Bauzeit: Zweites geplantes LNG-Terminal in Lubmin weckt Sorge um Laichgebiet

Das erste Lubminer LNG-Terminal soll in Kürze in den Regelbetrieb gehen. Für ein Zweites soll eine Pipeline verlegt werden – durch das Laichgebiet des Herings.

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Gasrohre

(Bild: noomcpk / Shutterstock.com)

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  • dpa
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Der Fischerei-Experte Christopher Zimmermann sieht im Bau des zweiten für Vorpommern geplanten Flüssigerdgas-Terminals Risiken für den Heringsbestand. Die größten Probleme seien beim Bau der Pipeline durch den Greifswalder Bodden zu erwarten, sagte der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, der Deutschen Presse-Agentur. Problematisch wären die Bauarbeiten demnach im Frühjahr. "Diese Zeit ist aber die empfindlichste für die Nachwuchsproduktion des Bestandes, und der Greifswalder Bodden das wichtigste Laichgebiet."

Ein von der Bundesregierung gechartertes schwimmendes Terminal soll etwa 30 bis 40 Kilometer vor Lubmin in der Ostsee stationiert und durch eine Pipeline an Gasleitungen in Lubmin angebunden werden. Der Energiekonzern RWE und das norwegische Unternehmen Stena-Power sollen das Projekt verwirklichen. An Land hätten bereits Bauarbeiten begonnen, teilte RWE mit. "Das Ziel aller Beteiligten ist es, das Terminal für den kommenden Winter fertigzustellen."

Der Baubeginn auf See werde im Rahmen des Genehmigungsverfahrens festgelegt. Ziel aller Beteiligten sei es, den engen Zeitplan und die strengen Umweltauflagen in Einklang zu bringen. Laut Zimmermann ist die Trübung durch die Bauarbeiten der wichtigste Faktor. "Wenn die Röhre erst liegt, erwarten wir keine Auswirkungen auf das Laichgeschehen im Greifswalder Bodden." Es gebe eine Reihe von Möglichkeiten, die negativen Auswirkungen zu mindern. Dazu führten die Beteiligten Gespräche.

Für ein erstes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) in Lubmin hatte die Landesregierung am Donnerstag die Erteilung der letzten noch ausstehenden Betriebsgenehmigung angekündigt. Diese soll im Beisein unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am nächsten Wochenende übergeben werden. Im Gegensatz zum Terminal des Bundes kommt es ohne Offshore-Pipelines aus. Kleinere Tanker transportieren das LNG durch den flachen Greifswalder Bodden nach Lubmin. Der Betreiber, das Unternehmen Deutsche Regas, spricht von einer "virtuellen Pipeline".

Die Deutsche Regas hat nach eigenen Angaben allerdings beantragt, die noch zu bauenden Pipeline auch nutzen zu können. Dadurch soll in einer weiteren Ausbaustufe des bisherigen Terminals die Kapazität erhöht werden. Die Firma hatte auch signalisiert, zu diesem Zweck auch die bereits bestehende Gas-Pipeline Nord Stream 2 nutzen zu können. Sie verläuft – wie die Schwesterpipeline Nord Stream 1 – aus Russland kommend auch durch den Greifswalder Bodden nach Lubmin und war nie in Betrieb gegangen, nachdem die Bundesregierung das Zertifizierungsverfahren auf Eis gelegt hatte.

Sie hatte einer Umnutzung bisher eine Absage erteilt. Wohl auch, weil dann eine Enteignung von Nord Stream 2 im Raum stünde. Nord Stream 1 und 2 waren Ende September stark beschädigt worden. Es gibt Hinweise auf Sabotage.

Um ausbleibende Gaslieferungen aus Russland zu kompensieren, setzt Deutschland unter anderem auf per Schiff geliefertes LNG. Dazu wurde der Bau eigener Terminals im Eiltempo vorangetrieben. Neben Lubmin verfügt auch das niedersächsische Wilhelmshaven über ein fertiges Terminal. Auch in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein soll demnächst ein Terminal an den Start gehen. Weitere sind geplant.

In Mecklenburg-Vorpommern setzt man zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren auch auf Amtshilfe aus Bayern. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und ihr bayerischer Amtskollege Markus Söder (CSU) hatten Ende August in Lubmin vor Medien angekündigt, dass Fachleute aus Bayern im Nordosten aushelfen sollen. Ab Montag sollen dazu im Schweriner Umweltministerium eine Frau und im zuständigen Landesamt in Stralsund zwei Männer aus Bayern beginnen. "Es ist unseres Wissens die erste derartige Amtshilfe in MV", so ein Sprecher des Schweriner Umweltministeriums.

(bme)