Bericht: Dell will seine Fabriken verkaufen

Die Nummer zwei im PC-Markt hat laut "Wall Street Journal" in den vergangenen Monaten vornehmlich asiatische Hersteller kontaktiert, um über den Verkauf der Produktionsstätten zu sprechen.

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Der US-amerikanische Computerhersteller Dell plant laut Wall Street Journal, weltweit seine Fabriken zu verkaufen. Künftig wolle Dell seine Geräte von Auftragsfertigern herstellen lassen. Dabei könnte es sich um die Käufer der Fabriken handeln. Aus "eingeweihten Kreisen" heißt es in dem Bericht, Dell verhandle bereits vor allem mit Interessenten aus Asien, um seine Fabriken innerhalb von anderthalb Jahren zu verkaufen; möglicherweise werden auch Standorte geschlossen, wie beispielsweise dieses Jahr in Texas. Außerdem steht ein massiver Arbeitsplatzabbau an.

Dell hatte vorige Woche enttäuschende Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vorgelegt. Nach einem Nettogewinnrückgang um 17 Prozent steht das Unternehmen stärker unter Druck, seine Profitabilität zu steigern. Bei der Fertigung von Desktop-PCs sei diese noch gegeben, doch gehe seit einiger Zeit der Trend zu aufwendiger zu produzierenden Notebooks. Durch Auslagerung der Produktion erhoffe Dell nun Kostensenkungen, durch die das Unternehmen besser konkurrieren können soll, heißt es in dem Bericht.

Die Idee, mit der Michael Dell das Unternehmen erfolgreich machte, war, die Computer erst nach Eingang der Bestellung schnell in eigenen Fabriken zu fertigen. So konnten Lagerkosten und Überproduktion verhindert werden. Die Fabriken sind aber vor allem auf die Montage stationärer Desktop-PCs zugeschnitten. Vertragshersteller, die sich auf die Herstellung von Notebooks spezialisieren, gelten als billiger. Dells Rivalen haben mittlerweile der Großteil ihrer Notebook-Produktion ausgelagert.

Dell stellt die meisten seiner Produkte in Fabriken in mehreren US-Bundesstaaten sowie in Irland, China, Brasilien, Malaysia und Polen selbst her. Einige Geräte wie Drucker und Projektoren werden von Partnerunternehmen gefertigt. Auch werden einige Notebooks teilweise in Fremdunternehmen zusammengesetzt, bevor sie bei Dell in der Endfertigung landen. In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht im vergangenen Jahr hieß es bereits, Dell suche nach Möglichkeiten, weitere Produktion auszulagern.

Allerdings könnte Dell mit dem Verkauf seiner Fertigungsstätten auf Probleme stoßen, berichtet das Wall Street Journal weiter. Auftragsfertiger seien möglicherweise wegen hoher Lohnkosten nicht an Fabriken in den USA interessiert. Zudem habe Dell an manchen Standorten wie zum Beispiel in North Carolina Subventionen erhalten und sich auf Auflagen wie den Erhalt von Arbeitsplätzen eingelassen.

Der Computerhersteller hatte 2007 bereits das jahrelang verfolgte Prinzip des Direktvertriebs aufgeweicht und den Verkauf über den Fach- und Einzelhandel angestoßen. Bis dato konnten Kunden ihren Rechner nur per Telefon oder Internet bestellen. Dell hielt im zweiten Quartal 2008 einen weltweiten Marktanteil von 15,6 Prozent, Hewlett-Packard führte die Rangliste laut Gartner mit 18,1 Prozent an. Der texanische Hersteller konnte zwar zuletzt aufgrund aggressiver Preispolitik an Boden gutmachen, bezahlte diese jedoch mit sinkenden Gewinnen. (anw)