Bericht: Amazon übervorteilt mit Eigenmarken seine Marktplatz-Händler

Interne Dokumente zeigen, dass Amazon Produkte kopiert und Eigenmarken pusht. Amazon soll sich an internen Daten der Marktplatz-Händler bedienen.

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Amazon-Gebäude

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Amazon.com hat laut internen Dokumenten systematisch Produkte für seine Eigenmarken kopiert. Diese Eigenmarken wurden dann in der Produktsuche in den Vordergrund gestellt. Dabei wurden auch interne Daten der auf dem Amazon-Marktplatz tätigen Händler verwendet, um für Eigenmarken geeignete Produkte zu finden und Trends bei Anbietern und Kunden zu erkennen.

Das geht aus internen Dokumenten der Indien-Tochter Amazons hervor, berichtet Reuters. Demnach habe Amazon unter anderem erfolgreiche Produkte seiner Kooperationspartner identifiziert, um dann selbst Gleichartiges anzubieten. Gleichzeitig soll Amazon diese Angebote günstiger bepreist und bei der Produktsuche auf der Webseite hervorgehoben haben. Zu allem Überdruss habe der Konzern diese Konkurrenzprodukte auch noch auf der Produktseite des Originalartikels als Alternative beworben.

Indien hat bereits E-Commerce-Beschränkungen erlassen, die nur für ausländische Onlinehändler gelten. Sie sollen als neutrale Handelsplattformen auftreten, die anderen Händlern diskriminierungsfrei zu Dienst stehen. Der Verkauf eigener Produkte bleibt indischen Onlinehändlern vorbehalten. Amazon muss in Indien deshalb seinen angeschlossenen Händlern den Verkauf überlassen, die auch Amazon-Eigenmarken anbieten.

Laut Reuters hat Amazon auch Bewertungen und Retourenquoten ausgewertet, um seine Eigenmarken verbessern zu können. Beispielsweise hätten Kunden Amazon-Hemden überdurchschnittlich oft zurückgeschickt, weil sie ihnen nicht gepasst haben. Daraufhin soll der Konzern Größenangaben wie Kragenweite oder Taillenumfang von Konkurrenzprodukten anderer Marken mit geringeren Retourenquoten übernommen haben.

Die Dokumente beziehen sich nur auf Indien. Ob Amazon weltweit so verfährt oder nur in seinem bevölkerungsreichsten Markt, geht daraus nicht hervor. Entsprechende Vorwürfe erheben Marktplatz-Händler seit Jahren.

Vergangenes Jahr hat der damalige Amazon-Chef Jeff Bezos im US-Parlament ausgesagt, dass interne Konzernvorschriften die Auswertung der Händlerdaten für Eigenmarken untersagen. Er konnte aber nicht garantieren, dass diese Vorschriften nie verletzt worden seien.

Amazon selbst erklärte auf Anfrage, dass es die Authentizität der Dokumente nicht bestätigen könne, da Reuters diese nicht vorgelegt habe. Der Konzern halte die Behauptungen aber für sachlich falsch und unbegründet. So basiere die Produktsuche bei Amazon auf der Relevanz der Kundenanfrage, aber nicht davon, ob Eigenmarken dazu gehören.

In Europa steht Amazons Marktplatz ebenfalls auf dem Prüfstand. Die EU-Kommission sieht wettbewerbswidriges Verhalten, da Amazon seine marktbeherrschende Stellung im Onlinehandel missbraucht und nicht-öffentliche Daten von Händlern auf dem hauseigenen Marktplatz systematisch für das eigene Geschäft nutzt.

(fds)