Berchtold unterliegt im Infineon-Machtkampf [Update]

Der seit Wochen tobende Machtkampf um den Vorsitz des Infineon-Aufsichtsrats ist entschieden. Der Finanzvorstand des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, Willi Berchtold, konnte sich bei den Aktionären des Münchner Chipherstellers nicht durchsetzen – Gegenkandidat Klaus Wucherer wurde hingegen mit deutlicher Mehrheit in den Aufsichtsrat gewählt.

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  • dpa

Der seit Wochen tobende Machtkampf um den Vorsitz des Infineon-Aufsichtsrats ist entschieden. Der Finanzvorstand des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, Willi Berchtold, konnte sich bei den Aktionären des Münchner Chipherstellers nicht durchsetzen. Sie verweigerten ihm einen Sitz im Aufsichtsrat.

Der britische Finanzinvestor Hermes hatte Berchtold gegen den Ex-Siemensvorstand Klaus Wucherer ins Rennen um den Posten des Chefaufsehers geschickt. In einem weiteren Wahlgang müssen die Aktionäre aber noch über die übrigen fünf Arbeitgeber-Kandidaten für den Aufsichtsrat entscheiden – also auch über Wucherer.

[Update]

Rund 72 Prozent der Anteilseigner stimmten gegen Berchtold. Damit ist der Weg für den Favoriten des bisherigen Aufsichtsrats, den Ex-Siemens-Vorstand Klaus Wucherer (65), frei. Er wurde zusammen mit den übrigen Bewerbern in einem weiteren Wahlgang mit 72 Prozent der Stimmen in den Aufsichtsrat gewählt. Der neue, um vier Sitze auf 12 Mitglieder verkleinerte Aufsichtsrat wollte noch am Abend zusammentreten und aus seiner Mitte einen Vorsitzenden wählen.

Wucherer hatte zuvor angekündigt, im Falle seiner Wahl den Posten nur für ein Jahr übernehmen zu wollen, um einen "profilierten Nachfolger" zu suchen. Er gehört dem Gremium bereits seit 1999 an. Nach dem deutlichen Votum von 64 Prozent für eine Einzelabstimmung über Berchtolds Bewerbung, hatten Beobachter zunächst auch mit einer Wahl des Managers in den Aufsichtsrat gerechnet.

Aktionärsvertreter übten auf der Versammlung, die von dem Streit um den Chefaufseher beherrscht wurde, teils scharfe Kritik vor allem am scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Max Dietrich Kley. Ihm sei es nicht gelungen, seine Nachfolge geräuschlos zu regeln. Kley wies die Kritik an seiner Amtsführung zurück. Es habe den Neuanfang bei Infineon bereits gegeben, das Unternehmen brauche nun Stabilität.

Berchtold sagte, Infineon brauche nach dem guten Start ins neue Geschäftsjahr einen Neuanfang an der Spitze des Aufsichtsrates. "Eine Diskussion über einen Neuanfang halte ich für unnötig und schädlich", erwiderte Wucherer. Hermes-Vertreter Hans-Christoph Hirt verteidigte am Donnerstag das ungewöhnliche Vorgehen. Berchtold sei wegen seiner Erfahrung hervorragend geeignet. Eine Wahl Wucherers verhindere den nötigen Neuanfang.

"Wir halten die Kampfabstimmung für kontraproduktiv und verantwortungslos", sagte ein Vertreter der Fondsgesellschaft Union Investment. Trotz Vorbehalten sprach sich Union Investment für Wucherer aus. Es sei der falsche Augenblick, "die Sense im Aufsichtsrat kreisen zu lassen." Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach sich für Wucherer aus. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stellte sich hingegen auf die Seite Berchtolds und kritisierte Kley. "Sie hätten diese Schlammschlacht verhindern müssen", sagte DSW-Vertreterin Daniela Bergdolt. (pmz)