Befragung: Studierende abseits der Informatik oft unzufrieden mit KI-Angeboten

Studierende setzen häufig externe KI-Tools im Studium ein. Abseits der Informatik sind viele unzufrieden mit den Hochschul-Angeboten zum Umgang mit KI.

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Mehrere Studierende sitzen an Computern in einer Reihe

KI kommt bei Studierenden abseits der Informatik noch nicht regelmäßig zum Einsatz. Zudem haben die wenigsten Hochschulen ein eigenes Angebot.

(Bild: Photographee.eu/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Viele Studentinnen und Studenten abseits der Informatik nutzen Künstliche Intelligenz (KI) in ihrem Studienalltag bisher nicht regelmäßig. Das hat eine Befragung im Rahmen des Hochschulrankings des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) im Wintersemester 2023/2024 ergeben. Zugleich sind lediglich Informatik-Studenten im Mittel damit zufrieden, wie KI innerhalb der Hochschule thematisiert wird.

Rund die Hälfte der befragten gut 30.000 Studierenden nutzen hochschulexterne KI-Tools wie ChatGPT. Überwiegend nutzen die Befragten die Tools vereinzelt bis täglich für Übungsaufgaben, aber auch für das Schreiben von Berichten oder zur Prüfungsvorbereitung.

Die Nutzungspräferenzen für KI-Tools unterscheiden sich unter den Studiengängen teils deutlich voneinander. Die Wissenschaftler erklären dies mit den unterschiedlichen Inhalten und Studienformen der Fächer. Besonders in der Informatik werde Künstliche Intelligenz bereits oft eingesetzt: 61 Prozent der Informatikstudenten gaben an, KI monatlich bis täglich für Programmiertätigkeiten einzusetzen, gefolgt von 36 Prozent in der Physik.

In Fächern wie Soziologie, Politikwissenschaft und Sportwissenschaft nutzten Studierende die Tools eher dazu, Berichte, Seminar- oder Abschlussarbeiten zu schreiben. Die Studierenden der Medizin zeigten eine eher geringere Nutzungsaffinität für KI, schreiben die Autorinnen und Autoren der Untersuchung.

Für Übungsaufgaben griffen die Studierenden der Informatik mit 76 Prozent am häufigsten zur KI-Unterstützung. Über die Studienfächer hinweg hilft KI nach Angaben der Befragten auch bei der allgemeinen Recherche und Ideenfindung, bei der Erklärung oder der Nachbereitung von Studieninhalten. Sie unterstützt bei Formulierungen, Zusammenfassungen und Textkorrektur sowie bei der Literaturrecherche oder beim Überblicken eines Themas.

Auf die Frage nach hochschuleigenen KI-Tools gab ein Großteil der Studierenden an, dass es diese noch gar nicht an ihrer Einrichtung gebe. Wenn doch, nutzen sie die Tools eher für die Beantwortung organisatorischer Fragen oder für Rückmeldungen zu Übungsaufgaben.

Mit dem Angebot zum Kompetenzerwerb im Umgang mit KI zeigte sich lediglich ein Großteil der Informatik-Studiengänge zufrieden. Deutlich schlechter sieht es in den anderen Studiengängen aus. In der Informatik sei KI häufig bereits Bestandteil der Studieninhalte, heißt es in der Erhebung. Besonders auffällig ist die Unzufriedenheit in den Fächern Chemie, Geowissenschaften, Medizin, Pharmazie und Zahnmedizin.

(Bild: CHE)

Offenbar ist vielen Studierenden – insbesondere der Informatik, Soziologie und Politikwissenschaft – der ethisch korrekte Umgang mit den neuen technischen Errungenschaften wichtig. 47 Prozent finden es sehr wichtig oder wichtig, dass ihre Hochschule ihre persönlichen und studienbezogenen Daten nur mit ihrem Einverständnis mithilfe von KI auswertet. 38 Prozent befürworten außerdem einen Verhaltenskodex der Hochschule für den Umgang mit KI. Hier war die Zustimmung bei der Soziologie und Politikwissenschaft besonders hoch.

Zugleich hat mehr als ein Drittel der Befragten diese Fragen nicht beantwortet. "Es ist davon auszugehen, dass sich viele Studierende bislang noch nicht tiefer mit dem Thema beschäftigt haben bzw. die Hochschulen hierzu bisher keine Regelungen getroffen haben und deshalb die Fragen unbeantwortet blieben", heißt es in der Veröffentlichung des CHE.

Die Autorinnen und Autoren des CHE-Rankings betonen, Hochschulen müssten sich in Bezug auf KI breiter aufstellen, auch da immer mehr Studierende abseits der IT diese künftig nutzen würden. Dies müssten sie angemessen und aufgeklärt tun können – auch um ethische, rechtliche und soziale Fragen einordnen zu können. "Dazu sollte ein Transfer der KI-Expertise aus dem Bereich der Informatik in andere Studienfelder beitragen, zum Beispiel durch einen Austausch unter Lehrenden oder interdisziplinäre Studienangebote."

In die Befragung flossen die Antworten von 34.147 Studierende ab dem dritten Fachsemester in 15 unterschiedlichen Studienfächern der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer, der medizinischen Fächer sowie der Fächer Politikwissenschaft, Soziologie und Sport/Sportwissenschaft ein. Das CHE-Ranking wird für jedes Fach nur alle drei Jahre aktualisiert. Die Befragung findet jährlich in jeweils wechselnden Fächern statt.

(are)