"Beispiellos": Die nächsten Forschungsaufnahmen von Euclid begeistern die ESA

Das Weltraumteleskop Euclid soll einen gigantischen Atlas des Universums erstellen. Bevor es losgeht, waren aber erst einmal "beispiellose" Aufnahmen dran.

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Rot-violetter Schleier vor zahlreichen Galaxien

Aufnahme des Nebels Messier 78 im Sternbild Orion.

(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre (CEA Paris-Saclay), G. Anselmi, CC BY-SA 3.0 IGO)

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Die Europäische Weltraumagentur hat fünf weitere hochaufgelöste Aufnahmen veröffentlicht, die das Weltraumteleskop Euclid gemacht hat. Auf einem sind beispielsweise mehr als 50.000 Galaxien zu sehen. Ein anderes zeigt einen beeindruckenden Ort der Sternentstehung. Es handle sich um "beispiellose" Bilder, die alle zusammen in weniger als 24 Stunden aufgenommen worden seien. Das mache das Potenzial der sechs Jahre dauernden Hauptmission deutlich. Die Bilder sind Teil einer Missionsphase mit vergleichsweise frühen Veröffentlichungen und stellen noch "alte Forschung" dar, nicht die Kernforschung, für die das Weltraumteleskop gebaut wurde, erklärt die ESA. Auf ihrer Basis wurden bereits wissenschaftliche Arbeiten verfasst, die jetzt ebenfalls eingesehen werden können.

Zu den jetzt veröffentlichten Bildern gehört eine Deep-Field-Aufnahme des Galaxienclusters Abell 2390. Darauf sind laut ESA mehr als 50.000 Galaxien zu sehen und dank starker Gravitationslinsen im Zentrum einige davon sogar gleich mehrfach. Solche immens massereichen Gebiete im Universum, die das Licht dahinter liegender Objekte gewissermaßen verbiegen, soll das Instrument im Rahmen seiner Hauptarbeit besonders intensiv untersuchen, um die Verteilung der Dunklen Materie zu ergründen. Im Reflexionsnebel Messier 78 kann Euclid derweil sogar rund 300.000 Objekte ausmachen. Anhand dieses Datensatzes soll die Entstehung von Sternen untersucht werden. Die restlichen drei Bilder zeigen Galaxien und werden ebenfalls ausgiebig analysiert.

Die ersten Forschungsbilder von Euclid (10 Bilder)

Der Galaxiencluster Abell 2390
(Bild: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre (CEA Paris-Saclay), G. Anselmi, CC BY-SA 3.0 IGO)

Schon im November hat die ESA fünf beeindruckende Euclid-Aufnahmen veröffentlicht, die das immense Potenzial des Weltraumteleskops unter Beweis stellen sollten. Anders als etwa das hochmoderne Weltraumteleskop James Webb ist Euclid dafür ausgelegt, besonders scharfe Aufnahmen des Sternenhimmels auch im sichtbaren Licht zu machen. Auf denen soll die ganze Bandbreite an Himmelskörpern abgebildet werden, von den hellsten Sternen bis zu den lichtschwächsten Galaxien. Anhand der so ermittelten Gestalt, Entfernung und Bewegung von Milliarden Galaxien soll ein beispielloser Himmelsatlas erstellt werden, der uns etwas über jenen Teil des Kosmos verrät, den wir nicht sehen können.

Für die Erstellung dieses ersten Katalogs hat das Instrument weniger als einen Tag gebraucht, insgesamt enthält er 11 Millionen Objekte im sichtbaren Licht und 5 Millionen im infraroten Spektrum. "Dieses Weltraumteleskop soll die größten offenen Fragen der Kosmologie klären", meint Euclid-Projektforscherin Valeria Pettorino von der ESA: "Und diese ersten Beobachtungen zeigen deutlich, dass Euclid dieser Aufgabe mehr als gewachsen ist." Die damit möglichen Bilder seien mindestens viermal schärfer als die Aufnahmen bodengebundener Teleskope und decken große Bereiche des Himmels deshalb in unübertroffener Detailtiefe ab. Die Aufnahmen seien jetzt nur der Auftakt zu einer "spannenden Reise mit dem Ziel, das Universum zu kartieren", verspricht ESA-Chef Josef Aschbacher.

Euclid war Anfang Juli 2023 in den Weltraum gestartet. Herzstück ist ein hochauflösendes Teleskop, das mit zwei Kameras ausgestattet ist – eine für den sichtbaren Wellenlängenbereich und eine für das nahinfrarote Spektrum. Die Geräte sollen die Bewegungen und Formen von Galaxien abbilden beziehungsweise dabei helfen, auf die Entfernung von Galaxien zu schließen. Die ESA will so einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der vergangenen zehn Milliarden Jahre erforschen. Ziel ist eine sechsjährige Analyse eines Drittels des Sternenhimmels, die auch neue Erkenntnisse zur Dunklen Materie und zur Dunklen Energie liefern soll. Die ersten Forschungsarbeiten sind jetzt auf der Projektseite einsehbar.

(mho)