Bericht: Apples China-Expansion stottert

Der Konzern eröffnet aktuell deutlich weniger Ladengeschäfte im Riesenreich als geplant. Das hat angeblich mit viel Bürokratie zu tun – und Korruption.

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Bericht: Apples China-Expansion stottert

Apple-Kundin in einem Store in China.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Die Volksrepublik China ist für Apple ein enorm wichtiger Markt – der Konzern produziert dort nicht nur fast alle Produkte, sondern generiert mittlerweile auch hohe Umsätze und Gewinne im Reich der Mitte. Entsprechend wurde in den letzten Jahren auch das Angebot an eigenen Ladengeschäften in dem Land massiv erhöht. Allerdings hat die Expansion seit dem vergangenen Jahr deutlich an Schwung verloren, wie es in einem Bericht heißt.

So wurden seit Anfang 2017 nur noch fünf neue Retail Stores eröffnet, während Apple zwischen 2015 und 2016 in nur zwei Jahren 30 Läden in China eingerichtet hatte. Apples Retail-Chefin Angela Ahrendts hatte den Ausbauwillen im Riesenreich stets betont. Wie nun die IT-Nachrichtenseite The Information schreibt wurden die ambitionierten Pläne des iPhone-Herstellers aber ausgebremst. Dies gaben mehrere ehemalige Angestellte, die mit dem chinesischen Markt beschäftigt waren, zu Protokoll.

So sollen die bürokratischen Hürden vor einer Apple-Store-Eröffnung in China gewachsen sein – vom Geschäftslizenzen über lokale Steuern bis hin zur Feuer- und Bausicherheit. Offenbar gelang es Apple früher besser, diesen Bereich zu handhaben; möglicherweise sorgt auch der große Handelskonflikt mit China, den US-Präsident Donald J. Trump seit 2017 gestartet hat, für eine schlechtere Stimmung.

Zunehmende Probleme soll es auch mit Korruption geben. So verlangten manche niedrigen Regierungsbeamten kostenlose iPhones und andere Apple-Produkte, um Prozesse "zu beschleunigen". Zum Teil gibt es zudem Konflikte zwischen Lokalregierungen und Peking, etwa um Steuern auf die Apple-Geschäfte.

Schwierigkeiten verursacht auch der gigantische Grau- und Schmuggelmarkt rund um Apple-Produkte. So sind die Geräte nach wie vor in Hongkong wesentlich günstiger – entsprechend versuchen "Profis" wie Amateure, dort Geräte zu erwerben und sie dann nach China zu bringen, um sie dort teurer loszuschlagen.

Weiterhin gibt es auch bei Produktstarts in den chinesischen Apple-Läden immer wieder Probleme mit Wiederverkäufern, die nur versuchen, die anfangs geringen Bestände zu erwerben, um sie dann gewinnbringend weiterzuverkaufen. Serviceleistungen wie AppleCare oder der Erwerb für Apple lukrativer Zubehörartikel interessieren diese nicht.

All diese Schwierigkeiten sollen laut The Information dazu geführt haben, dass Apple seine Expansionspläne im vergangenen Jahr kurzfristig angepasst hat. Entsprechend wurden weniger Läden eröffnet. Auf Dauer kann sich der Konzern das aber kaum leisten. Im vergangenen Quartal generierte Apple in China, Taiwan, Hongkong und Macao insgesamt 9,5 Milliarden US-Dollar Umsatz, was fast 18 Prozent Umsatzanteil entspricht. Damit ist "Greater China" hinter den USA und der EU drittwichtigster Markt für den Konzern. (bsc)