BenQ Mobile hat Insolvenzantrag gestellt [Update]

Die Pleite der ehemaligen Siemens-Handysparte mit 3000 Beschäftigten ist nun offiziell. BenQ Mobile hat einen Insolvenzantrag eingereicht.

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  • dpa

Die Pleite der ehemaligen Siemens-Handysparte mit 3000 Beschäftigten ist nun offiziell. BenQ Mobile habe einen Insolvenzantrag eingereicht, sagte eine Sprecherin des Münchner Amtsgerichts am Freitag. Damit steht die Tochter des taiwanischen BenQ-Konzerns vor dem Aus. An den Standorten in Nordrhein-Westfalen und München sind 3000 Mitarbeiter vom Verlust ihrer Arbeitsplätze bedroht.

NRW-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) versprach den Beschäftigten bei einem Besuch im Werk Kamp-Lintfort: "Wir wollen alles tun, dass sich für Sie und Ihre Familien wieder eine neue Perspektive eröffnet." Er kritisierte, dass die Belegschaft von der Insolvenz aus dem Radio erfahren musste: "So geht man nicht mit Mitarbeitern um". Rüttgers erinnerte zugleich daran, dass das Werk lange Zeit eine Siemens-Fabrik gewesen sei und der Konzern weiterhin eine Verantwortung für den Standort Kamp-Lintfort habe. SPD- Landeschef Jochen Diekmann forderte die NRW-Regierung auf, gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter alle Instrumente zu nutzen, um der Belegschaft eine Perspektive aufzuzeigen.

BenQ hatte das Siemens-Handygeschäft vor einem Jahr übernommen. Angesichts weiterer Verluste und sinkender Marktanteile drehten die Taiwaner am Donnerstag überraschend den Geldhahn zu. Der deutschen Tochter blieb nur der Gang vor das Insolvenzgericht. "Der Schock ist noch nicht verdaut", hieß es in der Münchner BenQ Mobile-Zentrale mit 1400 Beschäftigten. Am Nachmittag sollte sich der vorläufige Insolvenzverwalter in der Zentrale vorstellen.

Unterdessen will das deutsche Management des insolventen Handyherstellers nach Angaben von Rüttgers eine Schließung der Standorte nicht hinnehmen. Über den Insolvenzverwalter müsse jetzt möglichst schnell ein Signal kommen, dass es weiter gehe, sagte er am heutigen Freitag in Kamp-Lintfort nach einem Gespräch mit Geschäftsleitung, Betriebsrat und Gewerkschaft. Das wäre auch ein wichtiges Zeichen für die Kunden des Unternehmens. Die Produktion soll zunächst fortgesetzt werden.

Der IG Metall-Chef in NRW, Detlef Wetzel, betonte auf einer außerordentlichen Belegeschaftsversammlung in Kamp-Lintfort, dass man Siemens moralisch nicht aus der Verantwortung enlassen könne. Siemens und BenQ hätten sich saniert. "Die einzigen, die die Zeche zahlen, sind die Beschäftigten in den Werken", sagte Wetzel. Alles hätten sie von der Belegschaft abverlangt und große Versprechungen seien gemacht worden. Aber "gehalten hätten sie nichts". Mit Trillerpfeifen und Rasseln protestieren viele Mitarbeiter von BenQ Mobile gegen eine drohende Schließung des Standortes.

BenQ will die Siemens-Benq-Handys künftig allein in Asien fertigen. Die IG Metall warf Siemens eine Mitschuld an der Pleite vor. "Wären die Beschäftigten über die tatsächlichen Absichten von Siemens und BenQ informiert gewesen, hätten sie dem Übergang ihres Arbeitsverhältnisses widersprochen", kritisierte am Freitag der IG- Metall-Bevollmächtigte Harald Flassbeck. "Offenbar handelt es um einen schmutzigen Trick, mit dem sich Siemens seiner Beschäftigten entledigt hat." Die IG Metall drohte auch mit juristischen Schritten gegenüber Siemens.

Der Elektrokonzern bedauerte die Entwicklung. Im Umfeld des Konzerns wurde darauf hingewiesen, dass Siemens an die langfristige Zukunft unter der Führung von BenQ geglaubt habe. Nur deshalb habe man auch die Marke Siemens für eine Übergangszeit mit abgegeben. (dpa) / (vbr)