbieten möchte – das ist derzeit unmöglich.

Epic hat in den vergangenen Wochen zu anderen Apple-kritischen Konzernen Kontakt aufgenommen, um eine Koalition gegen den App-Store-Zwang und die Apple-Regeln aufzubauen, wie The Information berichtet. Unternehmen wie Spotify und der Tinder-Mutterkonzern Match Group haben sich bereits öffentlich hinter Epic Games gestellt und die Klage gegen Apple begrüßt. Mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission hat Spotify in Europa bereits für die Einleitung einer Untersuchung von Apples App-Store-Praktiken gesorgt.

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(lbe)