Bemannte Raumfahrt: Schwerelosigkeit sorgt für potenziell riskante Blutarmut

Während teilweise schon bemannte Flüge zum Mars geplant werden, sind noch nicht einmal alle gesundheitlichen Folgen von Langzeitaufenthalten im All bekannt.

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Die ISS vor der Erdkugel

(Bild: NASA)

Lesezeit: 2 Min.

Der menschliche Körper verliert im Weltraum deutlich mehr rote Blutkörperchen als auf der Erde, mit möglicherweise gesundheitsschädlichen Folgen auf langen Flügen etwa zum Mars. Das hat eine Forschungsgruppe anhand medizinischer Daten von mehr als einem Dutzend Raumfahrerinnen und Raumfahrern herausgefunden. Während auf der Erde jede Sekunde rund zwei Millionen rote Blutkörperchen im Körper zerstört und ersetzt werden, seien es im Weltraum drei Millionen gewesen. Das sei eine direkte Folge des Aufenthalts im Weltraum. Während das im All keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen nach sich ziehe, habe es messbare Auswirkungen, wenn Betroffene wieder die volle irdische Gravitation spüren. Die gefundenen Beeinträchtigungen bezüglich der Energie, Ausdauer und Stärke könnte Missionen zum Roten Planeten gefährden.

Dass die sogenannte Blutarmut eine Folge von Flügen ins All ist, war bereits bekannt, erläutert das Team um Guy Trudel vom Ottawa Hospital jetzt. Bislang sei man aber davon ausgegangen, dass es sich um eine kurzzeitige Anpassung an die sich neu verteilenden Körperflüssigkeiten in der Schwerelosigkeit handle. Man habe gedacht, dass die Körper rasch etwa 10 Prozent der roten Blutkörperchen zerstören und sie innerhalb der ersten zehn Tage wieder ersetzt werden. Messungen an 14 Besatzungsmitgliedern der Internationalen Raumstation ISS vor Ort im All hätten dem aber widersprochen, fünf waren nach der Landung "klinisch anämisch". Die übermäßige Zerstörung der Roten Blutkörperchen ist demnach eine dauerhafte Folge. Zwar gehe sie nach der Landung langsam zurück, aber auch nach einem Jahr habe sie noch 30 Prozent über dem vorherigen Niveau gelegen.

Die jetzt im Fachmagazin Nature Medicine vorgestellte Studie zeigt einmal mehr, wie wenig wir über die gesundheitlichen Folgen von Langzeitaufenthalten im Weltraum wissen. Und das, obwohl die Planungen für mehrjährige Missionen immer mehr Gestalt annehmen. Trudel und sein Team meinen nun, dass Astronauten und Astronautinnen besser in Bezug auf Blutarmut beobachtet werden müssten. Es sei bereits bekannt, dass die Blutarmut mit der Länge von Aufenthalten im All schlimmer werde. Aus der Erkenntnis, dass der Körper im All mehr rote Blutkörperchen produziert, ergebe sich die Notwendigkeit, den Speiseplan anzupassen. Wie lange der Körper das ausgleichen könne, sei unklar. Erst vor wenigen Wochen war ein spezieller Schlafsack für Raumfahrende vorgestellt worden, der deren Augäpfel auf langen Reisen im All schützen soll.

(mho)