Bereit für KI: Deutsche Unternehmen noch nicht abgehängt

Die deutschen Unternehmen sind bei KI bislang nicht abgehängt. Zeitnahe Investitionen werden darüber entscheiden sein, wo Deutschland zukünftig stehen wird.

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(Bild: "Cisco AI Readiness Index 2023")

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Inhaltsverzeichnis

Eine Cisco-Studie zum Stand Künstlicher Intelligenz (KI) in deutschen Unternehmen zeigt eine Abgeschlagenheit gegenüber anderen Ländern im globalen und europäischen Vergleich. Allerdings sei es noch nicht zu spät, um mit den richtigen Investitionen zu den führenden Nationen aufzuschließen und vorn mitzuspielen. Die nötigen Maßnahmen, die die Unternehmen treffen müssen, liefern die Autoren der Studie gleich mit.

Für die Studie "Cisco AI Readiness Index 2023" wurden 8161 Führungskräfte von Unternehmen mit mindestens 500 Mitarbeitern in 30 Ländern – 9 davon aus Europa – befragt, wie sie den Stand zum Einsatz Künstlicher Intelligenz im eigenen Betrieb einschätzen. Unterteilt wurde die Bereitschaft der Unternehmen in die sechs Kategorien Strategie, Infrastruktur, Daten, Unternehmensführung, Mitarbeiter-Talente und Unternehmenskultur mit jeweils unterschiedlichen Gewichtungen. Der Stand der Unternehmen wurde in vier Kategorien aufgeteilt: unvorbereitet ("Laggards"/Nachzügler), bedingt vorbereitet ("Follower"), mäßig vorbereitet ("Chasers"/Verfolger, Jäger) und vollständig vorbereitet ("Pacersetters"/Tempomacher).

Kategorien Bereitschaft und Stand

(Bild: "Cisco AI Readiness Index 2023")

Der Studie zufolge liegt Deutschland im internationalen Vergleich bei den vollständig auf KI vorbereiteten Unternehmen mit 7 Prozent (gegenüber 14 Prozent global) und 29 Prozent bei den mäßig vorbereiteten (gegenüber 34 Prozent) zurück. 60 Prozent machen die Follower (48 Prozent) und 4 Prozent (global identisch) die unvorbereiteten Betriebe aus.

Innerhalb der Europäischen Union steht Deutschland bei den Pacesetters mit seinen 7 Prozent hinter Schweden, die mit 22 Prozent die globale Liste anführen, Italien und Spanien (jeweils 8 Prozent) und vor Frankreich, den Niederlanden (beide 4 Prozent) und Polen (6 Prozent). Im globalen Vergleich führt Schweden vor den USA (18 Prozent), Großbritannien (10 Prozent) und China (9 Prozent) bei den vollständig auf KI vorbereiteten Unternehmen.

Globale Vorbereitung auf Künstliche Intelligenz

(Bild: "Cisco AI Readiness Index 2023")

Bei den mäßig vorbereiteten Unternehmen, die in Deutschland auf 29 Prozent kommen, wird die Liste von China angeführt, gefolgt von den USA, Großbritannien und Polen, die alle vor den deutschen Unternehmern liegen. Gefolgt von Frankreich, Italien, Spanien, Schweden, der Schweiz und den Niederlanden.

Die beiden Kategorien mäßig und vollständig vorbereitet bezeichnet die Studie (PDF) als "AI Readiness", also bereit für Künstliche Intelligenz. Dabei kommt Deutschland auf 36 Prozent und liegt, bis auf Schweden (44 Prozent), vor oder gleichauf im europäischen Vergleich, jedoch hinter China, den USA und Großbritannien.

Mäßig und vollständig auf KI vorbereitete Unternehmen in den Ländern

(Bild: "Cisco AI Readiness Index 2023")

Immerhin sehen in Deutschland 95 Prozent der Unternehmen den Einsatz Künstlicher Intelligenz als wichtig an. Sie haben auch bereits Strategien und Investitionspläne entwickelt, wie die zukünftige KI-Nutzung aussehen soll. Der Erkenntnis müssen nun Taten folgen, so Christian Korff, Mitglied der Geschäftsführung Cisco Deutschland und Leiter der Bundesfachkommission "Künstliche Intelligenz und Wertschöpfung 4.0" vom Wirtschaftsrat der CDU, bei der Präsentation des Cisco AI Readiness Index 2023. Abgehängt sei Deutschland noch lange nicht und mit einer "gut definierte KI-Strategie" im Vergleich zu den führenden Ländern gut aufgestellt.

Fraglich bleibt am Ende, ob die Unternehmen ihre Strategien umsetzen und die nötigen finanziellen Mittel einbringen – das sei derzeit, verglichen mit anderen Ländern, bisher nicht der Fall, so Korff. Bei der Umfrage, so betont der Leiter der Bundesfachkommission KI, handle es sich lediglich um subjektive Selbsteinschätzungen der Unternehmen.

Als einen strategisch wichtigen Punkt erachtet Korff die Infrastruktur, hier müsse Deutschland zwingend investieren und in die Umsetzungen kommen. Vor allem die USA und nordischen Länder hätten hier einen großen Vorsprung. Ein Mieten der benötigten Infrastrukturen und Dienste – die in der Regel im Besitz ausländischer Unternehmen sind – sei der Entwicklung nicht zweckdienlich. Sind ausländische Systeme einmal mit Daten von deutschen Unternehmen gefüttert und aus der Hand gegeben worden, bekomme man sie nie wieder zurück.

Speziell beim Thema Daten würden wir uns in Deutschland besonders schwertun. Hier müssten auch Regulierungen wie etwa der europäische AI- oder Data-Act und die DSGVO einen rechtssicheren Raum schaffen. Bei der zukünftigen Verarbeitung von Daten sei die Unsicherheit für die Unternehmen am größten. Eine Verständigung auf die Nutzung von gemeinsamen und betriebsübergreifenden Daten sei ebenfalls ein wichtiger Aspekt für die KI-Zukunft in Deutschland.

Großen Nachholbedarf gebe es aufseiten der Unternehmensführungen, da etwa 65 Prozent die dringend benötigten Prozesse nicht ausreichend oder gar nicht definiert hätten, um zukünftig bei KI richtig aufgestellt zu sein. Verantwortung und Klarheit sei hier besonders mit Blick auf die Gefahren und Herausforderungen wichtig, zumal der Abstand gegenüber den anderen Ländern in diesen Punkten nicht zu groß und ein Aufholen möglich sei.

Um die benötigten Mitarbeitern zur Umsetzung Künstlicher Intelligenz auszubilden, ist neben den Unternehmen auch der Staat mit passenden Bildungs-, Nachwuchs- und Umschulungsangeboten gefragt. Deutschland liege im globalen Vergleich auch hier leicht zurück, sei aber bislang nicht angehängt worden. Zumal Deutschland durch Corona eine Veränderung in der Unternehmenskultur durchgemacht hat und agiler geworden ist.

Jedes zweite Unternehmen in Deutschland sieht laut Korff die Notwendigkeit, innerhalb eines Jahres zwingend KI-Strategien zu entwickeln und zu implementieren, damit keine signifikanten, negativen Nachteile entstehen. Zwar seien lediglich 7 Prozent der deutschen Firmen bestmöglich auf KI vorbereitet und etwa ein Drittel verfüge über die passende IT-Infrastruktur, aber immerhin hätten mehr als die Hälfte der Unternehmen bereits eine KI-Strategie. Knapp 40 Prozent sind demzufolge auf einen höheren Stromverbrauch durch KI vorbereitet.

Offen und abzuwarten bleibt, ob die Unternehmen ausreichend in die KI-Zukunft investieren. Hier ist auch die Politik gefragt, um etwa bei den Kosten für die Energieversorgung Planungssicherheit zu schaffen. Nötig sind langfristige Strategien, Investitionen in Infrastrukturen, die Zurverfügungstellung von Daten und Mitnahme der Mitarbeiter und Bevölkerungen. Ein verantwortungsvoller Aufbau und die entsprechende Nutzung künstlicher Intelligenz müsse in den kommenden Jahren gelingen.

(bme)